„Kingdoms“ beim Internationalen Filmfestival
Marihuana und Alkohol auf dem Campus, Sex in quietschenden Betten und Zukunftssorgen: Der Film „Kingdoms“ des chilenischen Drehbuchautors Pelayo Lira entführt beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg in das chilenische Studentenleben. Den Studienanfänger Alejandro und die Doktorandin Sofia plagen Zukunftsängste. Ihre Sorgen, mit einem geisteswissenschaftlichen Studienabschluss an der Supermarktkasse zu enden, verdrängen die beiden – und beginnen eine leidenschaftliche Romanze. Selbst in Zeiten, in denen Filme wie „50 Shades of Grey“ Sex auf der Kinoleinwand massentauglich gemacht haben, sind die vielen Sexszenen in ihrer Häufigkeit und Ausführlichkeit doch ungewöhnlich.
Nicht nur die vielen intimen Szenen, sondern auch die langatmigen Dialoge zwischen den Studenten – die sehr hölzern wirken – sorgen dafür, dass drei Viertel des Films monoton dahinplätschern. Die Stärke des Films liegt tatsächlich im Schlussteil, in dem zwischen den verschwitzten Bettlaken nun doch das Innenleben der Charaktere und ihre Sorgen thematisiert werden. Doch leider holt Liras Geschichte auch in den letzten Minuten nicht mehr auf. Der Streifen arbeitet mit reduzierten Effekten, wodurch das Geschehen für den Zuschauer unmittelbar und realitätsnah wird. Trotz der einfachen Handlung überzeugt die schauspielerische Leistung.
„Kingdoms“ zeigt: Das studentische Leben in Chile unterscheidet sich nur unwesentlich von dem in Heidelberg. Auch auf den südamerikanischen Campus gibt es die gleichen Zukunftsängste, denselben Stress und dieselbe Orientierungslosigkeit. Der Film stellt trotzdem weniger das chilenische Studentenleben dar, er ist schlichtweg ein südamerikanischer Porno.
Von Deborah Hanking Evans