Die halle02 wurde im April 15 Jahre alt. Für viele Studierende ist sie aus dem Partyleben nicht mehr wegzudenken
Vier junge Heidelberger hatten 2002 einen Traum: Kunst populärer machen, Ausstellungen und Clubatmosphäre mischen und „ein Stück Berlin nach Heidelberg bringen“. Sie fanden eine Location in der Nähe des Hauptbahnhofs, das Projekt sollte 18 Monate Zukunft haben. Heute ist die halle02 eine Erfolgsgeschichte, am 15. April feierte sie ihren 15. Geburtstag. Anfang des Jahres knackte sie die Zwei-Millionen-Besucher-Marke, laut einer Umfrage des Musik-Magazins „Intro“ ist die halle02 der drittbeste Club Deutschlands.
Doch in den 15 Jahren gab es Höhen und Tiefen. Felix Grädler, der Geschäftsführer, betont, dass die Mitarbeitenden stets hinter dem Projekt standen: „Wir waren oft kurz davor, dass Mitarbeiter ihren Job verlieren.“ Trotzdem blieb Grädler hartnäckig: „Jeder hat irgendwie daran geglaubt, auch wenn das manchmal hieß, dass ein Gehalt einen Monat später kommt.“ Zudem liegt der Erfolg für Grädler vor allem an zwei Faktoren: Die Vielfalt der angebotenen Veranstaltungen im Haus und die Fähigkeit, sich den Veränderungen der Partybranche innerhalb der letzten Jahre anzupassen. Es werden immer weniger CDs verkauft und immer mehr Bands müssen von ihren Touren leben.
Neben dem Mainstream mit regelmäßigen Neunziger-Partys bietet die halle02 sehr verschiedene und innovative Veranstaltungen: Improvisationstheater, Poetry-Slams, Discos, Konzerte und vieles mehr. Dies ist der Verwaltung der halle02 wichtig: Jeder soll etwas für sich finden können. In einer kleinen Stadt ist ein breit gefächertes Programm wichtig, um möglichst viele Menschen zu erreichen. „Es ist unsere Aufgabe, ein bisschen aus der Rolle zu fallen und einfach mal was Neues auszuprobieren“, sagt Grädler. Er hält einen Ort wie die halle02 in Uni-Städten wie Heidelberg für wichtig: „Die Studenten leben auch hier, haben Freizeit und wollen was erleben.“ Tatsächlich ist sie für viele Studierende ein Teil ihres Lebens. Steffi, Geschichtsstudentin, beschreibt sie als „eine schöne Beständigkeit im Heidelberger Nachtleben. Die halle02 war schon immer da.“ Auch für Felix, der viele Jahre in Heidelberg verbracht hat und nun promoviert, ist der Club „die Location zum Feiern für Studenten in Heidelberg.“
Doch wie kann sich die halle02 weiter verbessern? Für Grädler ist es wichtig, noch mehr Studierende zu erreichen und bundesweit bekannte Bands anzulocken: „Heidelberg ist als Tourziel nicht so beliebt wie Hamburg und Berlin.“
Aber was wünschen sich die Heidelberger Studierenden? Nele, VWL-Studentin, findet die Musik in der halle02 gut. Aber im Club fühlt sie sich nicht so wohl: „Die halle02 ist wirklich eine Halle! Dort ist es nicht besonders gemütlich.“ Lisa ist seit ihrem ersten Semester Mitarbeiterin und merkt, dass die Preise schon eine Barriere sind: „Sie wurden im Zuge der Umbaumaßnahmen noch einmal deutlich angezogen. Das sorgt bei vielen Gästen für Unmut.“ Dafür ist aber der Sound bei den Partys viel besser geworden: „Seit den Renovierungen hat die halle02 eine komplett neue Soundanlage im Club, die klanglich einiges hergibt.“ Immer wieder werden auch kritische Stimmen laut: Vor allem der Raucherbereich ruft die Unzufriedenheit der Besucher hervor. Tilman, ein Geographiestudent, fühlt sich dort eingeengt: „Im Raucherbereich fühlt man sich wie in einem Käfig, dort ist die Party nicht schön!“ Dessen ist sich Felix Grädler bewusst, findet aber auch die Auftritte wichtig: „Wir versuchen immer, besonders gute Künstler einzuladen und es ist schade, wenn die Leute draußen beim Rauchen sind.“
Den Club gemütlicher zu machen, sieht er als neue Etappe: „Wir haben lange umgebaut und versuchen jetzt, den Wohlfühlcharakter für die Gäste in den Vordergrund zu stellen“, sagt Grädler, „es ist ein bisschen wie von zu Hause umziehen, da ist ein neues Gebäude und es braucht Zeit, bis alles so ist, wie man es sich vorgestellt hat.“
Seinerseits wünscht sich Grädler mehr Neugier von den Studierenden, sodass auch kleinere und nicht nur bundesweit bekannte Künstler die Säle füllen könnten.
Der 15-jährige Geburtstag ist nur eine Zwischenstation in einem längeren Leben, auch wenn die finanzielle Lage nicht immer einfach ist: In ein paar Monaten wird die regelmäßige Förderung durch die Stadt wieder eingestellt und die halle02 muss sich mit anderen einzelnen Projekten auf Gelder bewerben. Welche Auswirkungen dies haben wird, bleibt abzuwarten.
Von Adéle Coilleteau