Die Sperrung der Thingstätte in der Walpurgisnacht war erfolgreich. Eine Protestkundgebung entlang des Neckars fiel verhältnismäßig klein aus.
Am Ende blieb alles ruhig am Heiligenberg: Das ist die Bilanz der diesjährigen Nacht auf den 1. Mai, bei der zum ersten Mal die traditionsreiche Feier auf der Thingstätte von der Stadt Heidelberg untersagt worden war. Absperrungen und Polizei sorgten dafür, dass niemand das Gelände oberhalb des Philosophenwegs betreten konnte. Ab dem Vormittag galt ein Waldbetretungsverbot. Nachdem in den letzten Jahren bis zu 15.000 Menschen die Walpurgisnacht auf dem Berggipfel gefeiert hatten, tauchten dieses Mal nur vereinzelte Gruppen von Jugendlichen auf, die jedoch vornehmlich an einem Aussichtspunkt auf halber Höhe Halt machten. Bis zu den eigentlichen Absperrungen wagten sich bis zum späten Abend nur vereinzelt Menschen vor. Nach Polizeiangaben zog eine Gruppe von etwa 200 Personen schließlich weiter zur Neckarwiese.
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Damit ging die Strategie, in diesem Jahr überhaupt niemanden auf die Thingstätte zu lassen, auf. Das Betretungsverbot war ausgesprochen worden, nachdem es bei der letztjährigen Feier einen Schwerverletzten gegeben hatte und Teile des Waldes Feuer fingen. Die Stadt gab daraufhin eine „Gefährdungsbeurteilung“ in Auftrag, die zahlreiche Sicherheitsmängel der Feier ohne offiziellen Veranstalter auflistete – ein Zustand, angesichts dessen sich die Stadtverwaltung zum Handeln gezwungen sah.
Gegen das Verbot hatte am frühen Abend die Partei „Die PARTEI“ zu einem Fackelmarsch von der Alten Brücke zur Neckarwiese aufgerufen. Mit bis zu 100 Teilnehmenden nach Angaben der Veranstalter fiel die Demo jedoch kleiner aus als erhofft. Als Gastrednerin kritisierte unter anderem Sahra Mirow, Fraktionsvorsitzende der Linken im Heidelberger Stadtrat, die zunehmende Einschränkung von Angeboten für junge Menschen in Heidelberg. Die Feier auf der Thingstätte habe jahrelang unbehelligt stattgefunden: „Einen solchen Sicherheitsbericht gibt man nur in Auftrag, wenn man diese Ergebnisse auch haben will.“ Auch ein Demoteilnehmer, der anonym bleiben möchte, beschwerte sich: „Heidelberg ist ein Trauerspiel geworden, was die Weggehmöglichkeiten angeht.“ Dass der einzige Protest gegen das Thingstätten-Verbot von einer Satirepartei wie „Die PARTEI“ organisiert werde, mache die Situation nicht weniger traurig.
Von Simon Koenigsdorff und Nicolaus Niebylski
Nicolaus Niebylski studiert Biowissenschaften. Beim ruprecht ist er seit dem Sommersemester 2017 tätig – meist als Fotograf. Er bevorzugt Reportagefotografie und schreibt über Entwicklungen in Gesellschaft, Kunst und Technik. Seit November 2022 leitet er das Ressort Heidelberg. Zuvor war er, beginnend 2019, für die Ressorts Studentisches Leben, PR & Social Media und die Letzte zuständig, die Satireseite des ruprecht.