Die facettenreiche Studentenstadt Heidelberg ist seit Jahrzehnten ein beliebter Drehort für Film- und Fernsehproduzenten.
Vergangenes Wochenende sendete die ARD den dritten Teil der Spielfilmreihe „Hotel Heidelberg“. An der Story hat sich nicht viel geändert. Wie bereits in vorherigen Filmen stand Hotelinhaberin Annette Kramer (Annette Frier) vor der Aufgabe, ihr Hotel vor dem Ruin zu bewahren. Ihr Mann Ingolf (Christoph Maria Herbst) und ihre Mutter Hermine (Hannelore Hoger) haben dabei ihren eigenen Kopf. Ge-spickt war der Film mit Ansichten der Heidelberger Altstadt, wie sie nicht schöner hätten sein können: warmes Sommerlicht in den Gassen, der funkelnde Neckar umrandet vom Grün der Wälder. Kein Wunder, dass es jährlich nicht nur die knapp zwölf Millionen Touristen in die Stadt zieht, sondern auch das ein oder andere Filmteam.
Bereits zu Zeiten der Stummfilm-Produktion von 1900 bis 1930 spielte Heidelberg als Drehort eine Rolle. Ab 1915 begann man das Theaterstück „Alt-Heidelberg“ von Wilhelm Mayer-Förster aufzuarbeiten. Seine Tragödie eines Studentenprinzen wurde zum Vorbild des deutschen Universitätslebens und prägt das Verbindungsdasein bis heute. Das Theaterstück wurde eines der meistaufgeführten Stücke der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die vierte Produktion (1959) des darauf basierenden Spielfilms, mit Sabine Sinjen und Christian Wolff, erreichte ebenfalls große Bekanntheit. Für dessen Uraufführung reiste das gesamte Schauspielteam in Heidelberg an.
Das Lexikon des internationalen Films bezeichnet demnach „Alt- Heidelberg“ zutreffend als „mit Burschenherrlichkeit, gedämpfter Sentimentalität und kitschigen Postkartenbildern aus dem Neckarland angereicherte Pseudo-Romantik.“ Die Studentenstadt Heidelberg bleibt aufgrund ihrer Attraktivität bei Produzenten ein beliebtes Thema. So erinnert sich Joe-Hannes Bauer, Mitschreiber des Jahrbuchs zur Geschichte der Stadt, an zwei besondere Streifen. „Nackt unter Leder/ La motorbiciclette“, ein französischer Spielfilm des Regisseurs Jack Cardiff, handelt von einer jungen Frau aus Straßburg, gespielt von Charlotte Rampling, die eine tragisch endende Affäre mit einem Heidelberger Philosophiedozenten hat. Und „Peau d’espion“, ein Thriller aus den Sechzigerjahren, verwickelt einen Politik-Professor aus Heidelberg in eine Spionage-Affäre.
Ein beinahe vergessenes Kapitel der Heidelberger Filmhistorie ist das Filmproduktionsstudio in Schlierbach. Hier wurden die sogenannten Neckar-Western produziert. Danach wurde bis nach dem zweiten Weltkrieg wenig in Heidelberg gedreht.
Im Jahr 1957 entstanden dann zwei weitere Kinofilme: „Die große Chance“ und die „Züricher Verlobung“ mit Liselotte Pulver. In den Siebzigern ist Heidelberg zunächst in „Akte Odessa“ auf der Kinoleinwand zu sehen und wenig später auch auf den Fernsehbildschirmen im 59. Tatort „Der Augenzeuge“, mit Kriminalkommissar Eugen Lutz. Ab den Neunzigern wurden in Heidelberg zahlreiche Fernsehfilme und Fernsehserien gedreht. Die wohl namenhafteste ist hierbei die Sat.1-Produktion „Hallo Onkel Doc!“
Einen umfangreichen, wenngleich nicht ganz repräsentativen Anblick Heidelbergs liefert die deutsche Kinoproduktion „Die Apothekerin“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ingrid Noll. Auch hier kommt Heidelberg nicht ohne das Klischee der Studentenstadt aus: Die Apothekerin Hella Moormann (Katja Riemann) heiratet überstürzt den Zahnmedizinstudenten Levin (Jürgen Vogel). Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine klassische Heidelberger Romanze, sondern um einen makabren Thriller, angetrieben durch unterdrückte Triebe und verlorene Wünsche. Bei den Dreharbeiten hatten nicht nur die Schauspieler viel Spaß, sondern auch Mitarbeiter der Max Bar, die bei Hellas durchzechten Nächten als Statisten dienen durften.
In jüngster Vergangenheit drehte die BBC in Heidelberg den Thriller „Salting the Battlefield“, mit Golden Globe Gewinner Bill Nighy, Ralph Fiennes und Helena Bonham Carter. Und das Werk des SWR „Morris aus Amerika“ bekam vier Auszeichnungen beim diesjährigen Sundance Festival. Ebenso suchte sich der Film „All Wrapped Up (Alles in Butter)“ beim Internationalen Filmfestival, sowie die noch nicht erschienenen Filme „Ein Sommer in Heidelberg“ und „Der Proband“ die idyllische Neckarstadt als Kulisse aus.
Die Anfragen für weitere Dokumentarfilme, zum Beispiel über das Mark Twain Village, zeigen, wie interessant Heidelberg für Produktionsfirmen ist. „Heidelberg ist zwar keine typische Filmstadt wie Köln, doch genau das macht ihren besonderen Charme aus. Hier gibt es noch die Kulisse, die für den Zuschauer neu und besonders ist – von der innovativen Wissenschaftsstadt mit einer weltweit renommierten Universität über romantische Altstadtgassen bis hin zur modernen Bahnstadt“, erklärt Nathalie Pellner vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit. Zudem sind die Hürden, die Filmteams meistern müssen, um in Heidelberg drehen zu können, gering und günstig. Eine Drehgenehmigung ist in Heidelberg nur einzuholen, wenn es zu Sperrungen oder Beeinträchtigungen in der Stadt kommt. Ausnahmen bilden die Thingsstätte, Friedhöfe und Heidelberger Wälder. Auch die Verwaltungsgebühr zwischen 50 und 200 Euro scheint hierbei gering.
Von Maren Kaps
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