Ein Toast auf die Liebe: Trennungen bringen Menschen zusammen. Mit einer Sammlung von Erinnerungsstücken aus verflossenen Beziehungen schafft das Museum of Broken Relationships etwas Verbindendes
Wie geht man mit einer Trennung um? Was kommt nach Angst, Lethargie und tausend verheulten Taschentüchern? Ein gesellschaftliches Ritual, um sich von den Dingen, die wir lieben, verabschieden zu können, gibt es nicht. Dabei sind Trennung und Verlust eine unvermeidliche menschliche Erfahrung. Das Museum of Broken Relationships zeigt, was nach der Trennung von einer Beziehungen übrig bleibt. Das ist keineswegs deprimierend, denn die Ausstellung bietet Impulse zur Verarbeitung und zum Umgang mit Trennungen. „Und das tut sie verspielt, kreativ und oft mit sehr viel Humor“, erzählt Jagoda Marinic vom Interkulturellen Zentrum, in dessen Räumen Relikte vergangener Liebe gezeigt werden.
„Wie wirst du jetzt irgendwas toasten?“, fragt jemand aus Colorado seinen Ex-Partner, nachdem er beim Auszug aus der gemeinsamen Wohnung kurzerhand das Küchengerät mitgenommen hat. „Ich liebe dich – WAS FÜR EINE LÜGE!“, schreibt ein anderer in Kroatien. In irgendeiner Art hat jeder schon Erfahrungen mit einer Trennung gemacht – das beschränkt sich nicht nur auf Liebesbeziehungen, sondern bezieht sich auch auf den Tod von Verwandten oder aufgelöste Freundschaften. Die Ausstellung richtet sich nicht nur an den Besucher. Schon vor der Eröffnung wurden die Heidelberger dazu aufgerufen, persönliche Gegenstände einzureichen und deren Geschichte zu erzählen. Neben dem Abbild der Stadtgesellschaft möchte die Ausstellung auch den internationalen Charakter Heidelbergs zeigen.
Die vielen persönlichen, auf der ganzen Welt gesammelten Erinnerungen erzählen nicht allein von einer unumgänglichen menschlichen Erfahrung. Vielmehr transportieren die Geschichten immer auch ein bisschen Lebensgefühl ihrer Länder. Besonders bewegt hat Jagoda Marinic das Holzbein eines Soldaten, der sich in seine Krankenschwester verliebt hatte. Er schrieb dazu: „Das Bein war stabiler als ihre Liebe.“ Die Verbindung der Erinnerung an eine gescheiterte Liebe mit „einem Teil schmerzhafter europäischer Geschichte“ berühre Marinic.
Das Kunst- und Kulturmuseum stellte seine Exponate bereits rund um den Globus aus: Die Idee zu der Ausstellung bot die Trennung des kroatischen Künstlerpaares Olinka Vištica und Dražen Grubišić. Sie lieferten das erste Relikt: einen Spielzeug-Hasen. In Zagreb, Mexiko-City, San Francisco, Berlin und Köln sammelte und zeigte das ehemalige Paar weitere Erinnerungsstücke – jetzt kommt das „Weltmuseum“ nach Heidelberg.
Auch wenn die Verfasser der Texte anonym bleiben, ist die Veröffentlichung eines schmerzhaften Gefühls eine Überwindung: etwas Privates wird öffentlich geteilt. Doch regt es auch dazu an, sich mit der eigenen Erinnerung, dem Schmerz und dem Gegenüber auseinander zu setzen. Auch auf das Fremde – all diejenigen, die nichts mit der Beziehung zu tun haben – gehen die Verfasser der Berichte einen Schritt zu.
Das Ziel des Interkulturellen Zentrums ist es, Menschen zusammenzubringen. Durch die prägende Erfahrung und die Erinnerung an unausweichliche Erlebnisse kann ein Zusammenhalt geschaffen werden. Schmerzhaftes und Trauriges werden zu etwas Schönem, Verbindendem und Gemeinschaftsstiftendem.
Mit dem Museum of Broken Relationships eröffnet das Interkulturelle Zentrum in Heidelberg nicht nur eine besondere Ausstellung, sondern auch seine neuen Räumlichkeiten. Der feierliche Auftakt der Ausstellung findet am 15. Dezember statt. Der Eintritt ist frei. Obwohl das Ende der Grund für die Ausstellung ist, ist diese nicht traurig. In der Form eines Gegenstandes leben die Emotionen und Erinnerungen aus Beziehungen weiter. Das Teilen einer prägenden Erfahrung, eines Verlustes, eines Schmerzes schafft nicht nur Verbundenheit, sondern gibt dem Thema „Trennung“ einen versöhnlichen Charakter. Liebesgeschichten werden erzählt, Erinnerungen bewahrt und Zeugnisse menschlichen Zusammenseins gesammelt.
Von Lea Dortschy