Am 15. September trat Wallis Bird im Weinheimer Café Central auf. Die Künstlerin stand vor zehn Jahren zu Beginn ihrer Karriere schon einmal dort auf der Bühne. Dass sie sich mit einer Rückkehr Zeit ließ, ist wohl dem sauna-artigen Hallenklima anzulasten.
Das Café Central tut seinem Namen alle Ehre und liegt keine fünf Minuten von der Haltestelle der S-Bahn entfernt. Vorbei an den beinahe netten Security-Leuten, geht es hoch in die kleine Halle. Dem Café gelingt das Kunststück, für ein lässiges, aber nicht heruntergekommenes Ambiente zu sorgen. Meine gute Meinung ändert sich jedoch, sobald ich die Getränkepreise sehe: 2,80 Euro für einen Drittelliter Cola sind zu viel. Ich kann meinen Geldbeutel förmlich schreien hören, habe aber zu viel Durst, um mir das Getränk sparen zu können.
Wallis Bird, klein, weißgefärbte kurze Haare, ist eine irische Sängerin und Komponistin, die seit einiger Zeit in Berlin lebt. Das Café Central hatte sie schon einmal vor zehn Jahren besucht. Ihr Musikstil ist gar nicht so leicht festzumachen: Er ist zu sehr mit den bekannten Genres verwandt, um ihn in die Indie-Ecke zu stellen, weigert sich aber, stur einer Richtung zuzugehören. Ich hake es als „zwischen Funk und Blues mit ein bisschen Rock“ ab. Auf ihrer momentanen Deutschland-Tour stellt sie ihr neuestes Album Home vor.
Etwas nach 21 Uhr steigt Wallis dann endlich auf die Bühne. Zuerst stehen Songs aus ihren ersten beiden Alben auf dem Plan. Wobei sie gesteht, dass ihr das vor allem das erste Album gar nicht so gut gefällt. Ihr allgemeines Auftreten ist insgesamt erfrischend ehrlich und selbstironisch: „Als ich das erste Album gemacht habe, war ich gerade erst nach London gekommen und hatte gedacht, ich wäre das Beste seit geschnittenem Brot.“
Tatsächlich kommt am Anfang des Abends keine echte Stimmung auf. Besonders die eher ruhigen Lieder passen nicht zu Wallis‘ eigentlich energischer und kraftvoller Stimme. Die verhaltene Stimmung ändert sich aber mit der zweiten Hälfte, in der sie ausschließlich aus ihrem neuen Album Home singt. Dafür kommt auch ihre Band dazu: die Brüder Michel und Christian Vinne an Bass und Schlagzeug. Wallis‘ langjährige Freundin Aoife übernimmt Viola und Gesangsbegleitung.
Die meisten Stücke aus Home sind gut tanzbar oder Launemacher. Auch klappen dort die ruhigen Songs viel besser, wie Wallis mit dem Titellied beweist.
Dennoch hatten einige Zuschauer die Halle schon verlassen. Das lag aber weniger an Wallis oder ihrer Band als an dem Mangel an Lüftung oder Kühlung in der Halle. Hitze und Schweiß gehören zwar zu Hallenkonzerten dazu, aber daraus einen Saunabesuch zu machen, ist schon etwas gewagt. Das Problem existiert anscheinend bereits länger, da Wallis bemerkt, sich noch an die Hitze in dem Gebäude erinnern zu können. Zum Glück machen die letzten Songs gute Stimmung und den Schweiß vergessen. Obwohl der Abend eher lau angefangen hatte, sind die meisten Gäste also am Ende doch gut gelaunt, auf jeden Fall aber stark verschwitzt, nach Hause gegangen.
von Michael Pfister