Mikroplastik schädigt unsere Gesundheit und die Umwelt. Studierende organisierten einen Workshop, um Möglichkeiten zur Minderung der Krise zu verbreiten
An einem stressigen Unialltag muss morgens alles sehr schnell gehen: Unter die Dusche springen, Zähne putzen, beim Bäcker am Bismarckplatz einen Coffee To-Go ergattern und dann in den überfüllten Vorlesungssaal. Der Tag hat noch nicht mal wirklich begonnen und trotzdem sind wir schon mit Mengen an Mikroplastik in Berührung gekommen. In Zahnpasta, Duschgel, Shampoo und im To-Go-Becher ist Mikroplastik enthalten, das wir über die Haut und die Raumluft aufnehmen. Während so mancher nichtsahnend im Vorlesungssaal saß, kämpfte die Grüne Jugend am vergangenen Samstag für die Verringerung von Plastikmüll. Bei einem Workshop im Rahmen der Hochschultage Nachhaltigkeit in Heidelberg und Mannheim konnte Allzweckreiniger, Deo, Waschmittel und ein Peeling selbst hergestellt werden. Die Grüne Jugend Heidelberg versuchte somit Studierende anzuregen alltägliche Gegenstände eigens zu kreieren, anstatt sie inklusive Mikroplastik zu erwerben. Kiara Groneweg von der Grünen Jugend wünscht sich, dass mehr Studierende auf Plastikverpackungen und To-Go-Becher verzichten und die Vorzüge von Unverpackt-Läden und Boxen aus nachhaltigen Materialien erkennen. Kiara studiert Politikwissenschaften und Ethnologie und kämpft seit zwei Jahren in der Grünen Jugend für Nachhaltigkeit. „Wir müssen uns fragen, was unsere Bedürfnisse sind und was wir wirklich brauchen“, meint sie und fordert, dass Menschen sich einschränken, anstatt unbewusst zu konsumieren. „Die Grundproblematik von Plastik und dessen Auswirkungen auf die Umwelt ist in der Blase des Heidelberger Akademikerkreises, in der wir leben, bekannt. Um mehr Transparenz zu dem Thema zu schaffen, müssen Studierende aktiver sein, öfter demonstrieren, sich politisch engagieren und informieren.“ Für Informationen sorgt auch der BUND mit seinem Einkaufsratgeber, der über Mikroplastik in konkreten Kosmetikprodukten aufklärt. Seit entdeckt wurde, dass in Schleswig geschreddertes Plastik monatelang in die Schlei geleitet wurde, ist Mikroplastik auf allen Kanälen ein Thema und doch unternehmen die wenigsten etwas zur Vermeidung. Von 1994 bis heute hat sich der Kunststoffverbrauch in Deutschland verdoppelt, damit leben wir in dem Land mit dem höchsten Verpackungsabfall Europas. Obwohl gesetzlich Recycling von mindestens 36 Prozent von Plastikverpackungen vorgesehen ist, liegt die tatsächliche Zahl bei unter 20 Prozent. Der Rest wird in Müllverbrennungsanlagen entsorgt oder ins Ausland gebracht. Die Grüne Jugend intendiert mittels des Workshops sowohl die Umwelt, als auch die Gesundheit der Menschen zu schützen. Vor allem Meerestiere sind von Mikroplastik betroffen. Plakate klären während des Workshops zum Rahmenthema „Bash the trash“ jedoch auch über die Risiken für Menschen auf. So könne Mikroplastik zu Unfruchtbarkeit, Herzerkrankungen, Krebs und bei Schwangeren zu Entwicklungsstörungen des Embryos führen. „Viele glauben es sei zu teuer Alltagsprodukte selbst herzustellen und die meisten weichen nur ungern von ihren Gewohnheiten ab“, meint Kiara und mischt Kernseife, Natron, Wasser und Zitronensaft in einer Schüssel zu einem Allzweckreiniger. Dass sich das Abweichen von eigenen Gewohnheiten durchaus lohnen kann, merkte ich, als ich die verkalkten Gläser meiner WG mit dem selbst hergestellten Reiniger wusch und danach feststellte, dass Gläser tatsächlich durchsichtig sein können. Ein Leben gänzlich ohne Plastik ist in unserer Gesellschaft wohl utopisch, auch ist es mit dem Studierendenleben kaum praktikabel jegliche Haushaltsprodukte selbst herzustellen, dennoch rückten die Hochschultage Nachhaltigkeit wieder einmal in den Vordergrund, wie viele ungenutzte Möglichkeiten sich selbst und die Umwelt zu schützen, bestehen und dass jeder Einzelne handeln kann.
Von Lina Rees