Sinnvoll oder eklig: Braucht frau Menstruationstassen?
[box type=“shadow“ ]Pro
Mehrwegbecher erobern derzeit nicht nur den öffentlichen Bereich Heidelbergs. Auch in der weiblichen Privatsphäre erfreuen sich bunte Tassen einer immer größeren Beliebtheit. Die Rede ist von „Moon Cups“, oder zu deutsch Menstruationstassen, als langlebiger und umweltfreundlicher Ersatz von Tampons und Binden bei der Monatshygiene. In allen Größen und Farben sind die Menstruationstassen inzwischen erhältlich. Welches Volumen dabei das richtige ist, lässt sich einfach von der bevorzugten Tampongröße ableiten. Einmal für einen Preis zwischen 15 und 25 Euro gekauft, schonen sie nicht nur den Geldbeutel, sondern ersparen auch den damit verbundenen monatlichen Shopping Haul bei dm. Doch nicht nur das ökonomische Argument wissen besonders Studentinnen zu schätzen. Auch die reduzierte Belastung der Umwelt, die durch die Einmalprodukte der Regel allgemein und das Bleichen der Tampons anfällt, fällt bei den bis zu fünf Jahren zu verwendenden Tassen ins Gewicht. Das Einführen der Tassen benötigt zwar einen Monatszyklus Übung, doch dafür bieten sich illustre Faltvariationen, mit denen das Gefäß in die Untiefen des weiblichen Körpers manövriert werden kann. Ein kleines „blopp“ bestätigt anschließend das Entfalten des medizinischen Silikons im Inneren. Sitzt die Tasse an Ort und Stelle, erfreut sie die Trägerin an acht bis zehn Stunden tröpfchen-, ja sogar tsunamisicherem Tragekomfort. Vorbei die Tage der Binden und Slipeinlagen, deren Tragegefühl so angenehm ist, wie das des Babys aus der Pampers Baby Dry Werbung. Und auch das stetig triefend, nach unten sackende Gefühl des vollgesogenen Tampons bleibt aus. Selbst für Forscherinnen birgt der Moon Cup unentdeckte Möglichkeiten. So lassen sich die darin aufgefangenen Gewebestückchen der Gebärmutter und das Blut beim Entleeren der Tasse ausgiebig untersuchen.
Von Maren Kaps
Contra
Ein neues Produkt erobert den schon ausgeschöpft geglaubten Markt für Frauenhygieneprodukte. Nach Tampons und Binden in allen Formen, Farben und Gerüchen folgt nun ein kleiner bunter Becher – die Menstruationstasse. Weder im Internet, noch in Gesprächen mit Freundinnen entkommt man ihr: Mit den kleinen Becherchen soll frau nun ihrer roten Flut viel besser Herrin werden. Dafür muss sie sich allerdings erst einmal mehr als eines der Kunststoffbecherchen kaufen, denn anders als bei anderen Dingen zählt bei der Tasse die Größe dann doch. Und so steht frau verwirrt vor einem Regal der ein oder anderen großen deutschen Drogeriekette und fragt sich ob sie nun small, medium oder large ist. Eine Frage, die sich im Nachhinein als sehr wichtig entpuppt, denn sonst kann es schnell ungemütlich oder eklig werden. Ist frau viel unterwegs, ergibt sich ein zusätzliches Problem: Wo leert sie die Ergüsse ihres Körpers aus, die dieser allmonatlich produziert? Auf der Uni-Toilette, im Bad ihres neuen Freundes oder gar in der Natur? Beim Wechseln gibt einem das neuste Wunderwerk der kapitalistischen Verwertungskette auch Einblicke in die Beschaffenheit der eigenen Körpersäfte, die so nicht unbedingt nötig gewesen wären. Ja es ist wichtig sich mit seiner Periode auseinanderzusetzen und sich nicht vor sich selbst zu schämen. Angenehm oder lecker muss man trotzdem nicht finden, was da aus einem herauskommt – Stichwort Bröckchen. Ist die „Erdbeerwoche“ dann vorbei steht die in einer WG lebende Studentin vor einem neuen Problem: Wie desinfiziere ich das verdammte Ding? Der Hersteller empfiehlt die Mikrowelle oder einen Topf mit kochendem Wasser. So werden in Zukunft wohl viele Studierende in ihre Küchen kommen und kleine bunte Becherchen in ihren Lieblingsspagettitöpfen finden. Mit Tampons oder Binden wäre das wohl eher nicht passiert.
Von Esther Lehnardt[/box]