Ökostrom der HEG – eine Alternative für Studenten?
[dropcap]W[/dropcap]er in den letzten Monaten in Heidelberg unterwegs war, stolperte vielleicht ab und zu einmal über sie: Aufkleber mit denen für so etwas wie „Bürgerstrom“ geworben wird. Das klingt irgendwie nach erneuerbaren Energien und bürgerlichem Engagement. Doch was genau hat es damit auf sich?
Hinter dem „Bürgerstrom“ steckt die Heidelberger Energiegenossenschaft eG (HEG), welche 2010 aus einer studentischen Initiative heraus entstanden ist. Heidelberger Studenten wollten damals mithilfe einer Genossenschaft Projekte im Bereich erneuerbare Energien verwirklichen, bei denen engagierte Bürger die Möglichkeit haben, sich zu beteiligen. Seit 2014 gehört dazu nun auch ein Ökostromtarif. Dafür hat sich die HEG mit über 70 anderen Energiegenossenschaften zu einem unabhängigen Verbund, den Bürgerwerken, zusammengeschlossen. Man setzt dabei vor allem auf Transparenz: Der Strom wird direkt von den Betreibern Erneuerbarer-Energie-Anlagen bezogen, über die man sich auf der Website der Bürgerwerke umfassend informieren kann.
Soweit so gut, stellt sich nun aber auch die Frage, ob sich für umweltbewusste Studenten aus Heidelberg und der Region ein Wechsel zum Bürgerstrom lohnt. Diese bilden durchaus eine der Zielgruppen des Angebotes, nicht zuletzt weil die HEG ja selbst von Studenten gegründet wurde. „Viele studentische Wohngemeinschaften haben sich bereits zu einem Wechsel zu uns entschieden“, teilt Laura Zöckler, Studentin der Uni Heidelberg und ehrenamtliche Mitarbeiterin der HEG, auf Anfrage mit. Der Bürgerstrom ist aber bei einem Preis von 28,50 Cent pro kWh nicht der günstigste Stromtarif in Heidelberg. Deshalb ist es schade, dass es keine speziellen Vergünstigungen für Studenten gibt. Der Verweis, bewusst auf Lockangebote zu verzichten und stattdessen faire Preise zu garantieren ist zwar löblich, für den sparsamen Studenten aber auch nicht das überzeugendste Argument. Dennoch bilden Studenten einen hohen Anteil der Kunden der HEG, wie Zöckler weiter mitteilt: „Auf Grund des Alters gehen wir von etwa 150 studentischen Kundinnen und Kunden aus, also etwa 40 Prozent.“ Argumente wie Unabhängigkeit von Konzernen der alten Energiewirtschaft, Wertschöpfung vor Ort und Besserung der eigenen CO2-Bilanz scheinen für manche also durchaus höher zu wiegen als die Gewissheit, keinen Cent zu viel für Strom zu bezahlen. Auch eine Preisgarantie bis Jahresende und die monatliche Kündbarkeit der Verträge ist gewiss attraktiv. Insofern sollte man sich durchaus überlegen auch einmal auf der Website der HEG vorbeizuschauen, wenn man das nächste Mal über die verkorkste Klimapolitik in Berlin zu schimpfen beginnt.
Von Cornelius Goop