Im Lokanta auf der Plöck gibt es vegetarische Gerichte aus der Türkei. Die schmecken immer – besonders gut allerdings an heißen Tagen
[dropcap]A[/dropcap]n der Tür des Ladens begrüßt einen ein Sticker, der noch von seiner Zeit als veganes Franchise-Unternehmen zeugt: „58 Millliarden Tieren gefällt das“. Im Innenraum ist es wunderbar kühl, doch trotz drückender Hitze draußen wundersamerweise leer. Das heutige Lokanta war bereits viele Jahre eine Filiale der türkischen Kette Cigköfte-M und ist jetzt schon anderthalb Jahre ein lokaler Imbiss – sollte es etwa immer noch so eine Art Geheimtipp sein?
Der Inhaber von Lokanta, Ahmet Uslu, hat früher auch die Cigköfte-M-Filiale geleitet. Im Frühjahr 2016 eröffnete er den Laden neu, diesmal als seinen eigenen. Neben Uslu blieb auch der Verkaufsschlager der Kette – der vegane Dürüm mit Bulgurfüllung. Die sterilen, weißen Tische und das grelle Neonlicht allerdings gingen. Jetzt kann man von einer buntgemusterten Couch auf die Plöck schauen. In der Mitte des Raumes steht ein großer Tisch, der aussieht, als würde er einer glücklichen Familie oder zumindest einer harmonischen WG gehören. Das waren auch schon alle Sitzgelegenheiten. Der hippe Innenarchitekt, der in den letzten Jahren sonst so viele Cafés in Heidelberg eingerichtet hat (oder warum sehen die Neueröffnungen sonst alle gleich aus?), scheint nicht hier gewesen zu sein. Es wirkt eher nach eigenen Vorlieben improvisiert. Neben der Kaffeemaschine sind die to-go-Becher zu einer Pyramide aufgebaut, in der Küche dudelt Radio-Regenbogen-Pop.
Das Essen im Lokanta ist simpel und die Auswahl überschaubar. Dafür ist das, was es gibt, kaum teurer als ein Mensabesuch und deutlich frischer. Der klassische Dürüm besteht aus Lavash-Brot, auf das die kalte Bulgurfüllung gestrichen wird. Laut Uslu befinden sich in dieser 18 verschiedene Gewürze, von denen er allerdings nicht alle verraten will. Dazu wird Salat und eine Granatapfelsauce im Brot eingewickelt. Ein Essen, das kühl, knackig und würzig ist – eigentlich ideal für heiße Sommertage, an denen der Appetit sonst so oft ausbleibt.
Mit der Neueröffnung 2016 hat sich das Sortiment etwas erweitert und enthält nun nicht mehr nur vegane, sondern auch einige vegetarische Gerichte. So stehen auf der Anrichte zum Beispiel winzige aufgeschnittene Brötchen, aus denen eine Schafskäse-Petersilien-Füllung guckt. Außerdem bekommt man Mercimek, die beliebte Suppe aus roten Linsen, Börek und Falafel (wer es hart will, kann sich auch eine Cigköfte-Falafel-Kombination für seinen Dürüm gönnen). Zum Nachtisch gibt es die üblichen Sirup-triefenden Baklava und hausgemachten Milchreis – ebenfalls dekadent süß, aber lecker.
Im Gespräch mit Uslu stellt sich heraus, dass der Laden demnächst erneut seinen Besitzer wechseln wird, Uslu will Ende August aufhören. Vielleicht ist das Lokanta tatsächlich zu lange ein Geheimtipp geblieben. Im Wesentlichen wolle der neue Inhaber den Laden allerdings so lassen wie er ist, sagt Uslu. „Vielleicht ändern sich einige Kleinigkeiten, aber wahrscheinlich nicht viel.“
Das Lokanta bietet einen kühlen, gemütlichen Rückzugsort für heiße Sommertage und lohnt sich für ein Mittagessen allemal. Insgesamt wirkt der Laden irgendwie sympathischer als die meisten Imbisse – etwas weniger eitel und dafür etwas liebevoller gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass das auch nach August so bleibt, wenn statt Ahmet Uslu jemand anderes servieren wird.
Von Hannah Bley