Jeder Gang in einer anderen Küche: Das „Running Dinner“ bietet eine abwechslungsreiche Abendgestaltung für Feinschmecker und solche, die es werden wollen
Eine bunte Mischung aus Esstischstühlen, Hockern und sogar einem Schreibtischstuhl umgibt eine wenig elegant anmutende Konstruktion aus zwei Tischen. Darauf eine nicht wirklich zusammenpassende Sammlung an Geschirr: So sah die Vorbereitung für das „Running Dinner“, das unter dem Namen „Ten Tables“ am Samstag, dem 29. Oktober, stattfand und von „Studierende ohne Grenzen“ organisiert wurde, aus.
„Ten Tables“ und „Running Dinner“ – zwei Begriffe, die wohl einer Erklärung bedürfen. Bei einem Running Dinner handelt es sich um ein Drei-Gänge-Menü, dessen einzelne Gänge an Zweierteams verteilt werden. Den ihm zugeteilten Gang kocht jedes Zweierteam bei sich zu Hause, zwei andere Teams sind zu Gast. Für die anderen beiden Gänge sind die Kochenden jeweils selbst zu Gast. Am Ende treffen sich alle an einem Ort.
Der Name Ten Tables wurde gewählt, da für die Veranstaltung neun Teams, sprich neun Tische, eingeplant waren, die alle am Ende in der Altstadt an Tisch Nummer zehn zusammenkamen. Der Zweck einer solchen Veranstaltung ist es vor allem, neue Leute kennenzulernen. Damit ist sie wie geschaffen für verlorene Erstis in einer fremden Stadt.
Die Anmeldung ist einfach. Alles, was man tun muss, ist, ein Onlineformular auszufüllen. Vorausschauenderweise kann man hier auch Allergien und besondere Ernährungsweisen angeben. Die Adressen und Namen der Gastgebenden werden am Vortag des Dinners per E-Mail bekannt gegeben.
Doch bevor mein Gaumen und ich uns in kulinarische Höhen emporschwingen durften, mussten einige Hürden überwunden werden.
Eine kleine Studierendenwohnung ist nicht unbedingt für die Bewirtung von sechs Personen ausgelegt. Deshalb konnte der ein oder andere Engpass an Ausrüstung nur mit viel Kreativität überwunden werden.
Auch die Auswahl und Zubereitung eines passenden Gerichtes sorgte bei mir für einige Bedenken, welche sich aber dank der hervorragenden Unterstützung meines Teampartners und Jamie Olivers bald in Luft auflösten.
Den Auftakt des Abends bildete eine köstliche Maronencremesuppe, die wir zusammen mit vier reizenden Studentinnen verzehren durften. Die Zeit verging wie im Fluge. Leider trafen wir mit einer leichten Verspätung bei meiner Wohnung ein und wurden schon von unseren Gästen erwartet.
Dieser unangenehme Fauxpas wurde uns aber großzügig vergeben. Das von uns vorbereitete Hähnchencurry mit Reis war, wie ich mir mehrfach versichern ließ, erstaunlich lecker.
Zum Dessert kamen wir in den Genuss einer Mascarponecreme mit Himbeeren und Spekulatiusstücken. Abschließend machten wir uns mit prall gefüllten Bäuchen in die Altstadt auf und ließen den Abend gemütlich bei einem Bier ausklingen.
Während des Dinners habe ich viele sympathische Menschen getroffen. Auch die Befürchtung, dreimal hintereinander dasselbe Gespräch führen zu müssen, bestätigte sich nicht.
Denn abgesehen von dem inzwischen zur Standardgesprächseröffnungsfloskel verkommenem „Und was studiert ihr so?“ hielt der Abend in jeder Runde abwechslungsreiche und interessante Gesprächsthemen bereit. Studierende ohne Grenzen setzt sich eigentlich für Hochschulbildung in Konfliktgebieten ein. Die Ausrichtung eines Running Dinners war eine besondere Aktion zur Feier ihres zehnjährigen Bestehens.
Das Konzept der Running Dinners ist nicht neu. Auch andere bieten es an, man muss nur die Augen offen halten.
Von Matthias Luxenburger