Der bio.regional.fair-Ratgeber erleichtert bewusstes und nachhaltiges Einkaufen in Heidelberg. Ist er alltagstauglich?
Einen fair produzierten Kaffee in Ruhe genießen, Lebensmittel einkaufen, ohne bei jedem Produkt zu überlegen: Was bis vor kurzem noch mit hohem zeitlichen Aufwand verbunden war, erleichtert nun der von der Aktionswoche eingeführte bio.regional.fair-Einkaufsführer nebst App.
Im Oktober fanden zehn Tage lang überall in der Stadt Aktionen zum Thema Nachhaltigkeit statt. Unter anderem in der Buchhandlung „Schmitt & Hahn“ konnten Plas-tiktüten gegen Stoffbeutel getauscht werden, die Bäckerei „Mahlzahn“ öffnete ihre Backstube, bei dem Dekorladen „Vierling!“ wurde aus Altpapier Dekoration gebastelt. Geblieben ist der Einkaufsführer. „Mit dem Einkaufsführer bio.regional.fair möchten wir Bürgerinnen und Bürger einladen, die Heidelberger Vielfalt an Bio-Lebensmitteln, regionalen Erzeugnissen und fair gehandelten Produkten zu entdecken“, meint Oberbürgermeister Eckart Würzner. Biologische, fair-gehandelte und regionale Produkte sind in diesem durch verschiedene Symbole gekennzeichnet.
Für ein paar Freunde fehlen noch Weihnachtsgeschenke? Ein Besuch im „Weltladen Heidelberg-Altstadt“, der laut Einkaufsführer auf fairen Handel achtet und ein biologisches Teilsortiment anbietet, könnte sich lohnen. Dieser verkauft alles, von Schmuck, über Portemonnaies, Kosmetik, Schreibwaren und Lebensmitteln bis hin zu politischen Büchern. Zwischen 2 Euro und 2,50 Euro kostet Schokolade in allen möglichen Geschmacksrichtungen, Tee gibt es für 3 Euro und die Gewürze sind sogar vergleichsweise günstig. In diesem Weltladen werden Produkte aus anderen Ländern verkauft, um dortige Projekte zu unterstützen. Infolgedessen lassen sich ganz verschiedene Design-Stile finden. Für außergewöhnliche Geschenke auf fair-trade-Basis ist man somit bei dem Weltladen in der Heugasse 2 genau richtig. Und wenn das Geschenkekaufen zu anstrengend geworden ist, bietet der Weltladen Kaffee für 1,80 Euro oder einen Bananen-Mango-Shake für 2,20 Euro in entspannter, uriger Atmosphäre bei afrikanischer Musik .
Ein Geheimtipp für besondere und regionale Lebensmittel sind „Ilonas hausgemachte Spezialitäten“. Der Stand befindet sich jeden Donnerstag auf dem Markt am Friedrich-Ebert-Platz, wird von dem Einkaufsführer und der App mit dem Symbol „aus der Region“ bezeichnet und bietet verschiedene Essig-, Sirup- und Marmeladensorten. Auf Nachfrage empfiehlt die Eigentümerin besonders ihren Rosenblütensirup. Die Rosen wurden, wie die meisten verwendeten Zutaten, selbst biologisch in Sinsheim angebaut und zu Sirup verarbeitet. Ein solches für Großeltern sehr gut geeignetes Geschenk kann für knappe 5 Euro erworben werden, die wunderschön verpackten Marmeladen kosten zwischen 1,50 Euro und 3,50 Euro.
Doch der bio.regional.fair-Einkaufsführer eignet sich nicht nur für das Besorgen von Weihnachtsgeschenken, sondern auch für den allwöchentlichen Einkauf. „Lebe Gesund“ in der Hauptstraße garantiert beispielsweise einen veganen friedfertigen Landbau, bei dem keine genmanipulierten Pflanzen kultiviert und keine Pestizide verwendet werden. „Bio ist Geschmack“, meint Peer Gromoll und deutet auf die Pyramide aus Gläsern mit selbstgepflügtem Bärlauch, der ganz ohne Konservierungsstoffe in Öl eingelegt wurde. Er ist froh, dass die Kundschaft durch die Aktion bio.regional.fair öfter nachfragt, was friedfertiger Landbau bedeutet. Der kleine Laden mitten in der Altstadt ist herbstlich dekoriert, überall stehen Kostproben. Kaufen kann man fast alles, was in einem gewöhnlichen Haushalt benötigt wird: Brot, Aufstriche, Säfte, Gewürze, Nudeln, Pesto, einige Fertiggerichte, Kekse, getrocknete Apfelringe und viel mehr. Nur frisches Gemüse fehlt. Dieses muss bestellt werden und wird dann direkt vom Feld nach Hause geliefert. Die Preise sind zwar höher als in einem normalen Supermarkt, aber liegen meistens noch im Bereich des Möglichen. Der bio.regional.fair-Einkaufsführer enthält viele Geschäfte, die dem normalen Studenten völlig unbekannt sind, dies jedoch nicht bleiben sollten. Bezüglich der Preise müssen einige Kompromisse eingegangen werden, manche Produkte sind allerdings auch günstiger als erwartet. Eine Verbesserung des Handbuchs könnte durch Hinzufügen einer neuen Kategorie erfolgen: Ob die Tiere bei der Herstellung von nicht-veganen Produkten artgerecht gehalten werden, ist in der Beschreibung der Läden leider nicht enthalten.
Eine gute Ergänzung zu dem Einkaufsführer ist die App „Mein Heidelberg“. Unter der Rubrik bio.regional.fair sind alle Läden in der Nähe, die die Kriterien der Aktion erfüllen, auf einer Karte lokalisiert. Die App zeigt zudem die Öffnungszeiten und die Zertifizierung, ob das entsprechende Geschäft biologische, fair gehandelte und regionale Produkte verkauft. Die Nutzer können auch direkt nach einer bestimmten Art, wie beispielsweise einer Bäckerei, suchen. Die App ist kostenlos und erleichtert enorm das Finden von Produkten, bei denen auf eine nachhaltige Produktion geachtet wurde. Der Kaufrausch kann also beginnen: Und diesmal ganz ohne schlechtes Gewissen!
Von Lina Rees