Nachruf auf den meist geliebten Supermarkt der Weststadt.
Am 16. April dieses Jahres schlossen sich die Tore des Netto-Supermarktes auf der Rohrbacher Straße, für immer. Die Weststadt trauert immer noch bitterlich, denn dieser eine Supermarktableger hatte sich über die Jahre einen Platz in ihrem Herzen erkämpft. Nun wollen wir seiner Schönheit alle Ehre erweisen und die Erfahrung eines Einkaufes bei dem einzigartigen, niemals übertroffenen Ghetto-Netto Revue passieren lassen.
Ach Markttag! Wie man es liebte, wenn mal mehr gesundes als von Schimmelpilzen befallenes Gemüse in den grünen Kisten von gelblichem Neonlicht beschienen wurde. Die Preise waren so niedrig, dass man im Alnatura gegenüber Schnappatmung bekam, denn in der Höhe schien die Luft etwas dünn zu werden. Der Blick wanderte weiter, über die gähnende, aber dennoch schmierige Leere der Gebäckvitrinen, blieb kurz am staubigen Restpostenregal hängen und schweifte weiter in Richtung Tiefkühltruhen. Man öffnete sie mal gut gelaunt faul, mal gestresst von Zeitmangel und Klausuren, um seine Hand beschmiert mit den Tausäften eines Schläfi-Filets zurückzubekommen. Das Käse- und Milchregal ließ sich nur schwer erreichen, da noch mehr Auslageflächen in Kniehöhe direkt davor standen. Um die Ecke kündigte ein hellrosa leuchtendes Schimmern das Fleischregal an. Der Ein oder Andere ließ sich hier schon dazu verleiten, Parmaschinken zu kaufen, der von überall sein könnte, nur nicht aus Italien. Nun, auf dem Schlussspurt in Richtung Kasse bestand nur noch ein Hindernis: eine einräumende Einzelhandelskauffrau. Mit lieblich slawischer Intonation teilte sie mit, dass es nur noch einen kleinen Moment dauere. Am Ende drückte man sich doch noch irgendwie vorbei. Der Einkauf ist getan, zum letzten mal im Ghetto-Netto. Die Folgen sind fatal: Ein Nahkauf, ein Ableger der Rewe-Gruppe, soll die Ikone ersetzen.
Von Vincent Lotz