Im Gespräch mit Sara Doll, Präparationstechnische Assistentin der Universität Heidelberg
Das Präparieren von sogenannten Körperspendern, den für Forschungs- und Lehrzwecke gespendeten Leichnamen, ist für viele Menschen eine faszinierende, aber auch befremdliche Arbeit. Wie kamen Sie zu dem Beruf der präparationstechnischen Assistentin?
Das Präparieren von sogenannten Körperspendern, den für Forschungs- und Lehrzwecke gespendeten Leichnamen, ist für viele Menschen eine faszinierende, aber auch befremdliche Arbeit. Wie kamen Sie zu dem Beruf der präparationstechnischen Assistentin?Der Bau des menschlichen Körpers fasziniert mich schon seit der Schulzeit. Im Biologieunterricht Rinderlungen aufblasen, Schweineherzen oder Rinderaugen auseinanderschneiden – was einige Mitschüler nicht mochten, habe ich sehr gerne gemacht. Präparationstechnische Assistentin für den Fachbereich Medizin wurde ich allerdings eher durch Zufall.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
In meinem Alltag gibt es das Wintersemester mit dem Präpkurs für Studierende und dessen vielfältigen Vorbereitungen – und das restliche Jahr. In der Zeit nach dem Kurs kümmere ich um die Anatomische Sammlung, worüber auch ein Buch mit mir als Co-Autorin im Springer Verlag erschienen ist.
Hat Ihre Arbeit Ihre Sicht auf den Tod verändert?
Definitiv. Ich lebe jeden Tag so intensiv wie möglich und versuche, mich über so wenig wie möglich zu ärgern. Das gelingt natürlich manchmal gut, manchmal weniger gut …
Gunther von Hagens „Körperwelten“ ist nun nach Heidelberg zurückgekehrt. Was halten Sie von dieser teils umstrittenen Ausstellung?
Die verwendete Technik finde ich gut, aber die reißerischen Posen überflüssig. Man muss sich fragen: Warum würde sich jemand freiwillig dafür spenden? Ist es der Wunsch, noch über den Tod hinaus selbstbestimmt sagen zu wollen, was mit mir geschieht? Ist es Eitelkeit? Vor allen Dingen wundert mich die Menge der vorhandenen Körperspender und ich frage mich, ob die Spender wissen, dass sie auch an andere Lehrinstitute verkauft werden können. Mich beruhigt der Gedanke, dass das System Körperspende und Anatomie heutzutage darauf aufbaut, dass die Verstorbenen am Kursende bestattet werden und eine Trauerfeier stattfindet. Die Feier findet für alle eingeladenen Anverwandten statt und wird durch die jeweiligen Studierenden mehr als professionell durchgeführt.
Würden Sie Ihren Körper einmal der Wissenschaft zur Verfügung stellen?
Eine Frage, die ich oft gestellt bekomme. Meine Antwort: Nein! Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kennen sich untereinander und würden ungerne jemanden „bearbeiten“, den sie kennen. Außerdem hätte ich ehrlich gesagt Bedenken, dass ich auf einem Tisch lande, an dem die Studierenden nicht so gut präparieren können. Und da habe ich einen echt hohen Anspruch.
Das Gespräch führte Esther Megbel