Das Deutschlandstipendium ist eine begehrte Studienfinanzierung, doch die Auswahlkriterien werden heftig diskutiert. Ist das Programm in seiner jetzigen Form eine sinnvolle Möglichkeit, engagierte Studierende zu fördern?
Seit 2011 wird das Deutschlandstipendium bundesweit an besonders begabte und engagierte Studierende vergeben. Die Unterstützung setzt sich zur Hälfte aus Mitteln des Bundes und zur Hälfte aus privaten Mitteln von Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen zusammen. Damit ergibt sich eine monatliche Fördersumme von 300 Euro. Es handelt sich um ein Förderinstrument, das Studierenden aller Fachrichtungen und unabhängig ihrer Nationalität offensteht. Überdies ist es frei von politischen und religiösen Abhängigkeiten sowie im Unterschied zum BAföG einkommensunabhängig.
Ziel des Deutschlandstipendiums ist es auch, die Stipendienkultur an deutschen Hochschulen weiter auszubauen und neben dem BAföG ein weiteres Förderinstrument zu schaffen. Nach nun sechs Jahren zeigt sich, dass sich das Deutschlandstipendium in der Hochschullandschaft etabliert hat. Dies beweist auch die große Anzahl an Hochschulen (2016 waren es 296), die sich mittlerweile am Stipendienprogramm deutschlandweit beteiligen.
These 1: Das Deutschlandstipendium wird nicht (mehr) angenommen.
Mit Blick auf die letzten Jahre zeigt sich, dass das Deutschlandstipendium an der Universität Heidelberg sowohl bei Studierenden als auch bei Förderern auf großes Interesse stößt. Dies beweisen auch die weiterhin hohen Bewerberzahlen. Sicherlich spielt für die große Nachfrage auch eine Rolle, dass Stipendienprogramme die Möglichkeit bieten, Kontakte außerhalb des eigenen Studienumfelds zu knüpfen. Dank des Engagements zahlreicher Förderer, darunter Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen, bleibt die Zahl der verfügbaren Stipendien in Heidelberg konstant. In der Förderrunde 2016/2017 konnten 172 Studierende mit dem Deutschlandstipendium unterstützt werden. Darüber hinaus nutzen Stipendiaten und Förderer die einmal jährlich stattfindende Stipendienverleihung seit Einführung des Programms gerne für den gegenseitigen Austausch.
These 2: Das Stipendium fördert die Studierenden, die die Förderung aufgrund ihrer Qualifikation und ihres Engagements am meisten verdienen.
Dies sehe ich nicht so. Gefördert werden Studierende, die in Kombination aller Kriterien als besonders förderungswürdig angesehen werden. Top-Noten allein sind nicht immer ausreichend, um ausgewählt zu werden. Betrachtet man das Gesamtbild einer Bewerberin oder eines Bewerbers, zeigt sich, dass auch Studierende mit einer etwas schlechteren Studienleistung, dafür jedoch mit einem hohem gesellschaftlichen Engagement, eine Chance auf das Deutschlandstipendium haben. Dies führt dazu, dass die Studierenden angeregt werden, über den Tellerrand zu schauen, ihren Horizont zu erweitern oder das eigene Engagement auszubauen und damit der Gesellschaft wieder etwas zurückzugeben.
These 3: Das Stipendium sorgt dafür, dass der Leistungsdruck, dem die Studierenden unterliegen, noch weiter gesteigert wird.
Dies sehe ich nicht so. Gefördert werden Studierende, die in Kombination aller Kriterien als besonders förderungswürdig angesehen werden. Top-Noten allein sind nicht immer ausreichend, um ausgewählt zu werden. Betrachtet man das Gesamtbild einer Bewerberin oder eines Bewerbers, zeigt sich, dass auch Studierende mit einer etwas schlechteren Studienleistung, dafür jedoch mit einem hohem gesellschaftlichen Engagement, eine Chance auf das Deutschlandstipendium haben. Dies führt dazu, dass die Studierenden angeregt werden, über den Tellerrand zu schauen, ihren Horizont zu erweitern oder das eigene Engagement auszubauen und damit der Gesellschaft wieder etwas zurückzugeben.
Ein Beitrag von Gerald Linti
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Was sagen Heidelberger Studierende dazu?
„Man kann alle Voraussetzungen erfüllen – gute Noten und Engagement – und trotzdem reicht es nicht für das Stipendium. Es sollten die Leute ein Stipendium bekommen, die die finanzielle Unterstützung brauchen und die Voraussetzungen erfüllen.“
„Man sollte zweispurig fahren: Begabte Menschen müssen gefördert werden, um Wissenschaftsnachwuchs zu garantieren. Andererseits gibt es eine soziale Verantwortung gegenüber denjenigen, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Ein Stipendium bringt dabei Ansporn und Druck zugleich. Der Leistungsdruck wird erhöht und man fühlt sich als ideeller Versager, wenn man den Anspruch verliert.“
„Für eine Förderung, die sich rein an der finanziellen Situation orientiert, gibt es BAföG. Es braucht aber auch eine Unterstützung in Form von Stipendien, die unabhängig von der sozialen und familiären Situation ist.“
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