Auch dieses Jahr erschwert der Heidelberger Wohnungsmarkt Erstsemestern den Studienstart. Viele von ihnen haben noch immer keine feste Bleibe
Vor einem Monat hat das Wintersemester begonnen und noch immer stehen rund 2300 Bewerber auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz beim Studierendenwerk. Nach offiziellen Angaben haben sich über 6100 neue Studierende an der Universität Heidelberg eingeschrieben, die sich nun auf einem äußerst prekären Wohnungsmarkt wiederfinden.
Diejenigen, die weiterhin auf Zimmersuche sind, leben solange in kurzzeitig befristeten Mietverhältnissen, pendeln, wenn möglich, oder schlafen übergangsweise bei Bekannten. Für die Übrigen richtet das Studierendenwerk jedes Jahr Notunterkünfte ein, in denen die Wohnungslosen ihre Nächte auf Feldbetten überbrücken können. Seit Mitte September haben immerhin 53 Erstsemester dieses Angebot in Anspruch nehmen müssen. Ein Drittel von ihnen ist noch immer dort.
„So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“ Die 20-jährige Anna schüttelt den Kopf: „Ich dachte, ich komme nach Heidelberg und dann geht das Studentenleben in vollen Zügen los.“ Stattdessen musste sie ihr Studium auf einer Luftmatratze antreten, im Wohnzimmer der WG einer Bekannten. Während ihre Kommilitonen unbeschwert Einführungsveranstaltungen besuchten, den Campus erkundeten und sich zum Kennenlernen trafen, pilgerte Anna von einer Wohnungsbesichtigung zur nächsten.
„Der Wohnungsmarkt ist wie in den Vorjahren gleichbleibend angespannt“, bestätigt Katrin Bansemer vom Studierendenwerk. Denn nicht nur die Kapazität stellt ein Problem dar, sondern auch die Preise. Mit Neuvertragsmieten von 11,50 Euro pro Quadratmeter gehört Heidelberg zu den Top Ten der teuersten Unistädte Deutschlands und bewegt sich damit in ähnlichen Bereichen wie Berlin und Hamburg, während München und Frankfurt noch deutlich kostspieliger sind.
Bansemer zeigt sich trotzdem zuversichtlich: Das Studierendenwerk habe in den letzten Jahren bereits viele zusätzliche Bettplätze geschaffen und plane auch weiterhin, den Wohnraum auszubauen. Zudem sei die „Studis suchen Zimmer“-Kampagne ein voller Erfolg: „Durch sie rückt der Bedarf an studentischem Wohnraum ins öffentliche Bewusstsein.“ Im letzten Jahr konnten 1600 Zimmer über die kostenlose Privatzimmervermittlung angeboten werden.
Problematisch bleibt, dass durch die ungebremste Nachfrage selbst die obskursten Zimmer teuer inseriert werden. Darüber schimpft auch Anna: „Ein Vermieter sagte mir, wenn ich das Zimmer nicht nähme, fände er eben jemand anderen.“ Anna zog dennoch nicht für 390 Euro in den Raum mit Blick auf eine Wand. Sie hofft, bei den nächsten Besichtigungen endlich Glück zu haben.
Von Anais Kaluza