Eine neue Ausstellung im Kurpfälzischen Museum zeigt Universitäts- und Reformationsgeschichte
Unter dem Titel „Heidelberg und der Heilige Stuhl“ stellt das Kurpfälzische Museum Exponate zur Universitäts- und Reformationsgeschichte in Heidelberg aus. Die Ausstellung versteht sich als regionale und universitätsgeschichtliche Ergänzung zur großen Ausstellung „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und als Scharnier zwischen Reformationsjubiläum und Papst-Ausstellung. Die gezeigten Stücke stammen überwiegend aus dem Universitätsarchiv Heidelberg; im Kurpfälzischen Museum sind sie in die Dauerausstellung integriert, beginnend im Lapidarium und fortgesetzt im ersten Stock für die Exponate ab der Reformationszeit.
Ziel der Ausstellung ist es zunächst, die Entwicklungen des Mittelalters aufzugreifen, die der Reformation vorausgingen: Großes Abendländisches Schisma, die Reformkonzilien und die Beteiligung der europäischen Universitäten hieran – auch der Heidelberger. Gezeigt werden Urkunden zur Gründung der Universität 1385/86 und Siegel der vier ursprünglichen Fakultäten, der Theologischen, der Juristischen, der Medizinischen und der Artistenfakultät.
Eine Karte von 1794 verzeichnet die kirchlichen Pfründe der Universität, welche deren Finanzierung sicherstellen sollten. Die Kirchenreformen und Ketzerprozesse in der Zeit des Konstanzer Konzils (1414–1418) belegen einerseits das Reformbedürfnis der Kirche „an Haupt und Gliedern“ und andererseits die tiefgreifende Verunsicherung in Glaubensfragen; hierbei ist insbesondere die Gefangensetzung des Papstes Johannes XXIII. in Heidelberg (oder Mannheim) ein Schwerpunkt.
Die Richental-Chronik zeigt einen fluchenden Papst, der aus seinem umgestürzten Wagen herausschreit: „ych lig hye in dem namen des teufels.“ Überhaupt sollen „gescheiterte Papstexistenzen“ ein Motto der Ausstellung sein, so die Kuratorin Heike Hawicks. Die Vertreibung der Juden und die Bereitstellung des jüdischen Hausbesitzes durch Ruprecht II. für die Universität bilden zwar keinen Schwerpunkt der Ausstellung, werden aber angemessen in einem eigenen Raum des Lapidariums gewürdigt.
Universitätsreformen und -statuten, Luthers Disputation in Heidelberg, die Reformation als solche und die häufig wechselnden Bekenntnisse in der Kurpfalz, der Verlust der Bibliotheca Palatina und ihre Weg- und Wiederbeschaffung sind Themen im ersten Stock. Mit einer aus den USA rückgeführten Papsturkunde endet die Schau. Die Urkunde wurde 2014 auf einem Dachboden in St. Louis gefunden und lieferte die Idee zur Ausstellung, zu der ein feiner und sachkundiger Begleitband erschienen ist.
Von Florian Schmidgall