Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und der Heidelberger Weihnachtsmarkt, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht
ganz sicher. Das könnte Albert Einstein einst gesagt haben. Und tatsächlich wünscht sich so mancher Student insgeheim wohl eine Krümmung der Raumzeit, um durch ein Wurmloch vom Uniplatz zum Bismarckplatz zu gelangen, ohne sich durch eine vom Glühwein geleitete Masse schlagen zu müssen, die sich zum 3942sten Mal an „Last Christmas“ erfreut.
Nun mögen einige besserwisserische Hinterwäldler anmerken, dass der Markt ja nur vom 21. November bis zum 22. Dezember in der Stadt ist und dass dies keineswegs als unendlich zu bezeichnen ist. Doch was ist das für 1 Irrtum! Im postfaktischen Zeitalter ist für Tatsachen nun wirklich kein Platz mehr. Gefühlt beginnt der Weihnachtsmarkt mindestens schon im Oktober und endet frühestens im März. Und sind es beim Fest der Liebe nicht vor allem die Gefühle, die zählen sollten?
Nachdem man also an einem der zahlreichen überfüllten Stände allerhand unnötigen Krimskrams gekauft und sich mit überteuerten Süßigkeiten vollgestopft hat, lässt „Deutschlands schönste Eisbahn“ auf dem Karlsplatz in malerischer Atmosphäre unterhalb des Schlosses den Traum der Selfmade Eisprinzessin aufleben. Doch anstatt in Katharina Witts Fußstapfen zu treten, reißt man sich lediglich das Kreuzband. Karriereende. Da beneidet man fast die Menschen, die sich tagtäglich im Neuenheimer Feld aufhalten dürfen, an dessen mausgrauen Betonfassaden jegliche Weihnachtsatmosphäre so wunderbar abperlt.
Es gibt allerdings noch einen Grund zur Hoffnung: Gerüchten zufolge bereiten die im Heidelberger Schloss heimischen Fledermäuse bereits ihr weiträumiges Ausschwärmen vor, um dem regen Treiben ein Ende zu bereiten. Nun braucht es nur noch einen kurpfälzischen Batman, der im Gotham Baden-Württembergs für Recht und Ordnung sorgt. Aber wer könnte das sein? In jedem Fall war es nicht Eckart Würzner, der den Markt in diesem Jahr eröffnete. Purer Zufall?
Von Jesper Klein