Obwohl der Heidelberger Wohnungsmarkt angespannt ist, gibt es Perspektiven für Studierende, die auf Suche nach einer Bleibe sind
Die „Kochgelegenheit“ ist eine einzelne Kochplatte mitten im Flur, zum Duschen geht man ins Schwimmbad, nach einem Monat hat man als Erasmus-Student immer noch keine Bleibe und die letzten WGs sind voll oder antworten nicht. Solche Erlebnisse sind bei der Wohnungssuche in Heidelberg Alltag. Studierende in spe müssen viele Anfragen schreiben, lange warten und einige Absagen hinnehmen, bis sie eine Wohnung haben. Gefühlt zahlt man auch zu viel. Laut Statista steht Heidelberg in der Liste der höchsten Mietpreise deutscher Städte auf dem fünften Platz.
Ein Grund dafür ist die hohe Zuwanderung. Zwischen 2011 und 2030 soll die Stadt um etwa 12 000 Einwohner wachsen. Die Stadt schätzt deswegen den Bedarf an neuen Wohnungen bis dahin ebenfalls auf circa 12 000. Die Konversionsflächen und die Bahnstadt werden ihn nur knapp zur Hälfte decken können. Christoph Nestor vom Heidelberger Mieterverein sieht die Gründe aber auch in der Wohnungspolitik der vergangenen Jahre: „Erst mit einer Wohnraumbedarfsanalyse von 2013 beginnt die Stadt, langfristig zu planen.“
Um die Lücke zu schließen, diskutiert der Stadtrat momentan das „Handlungsprogramm Wohnen“. Es sieht unter anderem eine Erweiterung der Bahnstadt entlang der Eppelheimer Straße sowie weitere Bauten bei den Patton Baracks vor. Die sogenannte Preisbindung soll auf 25 Jahre ausgedehnt werden. Das heißt, dass etwa 20 Prozent der gebauten Wohnungen nur zur Deckung der Kosten vermietet werden dürfen. Trotz dieser Schritte fehlen auf lange Sicht aber immer noch wenigstens 2500 Wohnungen. Das entspricht der Größe eines kleineren Stadtteils Heidelbergs.
Joachim Hahn vom Heidelberger Amt für Stadtentwicklung und Statistik bezeichnet den Markt als „sehr angespannt“. Die Stadt könne die Entwicklung aber nicht durch günstige Wohnungen allein bekämpfen. Diese führe nur zu einer Ghettoisierung der Stadtteile. Außerdem konkurriere Heidelberg mit den umgebenden Gemeinden um die Gunst von Bauherren und Investoren. Wenn zu wenig Profit zu erwarten sei, würden sie einfach einen anderen Ort zum Bauen suchen.
Christoph Nestor meint, dass es eine große Anzahl an sozialen und genossenschaftlichen Bauträgern gebe, die bereit seien, zu günstigen Mietpreisen zu bauen.
Sich beim Studierendenwerk Heidelberg um einen Platz zu bewerben, ist möglich, aber keine Lösung für alle: Nur 16 Prozent der Studierenden in Heidelberg haben einen Platz in einem Wohnheim. Sogenannte Härtefälle erhalten Vorrang. Härtefälle sind diejenigen, die eine schwerwiegende körperliche Behinderung haben oder deren Eltern wenig Geld verdienen. Das Studierendenwerk, so die Geschäftsführerin Ulrike Leiblein, bemühe sich um mehr Wohnungen: „Das Problem ist nicht der Geld-, sondern der Flächenmangel.“ Die Stadt habe zum Beispiel den Erwerb von zwei weiteren Häusern in der Römerstraße abgelehnt. Eine langfristige Perspektive bieten die neuen Holzhäuser, die in Heidelberg stehen. „Dadurch, dass nach Prinzipien der Nachhaltigkeit gebaut wurde, liegen ihre Betriebskosten für Wärme und Strom sehr niedrig. So werden wir die Mieten weiter niedrig halten können. Wir planen, auch zukünftig solche Häuser zu bauen.“ Die Häuser stehen im Neuenheimer Feld und sind durch Wärmeaustausch und Photovaltaik energieeffizient.
Und ganz auf das Wohnen in einem Haus verzichten? Eine Alternative bietet die Bahncard 100. Sie kostet etwas mehr als 4000 Euro im Jahr. Also nur wenig mehr als ein kleines WG-Zimmer. Mit ihr können abenteuerlustige Menschen mit allen deutschen Zügen in der zweiten Klasse fahren. Jedoch verzichtet man dabei nicht nur auf die Miete, sondern auch auf Internet, Dusche und Privatsphäre. Nicht zuletzt muss im Semester die Anwesenheit in Seminaren und Vorlesungen garantiert werden. Bei der Unpünktlichkeit der Bahn ist das sehr unrealistisch. Leonie Müller, die Tübinger Studentin, die das Wohnen mit Bahncard berühmt gemacht hat, kommt deswegen regelmäßig bei Freund, Bekannten und Familie sowie durch Couchsurfing unter. Wer das zu unstet findet, kann sein Glück auf dem Campingplatz suchen. Dafür braucht man natürlich einen Wohnwagen, der teuer werden kann. Da die Stellplätze, je nach Lage, durchaus günstig sind, kann das Geld für ein altes Modell lohnen. Für Heidelberg bleibt das Leben direkt im Grünen jedoch ein Wunschtraum: Kein Stellplatz in der Gegend erlaubt es, einen Wagen langfristig abzustellen.
Aufgeschlossene können aber auch ganz andere Formen des Wohnens ausprobieren: Der Verein Collegium Academicum plant ein Wohnheim auf der Konversionsfläche des US-Hospitals. Die circa 220 Bewohner des Hauses organisieren dabei so viel wie möglich selbst. Die Warmmiete soll etwa 300 Euro für 14 Quadratmeter in Dreier- oder Vierer-WGs betragen. Aufgrund flacher Hierarchien können sich die Bewohner leicht in Projekte einbringen. Dadurch soll eine Kultur der Gemeinschaftlichkeit entstehen.
Was kann man aber als Studierender auf Wohnungssuche tun, um an eine möglichst billige und gute Wohnung zu kommen? Auf jeden Fall sollte man bereit sein, Prioritäten zu setzen. Die perfekte Wohnung gibt es nämlich – wenig überraschend – nicht. Zumindest nicht für wenig Geld. Lieber schnell im Club oder Hörsaal als ein großes Zimmer? Dann geht es ins Zentrum. Eher der häusliche Typ? Es muss nicht immer Heidelberg selbst sein. Dossenheim, Leimen, Eppelheim und die anderen nahen Gemeinden haben teils wesentlich größere Wohnungen zu bieten. Die Suche nach der eigenen Wohnung wird also ohne größere Kompromisse nicht gelingen. Egal, ob man im Trailer oder in einer WG wohnt.
Von Michael Pfister
Die Aussage „Kein Stellplatz in der Gegend erlaubt es, einen Wagen langfristig abzustellen.“ ist so nicht korrekt.
Für Heidelberg und Neckargemünd trifft das zu, aber in Schriesheim in der Talstraße 180 gibt es einen Campingplatz, der ganzjährig geöffnet ist und wo man als Studi sein Zelt / Caravan / WoMo dauerhaft abstellen kann.
Der Platz hat ein modernes Waschhaus mit Duschen und Toiletten und ca. 50 Parcellen mit Stromanschluss. Einge sogar mit Telefon- und Kabelfernseh-Anschluss. Preise ab 120 Euro pro Monat, Strom nach Vebrauch. Mindestmietdauer 1 Jahr.
Auf dem Platz wohnen hauptsächlich Monteure und Saisonarbeiter, aber auch als Student ist man willkommen. Ich habe selber 2 Semester dort gewohnt und bin ins Neuenheimer Feld gependelt. Bushaltestelle ist direkt am Platz.