Der Anime-Club schaut und diskutiert neue japanische Zeichentrickserien
Der Raum ist verdunkelt, japanische Popmusik dringt aus den Lautsprechern. Jeden Mittwochabend trifft sich der Anime-Club in einem der StuRa-Räume. Gemeinsam schauen sie japanische Zeichentrickfilme und -serien.
Die ersten Animefilme wurden in Japan bereits Anfang des 20. Jahrhunderts produziert. Animierte Serien fanden in den Sechzigern ihren Weg ins Fernsehen. Popularität gewann der Anime in Deutschland in den Neunzigern durch die Serie „Sailor Moon“. „Die meisten kennen nur Shōnen-Anime mit viel Action, wie ,One Piece‘ oder ,Dragonball‘, die eigentlich 14-Jährige zur Zielgruppe haben“, erklärt Johannes, ein Mitglied des Anime-Clubs. Tatsächlich gibt es Geschichten für jedes Alter und praktisch alle Genres sind vertreten. Diese Vielfalt schlägt sich auch im Club nieder. Jede Woche werden vier Folgen aus verschiedenen Anime angesehen. „Wir versuchen immer einen Anime dabei zu haben, der etwas lustiger ist, versuchen aber auch Action abzudecken, manchmal auch Horror oder Dinge, die tiefgründiger sind“, erklärt Fabian, einer der Mitbegründer des Clubs. Welche Anime geschaut werden, wird per Abstimmung entschieden. „Am Anfang hatten wir eine ganz bestimmte Vorstellung davon, was geguckt werden soll. Jetzt schauen wir einfach das, was uns gefällt“, erklärt Ruth, ein weiteres Gründungsmitglied. Zurzeit sind das „Little Witch Academia“, „Jormungand“, „Hyouka“ und „Re:Creators“. Letztere wird auch aktuell in Japan ausgestrahlt. Da neue Serien oftmals noch nicht auf Deutsch erschienen sind, werden sie beim Anime-Club im Originalton mit englischen Untertiteln gezeigt.
Neben der Themenvielfalt besticht Anime vor allem durch den Zeichenstil, der sich von westlichen Cartoons unterscheidet. Charakteristisch sind die großen Augen der Figuren. „Die Perspektive ist oft auch eine andere. Anime sind ja aus einem anderen Kulturkreis“, erklärt Fabian. Das Zeichentrickformat ermöglicht zudem eine größere experimentelle Freiheit als Realverfilmungen. „Es ist ein bisschen wie Impressionismus im Vergleich zur Fotografie. Mit den Farben kann man Effekte erzielen, die nicht möglich wären, wenn man das Gleiche filmen würde“, sagt Johannes.
Der Abend schließt immer mit einer Diskussion über das Gesehene ab. „Zu raten, was als nächstes kommt, macht eigentlich den Reiz aus“, sagt Ruth. Sie führt auch ein Protokoll über die Themen, die aufkommen. Die Diskussion ist einer der Gründe, warum viele der Mitglieder gerne zum Anime-Club kommen. Anime ist in Deutschland immer noch ein Nischenprodukt. Andere zu finden, die sich dafür interessieren, nicht immer einfach. Den Club gibt es nun schon seit 2013, Vorbild sind Anime-Clubs anderer Unis Die meisten Mitglieder studieren im Neuenheimer Feld, aber Anime-Begeisterte aus allen Fachrichtungen, sowie Nicht-Studierende sind willkommen. Ein Einstieg ist immer möglich. Auf der Webseite des Clubs kann nachgeschaut werden, welche Folgen in der letzten Sitzung gesehen wurden.
Von Hannah Lena Puschnig
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Wer? Was? Wo?
Treffen mittwochs, von 19 bis 23 Uhr in der Albert-Ueberle-Str.3
www.ani-heidelberg.de [/box]