Seit geraumer Zeit wird die Universitätsbibliothek umgebaut. Neben den Räumlichkeiten wird sich auch der Service verändern. Dennoch bleibt Luft nach oben
In der UB stehen einige Neuerungen an. Ein Großteil der Münzschließfächer soll durch solche, die man mit Campuscard bedienen kann, ersetzt werden und zwar sowohl in der Altstadt als auch im Neuenheimer Feld. In der Altstadt entsteht zudem im Zuge der Sanierung des Südflügels ein Pausenraum im Keller. Dort sollen dann neue Sitzgelegenheiten und Tische sowie Getränke- und Snackautomaten ihren Platz finden. Allerdings dauert die Fertigstellung noch bis Ende 2018. Die heiße Phase des Umbaus beginnt im Juli, wenn im Innenhof ein Baukran aufgestellt wird. Die komplette Fassade des Südflügels wird dann erneuert. Dabei werden auch die Fenster der oberen Räume vergrößert, damit die Nutzer etwas mehr Sonne abbekommen, wenn das Multimediazentrum dort wieder einzieht. Konzentriert lernen und arbeiten soll jedoch trotz der Baustelle möglich sein, denn der Kran ist laut UB sehr leise.
Bis die Baustellen endgültig aus der UB verschwunden sind, müssen sich die Nutzer aber noch gedulden. Nach dem Südflügel folgt die Sanierung der Dachgeschosse sowie der Freihandmagazinbereiche. Der Hintergrund der Baumaßnahmen ist, dass viele Teile der UB brandschutztechnisch nicht mehr auf dem neuesten Stand sind.
Derweil entsteht auf dem Campus Bergheim die neue Bibliothek des Centrums für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien. Der Bauplan sieht vor, die Bibliothek unter der Erde einzurichten. Damit der neue Lesesaal kein dunkles Kellergewölbe wird, entsteht in der Mitte des Komplexes ein Innenhof, der für etwas Tageslicht in den Räumen sorgt.
Neben der baulichen Modernisierung wird auch einiges an der Technik getan. Das Team des Universitätsrechenzentrums (URZ) arbeitet gerade an einem neuen Feedback-System. Wenn der Drucker mal wieder nicht funktioniert, der Scanner außer Betrieb ist oder man sonst Anregungen und Kritik hat, kann das URZ ohne großen Aufwand kontaktiert werden. „Wir wollen unsere Nutzerinnen und Nutzer dazu anregen, uns auch Probleme mitzuteilen, die sie sonst etwas zähneknirschend hinnehmen“, erläutert Andree Müller von der Stabsstelle Kommunikation. Zur Umsetzung gibt es schon mehrere Ideen: QR-Codes, Webformulare oder gezielte Umfragen. Allerdings befindet sich das Ganze noch in der Planungsphase. In einigen Monaten soll das neue System dann eingeführt werden.
Zuletzt verzeichnete das URZ größere Probleme bei der Einführung der neuen Drucker. Diese rechneten die Schwarz-Weiß-Drucke als Farbdrucke ab. Inzwischen können sich Studierende mit einem Formular, das auf der Website des URZ zur Verfügung steht, an die Firma ricoh wenden und sich ihr Geld zurückerstatten lassen. Bisher haben allerdings nur wenige diese Möglichkeit genutzt. Das dürfte auch an der begrenzten Informationsweitergabe liegen: Viele Angebote und Dokumente auf der Website des URZ sind nur schwer zu finden, weshalb diese ebenfalls demnächst überarbeitet und übersichtlicher gestaltet werden soll.
Trotz des ganzen Umbaus und der technischen Neuerungen bleibt die mehrfach ausgezeichnete UB in manchen Bereichen hinter dem Standard der Bibliotheken anderer Unis zurück. Mit Mannheim, Freiburg, Stuttgart, Tübingen und Karlsruhe können die Studierenden an sämtlichen großen Unis in Baden-Württemberg ihre Bücher selbst verbuchen. Das System ist ganz einfach: In den Büchern befinden sich sogenannte „RFID-Chips“, durch die die Bücher von Lesegeräten erfasst werden. Die Bibliotheken sparen Personalkosten und die Ausleihe gestaltet sich entspannter.
Auf Anfrage, warum sie nicht auch ein solches System verwende, teilte die UB mit, der Sicherheitsstandard der RFID-Chips sei nicht zufriedenstellend. So könnten die Chips leicht manipuliert werden und auch der Diebstahlschutz sei nicht ausreichend. Allerdings teilt sie ebenfalls mit: „Die UB ist hier ständig im Gespräch mit Systemherstellern. Bei einer Verbesserung der derzeitigen Systeme käme eine Umstellung in Frage.“ Von den Schwächen der Chips wissen auch die Verantwortlichen in Tübingen und Stuttgart. Allerdings sind hier genauso wenig wie in Karlsruhe seit der Einführung des neuen Systems die Diebstähle angestiegen. In Karlsruhe werden die Chips bereits seit elf Jahren verwendet.
Bei den meisten Diebstählen in Tübingen und Stuttgart wurden in den vergangenen Jahren die Bücher einfach durch das Fenster gereicht, was freilich mit jedem Verbuchungssystem möglich ist. Aus Tübingen heißt es außerdem, dass „aufgrund der Vielzahl digitaler Informationsressourcen das gedruckte Buch nicht mehr exklusiv ist und daher die kriminellen Anreize noch zurückgegangen sind“. Der Trend geht hin zum E-Book. Dementsprechend hat auch die Heidelberg in den letzten Jahren die Zahl der E-Books von 544 000 auf über 600 000 erhöht.
Neben dem moderneren Ausleihsystem haben die Bibliotheken in Mannheim, Freiburg, Tübingen und Karlsruhe auch noch eine „Bib-Ampel“: Auf den Websites der Bibliotheken wird angezeigt, wie viele Plätze an welchem Standort noch frei sind. Etwas Ähnliches ist in Heidelberg nicht in Planung: „Die Lesebereiche der UB sind sehr gut überschaubar. Man hat immer einen guten Überblick über freie Plätze“, teilt die UB dazu mit. Das ist sicher richtig, hilft aber nicht weiter, wenn man überlegt, an welchen Standort man gehen möchte.
So hat die UB trotz einiger Neuerungen noch etwas Aufholbedarf. Die neuen Schließfächer und der Pausenraum sind ein Schritt in die richtige Richtung. Bei ihrem Ausleihsystem könnte die UB allerdings von den Erfahrungen anderer Bibliotheken profitieren.
Von Justine Reuling