Der Streit um die Sperrzeiten in der Altstadt geht in die vorerst letzte Runde. Alle wichtigen Informationen zum Thema kompakt
Was ist eigentlich das Problem?
Der Kern der Auseinandersetzung liegt in der Mischung aus Wohnungen und Kneipen in bestimmten Ecken der Altstadt. Wer direkt über einer Kneipe wohnt, bringt bis zum Schließen der Lokale kein Auge zu; wer nachts in der Unteren feiern will, möchte nicht schon um 1 Uhr morgens gehen. Es hat sich gezeigt, dass Gäste nicht die größte Lärmquelle sind – vielmehr sind es Passanten, die auf der Suche nach der (nächsten) Kneipe laut reden, singen oder grölen.
Was steht zur Debatte?
Die Debatte dreht sich darum, wann die Gastronomen ihre Betriebe nachts (beziehungsweise frühmorgens) schließen müssen. Am 20. Dezember wird entschieden, ob die Sperrzeiten wochentags um 1 Uhr morgens und am Wochenende um 3 Uhr beginnen sollen. Bisher ist die Sperrstunde wochentags um 3 Uhr, samstags und sonntags um 5 Uhr morgens. So sieht es auch die Regelung des Landes Baden-Württemberg vor, für die Heidelberger Altstadt gilt sie seit Januar 2015. Die erhoffte Entzerrung der Besucherströme und damit des Lärmpegels kam durch diese langen Öffnungszeiten aber nicht, stattdessen zeigt das neue Lärmgutachten von vor einigen Wochen, dass es nachts länger laut ist und die Geräuschbelastung zugenommen hat.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor …
Das kann gut sein. Der Streit zieht sich seit nunmehr sieben Jahren hin. Als Startpunkt nennt die Stadt auf ihrer Infoseite den Herbst 2009. Damals habe sich „die Untere“ zur Kneipen- und Ausgehstraße entwickelt, als die wir sie heute kennen.
Aber mal ehrlich: Wer in die Altstadt zieht, weiß doch, dass es nachts auch mal lauter wird!
Das stimmt natürlich. Wer heutzutage in die Nähe der Unteren oder an die Hauptstraße zieht, darf keine idyllische Ruhe erwarten. Gleichzeitig gilt diese Aussage auch umgekehrt: Wer als Wirt in der Altstadt ausschenkt, weiß, dass dort die Anwohner direkte Nachbarn sind. Was Schlafentzug durch Ruhestörung mit den Anwohnern wirklich macht, sollte man nicht unterschätzen: Durch die Überschreitungen kommt es nachts teilweise zu gesundheitsgefährdenden Werten. Hinzu kommt, dass viele Häuser in der Altstadt durch Denkmalschutz und mangelnde Instandhaltung nicht gut isoliert sind, zum Beispiel nur einfach verglaste Fenster haben.
Ist es wahrscheinlich, dass es diesmal zu einer langfristigeren Lösung kommt?
Am 20. Dezember trifft der Gemeinderat eine Entscheidung darüber, welche Konsequenz aus dem Lärmgutachten gezogen wird. Die Vermutung liegt aber nahe, dass auch veränderte Sperrzeiten die Lärmbelastung und somit den Konflikt zwischen Besuchern, Gastronomen und Anwohnern nicht lösen können. Die Lautstärke entsteht nicht primär in den Kneipen, sondern auf dem Weg dorthin und von dort nach Hause. Außerdem schöpfen momentan nur wenige Betriebe die Öffnungszeiten ganz aus (wochentags sind es laut Angaben der Stadt derzeit neun Lokale), sodass vielerorts keine große Veränderung zu erwarten ist.
Wie steht die Studierendenvertertung zu dem Thema?
Der StuRa positioniert sich deutlich gegen eine Neuregelung: Für die Kneipenkultur und eine lebendige Altstadt seien die langen Öffnungszeiten unabdingbar. Gerade durch den Status als „Studentenstadt“ sei ein attraktives Nachtleben für Heidelberg wichtig. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen wurde die Initiative „Lebendige Altstadt für Heidelberg“ gegründet, eine Petition formuliert und eine Kundgebung organisiert, in der das Nachtleben symbolisch „zu Grabe getragen“ werde. Letztere findet am 15. Dezember um 19 Uhr in der Altstadt statt. Nähere Infos dazu finden sich auf der Facebookseite des StuRa.
Von Johanna Famulok