Das Collegium Academicum gewinnt 10 000 Euro Förderung für Studentenprojekt
[dropcap]D[/dropcap]ie Internationale Bauausstellung (IBA) ist bereits seit 2012 in Heidelberg aktiv, schien jedoch unter studentischem Publikum bislang wenig Interessenten zu finden. Dies scheint mit dem nun ausgelaufenen „Crowdliking“-Projekt in Kooperation mit der Plattform SPONSORT überwunden. Vom 24. Februar bis zum 24. März riefen fünf verschiedene Projekte online zu ihrer Unterstützung auf. Dem Gewinner winkten dabei 10 000 Euro, um die Realisierung ihres Vorhabens voranzutreiben. Mit 812 Stimmen der insgesamt 2600 Online-Stimmen sicherte sich der Verein Collegium Academicum (CA) die Förderung für ihre Pläne auf dem Gelände des ehemaligen US-Hospitals in Heidelberg-Rohrbach.
Nicht nur ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim für 218 Personen soll hier entstehen, sondern auch eine Aula, eine Werkstatt und ein Café mit Laden. Im Altbau des Hospitals soll zudem ein Propädeutikum Einzug erhalten, um dem CA genügend Raum zu geben, sich auch als Bildungsinstitution und kulturelles Zentrum zu etablieren. Die Gemeinschaftsflächen sollen dabei für alle Heidelberger Bürger zugänglich sein. Geplant wurde das Areal als Praxismodell für die Erforschung flächensparenden Wohnens und die Neubauten sollen zur Unterstützung eines ökologischen Gesamtkonzepts beinahe komplett in Holz gebaut werden.
Das mobile Zimmer wird viel mehr sein, als ein Anschauungsobjekt. Es ist auch Forschungsobjekt zu soziokulturellen Fragen des Zusammenlebens und bautechnischen Herausforderungen im suffizienten Holzbau
Mit dem Gewinn des Votings soll nun konkret ein mobiler Prototyp der Zimmer des Studierendenwohnheims gebaut werden. Das Modell soll zeigen, wie die Wohnungen durch Schiebewände in ihrer inneren Aufteilung flexibel gemacht werden und Wohnraum entweder zu den Gemeinschafts- oder den Privaträumen hinzugefügt werden kann. „So entsteht ein Aushandlungsspielraum zwischen privater und gemeinschaftlicher Fläche“, sagt Franziska, die als Mitglied des CA am Projekt mitwirkt. Das Zimmermodell soll noch innerhalb des nächsten halben Jahres realisiert werden und dann als Mittel zur Öffentlichkeitsarbeit an verschiedenen Stellen in der Stadt ausgestellt werden. So sollen unter anderem Investoren für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts gefunden werden. Auch seitens der IBA ist man mit dem Ausgang des Votings zufrieden. „Das mobile Zimmer wird viel mehr sein, als ein Anschauungsobjekt. Es ist auch Forschungsobjekt zu soziokulturellen Fragen des Zusammenlebens und bautechnischen Herausforderungen im suffizienten Holzbau“, so der kuratorische Leiter Carl Zillich.
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Die Internationale Bauausstellung Heidelberg
Funktion: Planungsinstrument und Labor für die Stadtentwicklung. Ziel: Heidelbergs Anspruch als Wissensstadt aufrechterhalten und zum Modell für die Wissensstadt der Zukunft machen, gleichzeitig in Heidelberg einen Dialog über die Stadträume der Zukunft anregen. Leitthema: Wissen | schafft | Stadt. Umsetzung: Entwicklung von Projekten in Zusammenarbeit mit Bürgern, Universität, Stadt und Land. Projekte: Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Museen, Studierendenwohnheime, Kitas, Kulturhäuser, Parks und Freiräume. Zeitraum: 2013–2022. Finanzierung: Zunächst rein von der Stadt finanziert, zusätzlich Gelder von Land, Bund, EU und privaten Unternehmen. Wirkung: Internationale Modellstadt, Verbesserung der Lebensqualität der Menschen vor Ort.
Von Matthias Luxenburger
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Doch wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Die restlichen Teilnehmer des Wettbewerbs: Die Sammlung Prinzhorn, der Verein WERKstattSCHULE, das Projekt „Muslime im Gespräch“ und „Forum Adenauerplatz“. Alle Teilnehmer möchten die Heidelberger Bürger mit Hilfe ihrer Ideen direkt in die Stadtentwicklung einbinden und dienen der städtischen Kulturlandschaft. Deshalb soll mithilfe der IBA weiter an ihnen gearbeitet werden. Der Crowdliking-Wettbewerb wurde finanziell komplett von der regionalen Crowdfunding-Plattform und der IBA getragen. Die restlichen vier Kandidaten sollen jetzt die Chance auf ein Crowdfunding-Projekt erhalten, bei dem nicht Likes gesammelt werden, dafür Investoren aktiv finanzielle Unterstützung leisten können.
Positiv könnte das für die Sammlung Prinzhorn ausgehen. Sie folgte dem CA auf Rang zwei. Das Museum hat durch seinen Schwerpunkt „Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahme-Erfahrungen“ einen hohen internationalen Status. Mit der IBA plant sie einen Erweiterungsbau mit Bibliothek, Atelier, graphischem Kabinett und Museumscafé. In Letzteres sollten die 10 000 Euro des Wettbewerbs fließen. Bis nun diese große Lösung finanziell zu stemmen ist, arbeiten sie an einer kleinen Lösung. Diese sieht vor, die um die Ausstellungsräume platzierten Büroräume zu einer Erweiterung der Museumsfläche zu nutzen. Die Folge ist, dass das Museum zu Ausstellungsumbauten nicht mehr schließen muss und das graphische Kabinett eingerichtet werden kann, in dem Wissenschaftler an den Originalen forschen können. Trotz des kleinen Rückschlags freut sich das Museum, dass „die Erweiterung durch das Crowdfunding-Projekt und die IBA wieder mehr im Gespräch ist.“
Von Maren Kaps