Seit Anfang Januar hauchen die zwei neuen Betreiber Rico Riedmüller und Werner Lorenz dem Cave54 neues Leben ein. Neben Umbaumaßnahmen erfährt der älteste Studentenjazzclub Deutschlands ein grundlegend neues Konzept für die musikalische Abendgestaltung.
Gleich beim Hinabsteigen der Wendeltreppe fällt die erste Änderung ins Auge: Die sich in den Raum hineinwerfenden „Affenfelsen“ wurden abgerissen, um Platz zum Tanzen zu schaffen. Der Gewölbekeller des Cave wirkt dadurch stark vergrößert.
Die Reaktionen waren überwiegend positiv, nahmen die braun gestrichenen Betonblöcke doch über die Hälfte der potentiellen Tanzfläche ein und fungierten oft als Stolperfallen. „Es sieht deutlich einladender aus“, kommentiert Lorenz die Umbauarbeiten. Bei diesen häuften sich über 2,5 Tonnen Bauschutt an.
Das 1954 gegründete Cave ist der älteste Studentenjazzclub Deutschlands und lockte zu Glanzzeiten zahlreiche Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Oscar Peterson an. In den letzten Jahren beschränkte sich das Live-Angebot jedoch meist auf Jazz am Dienstagabend. „Wir wissen, welches gewichtige Erbe wir hier antreten, aber niemand wird einen Laden übernehmen und sagen: Wir machen alles so wie es war,“ erläutert Riedmüller angesichts der Pläne, die weitaus mehr betreffen als lediglich eine Überholung der Elektrik und Technik.
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Die neuen Gastgeber erweitern das musikalische Angebot tiefgreifend: So wird es sehr viel mehr Live-Musik geben, und zwar ein breites Spektrum, von Jazz und Rock über Pop bis hin zu Techno. Am Wochenende soll weiterhin viel Jazz und Rock gespielt werden, während donnerstags viel experimentiert wird: „Wir freuen uns auf die Labelnight mit elektronischer Musik, außerdem werden bei uns Soul- und Funk-DJs spielen oder jemand mit experimenteller Musik wie Kris Bauer,“ erläutert Lorenz.
Die beiden neuen Betreiber kennen sich schon seit einigen Jahren von gemeinsamen Barschichten im „Eckstein“. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Gastronomie und ihrer Bekanntschaft mit dem bisherigen Betreiber nahmen sie nach gewisser Bedenkzeit dessen Angebot, das Cave zu übernehmen, an.
Riedmüller und Lorenz geht es auch darum, dem Cave einen neuen Ruf zu verpassen. Die Zeiten als „Absackerkneipe“ seien beendet. „Die Leute sollen zu uns wegen des Ambientes und des musikalischen Angebots kommen, daher wird an allen Abenden und bei der Auswahl der Bands stark auf die Qualität geachtet“, so Lorenz.
Zu einer höheren Lärmbelästigung der Anwohner und Anwohnerinnen durch die vielen Konzerte wird es laut Riedmüller und Lorenz jedoch nicht kommen. Kürzlich erst hatte der Gemeinderat Heidelberg beschlossen, die Sperrstunde auszuweiten. Seit dem Januar 2017 schließen die Gaststätten und Discotheken Donnerstag-, Freitag- und Samstagnacht um 4 Uhr, an den restlichen Tagen um 2 Uhr. Es werde ohnehin nicht mehr Publikumsverkehr geben als zuvor, denn auch früher sei das Cave an den Wochenenden „maximal voll“ gewesen. „Durch die gute Schalldämmung dringt kaum Musik nach oben.“ Mit einem Türsteher sorgen die neuen Betreiber auch draußen für Ruhe.
Aktuell zeigt sich Ihre Experimentierfreude am Live-Programm für den März: Am Donnerstag, den 16.03., und am darauffolgenden Freitag wird es elektronisch mit der „Labelnight“ beziehungsweise dem „Cave Freitag“ mit Marcel Puntheller. Am Samstag, den 18.03., erschallen dagegen Soul-, Pop- und Rockklänge der Band Soul-On.
Ein vielversprechendes Konzept, dass längerfristig positiven Einfluss auf die Breite des kulturellen Programms in der Altstadt haben dürfte. Alleine schon, weil es nicht mehr ausreichen könnte, die Playlist mit „Wonderwall“ anzumachen.
Von Christopher Tiersch