Wolf Weidner und Kirsten Heike Pistel sind die neuen Vorsitzenden der VS. Ein Gespräch über neue Strukturen, Ämterhäufung und Zeitmanagement
Vorerst hat die Verfasste Studierendenschaft (VS) der Universität Heidelberg einen neuen Vorsitz. Der bisherige Finanzreferent Wolf Weidner und die bisherige Gremienkoordinatorin Kirsten Heike Pistel wurden zur neuen Spitze gewählt.
Ihr habt relativ überraschend und kurzfristig für den Vorsitz kandidiert. Was hat euch dazu bewogen?
Wolf Weidner: Es gab einfach keine Alternative, die folgende Kriterien erfüllt hat: satzungsgemäß, das heißt eine Person, die sich als männlich und eine Person, die sich als weiblich identifiziert und die schon Erfahrungen in diesem Gremium gesammelt haben. Wir haben uns nicht um den Job gerissen. Uns ist aber daran gelegen, dass die VS arbeiten kann und im Studierendenrat (StuRa) war der Wunsch laut, dass neue Vorsitzende gewählt werden. Für uns hätte das auch der alte Vorsitz kommisarisch weiterführen können. Aber wir wollten dem Wunsch des StuRa gerecht werden.
Worin seht ihr eure Aufgaben?
Kirsten Pistel: Unsere Aufgabe ist nicht politische Aktionen organisieren, sondern die strukturellen Voraussetzungen für die Arbeit der Gruppen und Fachschaften zu schaffen. Aktuell arbeiten wir an den Abrechnungen 2016 und den QSM-Anträgen. Das andere ist die Einarbeitung der neuen Beschäftigten. Denn Personalführung ist Vorsitzaufgabe. Wir sind laut Landeshochschulgesetz die Arbeitgeber.
Wolf: Grundsätzlich sehen wir uns nicht als die Träger des Programms, sondern als die Träger der Infrastruktur. Wenn ein Referent beispielsweise einen Bus bucht, muss er sich darauf verlassen können, dass der auch bezahlt wird. Mir als Finanzverantwortlichem ist es wichtig, dass solche Finanzangelegenheiten gut weiterlaufen. Deshalb jetzt auch weiterhin die Ausführung beider Ämter.
Du führst deswegen auch das Finanzreferat im Vorsitz kommissarisch weiter. Damit hast du gleich zwei sehr wichtige Aufgaben. Ist eine solche Ämterhäufung nicht problematisch?
Wolf: Naja demokratietheoretisch ist das nicht schön. Faktisch muss man sagen, dass die zusätzlichen Aufgaben sich für mich persönlich in Grenzen halten. Als Dauerlösung wünsche ich es mir dennoch nicht. Mir ganz persönlich ist es wichtig, dass sich wichtige Aufgaben der VS wahrzunehmen und ein Studium verantwortungsbewusst durchzuführen, nicht widersprechen.
Also ist ein Problem bei der Kandidatensuche der hohe Arbeitsaufwand?
Kirsten: Das ist eines der Probleme. Die Leute, die für den Vorsitz in Frage kamen, wollten nicht.Das ist auch so, weil sie wissen wie hoch der Aufwand ist. Außerdem wissen viele der Kandidaten, die bisher nicht in der VS aktiv waren, nicht genau worin die Arbeit des Vorsitzes besteht. Daran wollen wir auf jeden Fall etwas ändern, zum Beispiel indem wir die Aufgaben in der Satzung stärker ausführen.
Wolf: Außerdem muss man dafür sorgen, dass die Arbeit weniger ein Knochenjob ist. Das gelingt, indem man ein funktionierendes Büro-Team eingearbeitet hat, das die Arbeit unterstützt. Da muss ja keine Hierarchie vorhanden sein, wie man das vielleicht aus anderen Organisationen kennt. Da ist man dann zunächst Kommilitone und Kommilitonin und dann erst Angestellter und Vorsitz.
Deshalb auch die Umstrukturierung im StuRa-Büro, weg von wenigen Angestellten mit hohem Stellenanteil hin zu mehr studentischen Stellen mit weniger Stunden?
Kirsten: So kann man die unterschiedlichen Aufgaben verteilen und gezielt mit den einzelnen Leuten absprechen. Die studentischen Beschäftigten sind außerdem zeitlich oft flexibler.
Wolf: Wir wollen die Umstrukturierung auch deshalb, weil wir gesehen haben, dass die ganze Arbeit Ehrenamtlichen nicht zuzumuten ist. Bisher gab es für das Amt nur die Möglichkeit es entweder nicht gut zu machen oder sich selbst zu verbrennen. Durch das neu eingestellte Personal wird die Last verteilt.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Kirsten: Also für den StuRa wünsche ich mir, dass die Sitzungsleitung mehr wahrgenommen wird. Denn die Hauptarbeit im StuRa macht die Sitzungsleitung.
Wolf: Ich würde mich über eine höhere Beteiligung freuen. Wenn die Studierendenschaft wieder als Teil der politischen Gesellschaft wahrnimmt und nicht nur als Kunde dieser zur Firma mutierten Institution Universität, dann hätten wir schon sehr viel gewonnen.
Das Gespräch führte Esther Lehnardt.