Das Fahrrad feiert dieses Jahr seinen 200. Geburtstag. Nicht weit von Heidelberg erfand Karl von Drais 1817 eine hölzerne Laufmaschine, den Vorläufer des heutigen Fahrrads. Die Testfahrt von Mannheim nach Schwetzingen sorgte für großes Aufsehen. Weiterentwickelt wurde das Rad in Frankreich und England. Doch erst in den 1870ern sollte das Fahrrad, nun mit Pedalbetrieb, zum Kassenschlager werden. Heutzutage ist das Fahrrad kaum aus den Straßen wegzudenken. Ob Fahrt zur Uni, Nachhauseweg von der Party oder Ausflug ins Grüne – das Fahrrad bedeutet für viele Freiheit und Flexibilität. Die Initiative „RadKULTUR“ des Landes möchte das Radfahren attraktiver machen. Sie fördert zahlreiche Veranstaltungen anlässlich des 200-jährigen Jubiläums in der Region, darunter den RadKULTUR-Tag Heidelberg am 20. Mai, das Festival Monnem Bike am vergangenen Wochenende, sowie die Fahrrad-Ausstellung im Technoseum Mannheim, die noch bis zum 25. Juni 2017 geöffnet ist. Gemeinsam mit der Stadt veranstaltet die Initiative kostenlose Radchecks, wo Räder auf Mängel überprüft und kleine Reparaturen gemacht werden.
Termine finden sich hier: http://heidelberg.de/hd,Lde/HD/Leben/radcheck
Von Hannah Lena Puschnig
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Effizient geht anders
Mit der Radwegkarte „Campus-Route“ will die Stadt pendelnden Studierenden eine Orientierungshilfe geben
Viele Studenten in Heidelberg nutzen das Fahrrad, um zur Uni zu kommen und müssen zwischen zwei Campus pendeln. Um den Weg zwischen Altstadt, Bergheim und dem Feld zu erleichtern, gibt die Stadt in Kooperation mit der Uni einen kleinen Stadtplan namens „Campus-Route“ heraus: Ein Rundweg, der alle drei Standorte der Uni miteinander verbindet. Auf der Webseite der Stadt Heidelberg kann man ihn herunterladen oder kostenlos beim Studierendenwerk mitnehmen. Doch wie sinnvoll ist es, diese Route bei der stressigen Pendelei zu nutzen?
Wer von der Altstadt ins Neuenheimer Feld muss, fährt laut Route am besten von der Unibibliothek hinunter zum Marstall, dort über die Untere Neckarstraße und über die Theodor-Heuss-Brücke. Nach der Brücke fährt man hinunter auf die Neckarwiese und folgt dieser, bis man auf Höhe der Chirurgischen Klinik ist, wo man nach rechts abbiegt und geradewegs auf die Zentralmensa zufährt. Einfacher wäre es, nach der Brückenüberquerung der Brückenstraße weiter zu folgen, bis man auf die Mönchhofstraße abbiegen kann – denn diese führt direkt zur Haltestelle Bunsengymnasium. Auf dem Rückweg vom Feld in die Altstadt kommt man laut Route auch direkt am Campus Bergheim vorbei. Dazu fährt man die Berliner Straße entlang über den Neckar, biegt in die Vangerow-Straße ab und kurvt dann auf die Bergheimer Straße. Wer von Bergheim aus wieder in die Altstadt möchte, kann der Route folgen und in Richtung der Polizei abbiegen und an der Stadtbücherei die Poststraße entlang fahren. Wem das zu viel des Umwegs ist, könnte natürlich einfach geradeaus der Bergheimer Straße folgen, bis man den Bismarckplatz erreicht. All diejenigen, die etwas mehr Zeit haben als die üblichen 15–20 Minuten zwischen zwei Vorlesungen, können entspannt der Route folgen; auch für zugezogene Erstis stellt der Plan eine gute Orientierung über das Wegenetz dar, vorausgesetzt, man kann mit der Karte in der Hand Fahrrad fahren und hat ein Sauerstoffzelt am Zielcampus parat. Auch fast alle der direkteren Wege haben einen separaten Fahrradweg oder verfügen über einen Radfahrerschutzstreifen.
Die Karte bietet auch eine Übersicht über Rad-Vermietungsstellen, Abstellanlagen und Radläden – wer also auf der Strecke einen Platten hat, kommt zwar trotzdem zu spät, weiß aber immerhin, wo er das Rad reparieren lassen kann.
Von Verena Mengen
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Flottes Flicken
Hilfe zur Selbsthilfe: In der Fahrradwerkstatt URRmEL wird man kostenlos bei der Fahrradreparatur unterstützt
Für selbstständige Studierende, Leute mit Spaß am Handwerk oder auch Menschen mit einem gewissen Respekt vor Fahrrädern bietet die „Universitäre Radreparaturwerkstatt mit Eigenleistung“, kurz URRmEL, jedermann die Möglichkeit, das eigene Fahrrad kostenlos zu reparieren. Die kostenfreie Reparatur wird durch die Philosophie der Organisation ermöglicht – man muss auch selbst anpacken.
Seit 1995 helfen ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich selbst als „UrrmelistInnen“ bezeichnen, den verzweifelten Studierenden ihre Fahrräder wieder zum Fahren zu bringen. Angefangen haben sie mit einem Lastenfahrrad voll mit Werkzeugen, mit dem sie zwei Mal in der Woche vor den Mensen der Universität vorfuhren. Heute besitzt URRmEL ein eigenes Gebäude neben den Studierendenwohnheimen im Neuenheimer Feld. Hier können die Studierenden neben gewöhnlichen Luftpumpen, allen möglichen Schraubenschlüsseln und anderen Werkzeugen für Kenner auch Unterstützung von Seite der Ehrenamtlichen finden. Dabei wird vor allem einfach und ausführlich erklärt, was man bei dem einen oder anderen Problem machen kann und in schwersten Fällen auch aktiv unterstützt.
Man will den Hilfesuchenden zuerst die Scheu vor der Fahrradreparatur nehmen, sodass sie später die einzelnen Schritte selbst wiederholen und möglichst auch anderen helfen können. Die meisten Studierenden machen da gerne mit.
Finanziert wird URRmEL durch das Studierendenwerk und von Spenden. Das Geld wird vor allem für Beschaffung oder Ersatz einzelner Werkzeuge und Verschleißteile ausgegeben.
Von Elizaveta Bobkova
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Tipps zum Gebrauchtradkauf
Probleme lassen sich auch schon beim Kauf vermeiden. Hier ein paar Tipps zum Gebrauchtradkauf von einem Urrmelisten:
- Der Rahmen darf keine Risse haben.
- Die Gabeln sollen gerade sein.
- Die Reifen sollten aufgepumpt und die originale Markierung vorhanden sein.
- Die Klingel sollte funktionstüchtig sein.
- Ganz wichtig sind die Reflektoren. Von denen sollte das Fahrrad folgende besitzen:
- Jeweils zwei auf jedem Rad und auf beiden Pedalen, ein Reflektor hinten und einer vorne an der Lampe. Hier ist besonders zu beachten, dass die Lampe für das Fahrrad zugelassen sein muss.
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„Noch nicht optimal“
Jochen Sandmaier ist Radverkehrsbeauftragter in Heidelberg. Er nimmt Anmerkungen, Beschwerden und Hinweise auf.
Was sind die wichtigsten Projekte, an denen Sie momentan arbeiten?
Unser wichtigstes Projekt ist der Neubau einer Fußgänger- und Radbrücke über den Neckar. Das ist interessant für Studierende, die sich im Moment noch vom Süden Heidelbergs über die Mittermaierstraße quälen. Ein weiteres Thema ist der Ausbau unseres Fahrradverleihsys-tems, das wir um Lastenräder ergänzen wollen. Wir sind außerdem dabei, eine Fahrradkarte für Heidelberg zu entwickeln. Wir arbeiten ebenfalls an der Planung eines Radschnellwegs nach Mannheim, sowie an der Anbindung der Konversionsflächen an das Radverkehrsnetz.
Wie würden Sie die Fahrradfreundlichkeit in Heidelberg bewerten?
Wir sind auf einem ziemlich hohen Niveau, aber es gibt mit Sicherheit noch Ausbaubedarf. Das ist hier nicht ganz einfach, durch die beengte Altstadt, durch den Fluss und den mittelalterlichen Grundriss. Außerdem gibt es natürlich die Plöck oder die Strecke nach Neckargemünd, die noch nicht optimal gestaltet sind.
2015 haben wir durch das SINUS-Institut eine Umfrage zum Radverkehr hier in Heidelberg machen lassen. Dabei kam heraus, dass 80 Prozent der Befragten das Radfahren in Heidelberg Spaß macht. Das ist eine überdurchschnittlich gute Bewertung. Es wird im Vergleich zu anderen Kommunen auch überdurchschnittlich viel Fahrrad gefahren: In Heidelberg werden 26 Prozent aller Wege innerstädtisch mit dem Fahrrad zurückgelegt. Das hängt bestimmt auch mit dem hohen Studentenanteil zusammen, aber nicht nur. Bei einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs zur Fahrradfreundlichkeit in Städten liegen wir wie immer auf einem Mittelplatz, konnten uns aber gegenüber dem letzten Jahr verbessern.
Welche Rolle spielt es, dass Heidelberg Modellkommune der Initiative RadKULTUR ist?
Das Land Baden-Württemberg zeichnet damit fahrradfreundliche Kommunen aus. Die Auszeichnung ist für fünf Jahre gültig. Wir haben bestimmte Auflagen bekommen, Prüf- aufträge, die wir erfüllen müssen. Zu Beginn des neuen Jahres, also 2018, werden wir uns wieder neu um diese Auszeichnung bewerben. Einen materiellen Vorteil hatten wir dadurch 2012, als wir unsere erste Fahrradzählanlage geschenkt bekamen.
Wie sehen Sie die Perspektive für das Rad in Städten allgemein?
Das Verkehrsgeschehen in Städten wird ohne einen funktionierenden Radverkehr in Zukunft überhaupt nicht zu bewältigen sein. Vorreiterstädte wie Kopenhagen zeigen uns, wo wir uns langfristig auch hinbewegen müssen.
Das Gespräch führte Marie-Thérèse Roux
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