Die Ausstellung „Menschen – Fotokunst aus der Sammlung Braus“ im Kurpfälzischen Museum setzt anziehende Charaktere in Szene
Hinter jedem Sammeln verbirgt sich ein Interesse, ein Wunsch, ein Begehren“, sagt der Sammler Günther Braus. In seinem Fall hat es eine umfangreiche Kollektion entstehen lassen: Zu den vertretenen Fotografen gehören neben Künstlern aus der Region wie Michael Schnabel, Beatrix Bossle, Martin Pudenz und Kris Scholz auch Größen wie Helmut Newton und Jan Saudek. Das Kurpfälzische Museum zeigt die Fotos unter dem Titel „Menschen – Fotokunst aus der Sammlung Braus“. Das Spektrum der Stile reicht vom dokumentarisch-voyeuristischen Blick von Jeff Mermelstein auf New Yorker Passanten bis zur erotischen Fotografie einer Bettina Rheims, in der sich die Frauen selbstbewusst bis dominant zeigen. Sogar Landschaftsbilder, in denen der Mensch nur eine Nebenrolle spielt, werden gezeigt. Insgesamt sind 160 Bilder von nicht weniger als 139 Fotografen zu sehen.
Gegliedert ist die Ausstellung in Motivgruppen: Reportage, Porträt, Inszenierung, Erotik, Landschaft. Doch so vielfältig die Aufnahmen, so weit ist die zusammenfassende Klammer der Ausstellung, das Thema „Menschen“. Immer wieder entsteht so der Eindruck, kein kohärentes Ganzes, sondern ein Sammelsurium an Werken zu betrachten. Doch genau das sind die Fotos im Kern: Es handelt sich um eine Auswahl an Werken, die über Jahrzehnte vom Verleger Günter Braus zusammengetragen wurden. Jede Fotografie ist mit einer persönlichen Geschichte verbunden, wie sein Sohn Jonas Braus am Tag der Eröffnung erzählt. „Mein Vater hat nie ein Bild von jemandem erworben, den er nicht leiden konnte.“ Dabei waren die Namen der Fotografen stets weniger ausschlaggebend als die Menschen und Aufnahmen an sich. Einen Teil der Sammlung hatte Braus zu Hause aufgehängt: Das auf dem Plakat zur Ausstellung verwendete Foto hing beispielsweise bei der Familie Braus im Wohnzimmer – das ungestellte Straßenfoto eines Mannes, der ein Buch im Mund hält. Lediglich die Aktbilder seien aus Rücksicht auf Kinder und Ehefrau weniger exponiert gewesen, so Braus.
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„Meine Sammellust für Fotografie rührt her von meinem Interesse, das, was ich sehe und wahrnehme, in Bildern festzuhalten“, sagt Günter Braus. Durch die Arbeit als Verleger wurde seine eigene Fotografie zunehmend von der Beschäftigung mit anderen Fotografen ersetzt. Daraus entstand das Fundament der Sammlung Braus. Die Ausstellung ermöglicht es dem Besucher, innezuhalten und sich in die gezeigten Ausschnitte aus einem Leben, das ihm fremd sein mag, hineinzuversetzen.
Gerade in ihrer Kontextlosigkeit und Unmittelbarkeit sind die Aufnahmen darin höchst erfolgreich, denn weitere Hintergrundinformationen werden nicht geboten. In der Ausstellung kann jeder Fotografien finden, die ihn berühren, ins Geschehen ziehen oder zum Träumen bringen. Ein flüchtiger Moment Eskapismus, bis einen ein Reportagefoto in die Realität zurückholt. Die unaufdringliche Präsentation und technische Perfektion der Prints tun ihr Übriges. In Zeiten medialer (Bild-)Reizüberflutung ist das eine willkommene Einladung durch die Kamera hinter den Horizont zu blicken. Für alle, die sich für Fotografie erwärmen können, ist die aktuelle Sonderausstellung des Kurpfälzischen Museums nur zu empfehlen.
Von Nicolaus Niebylski
Nicolaus Niebylski studiert Biowissenschaften. Beim ruprecht ist er seit dem Sommersemester 2017 tätig – meist als Fotograf. Er bevorzugt Reportagefotografie und schreibt über Entwicklungen in Gesellschaft, Kunst und Technik. Seit November 2022 leitet er das Ressort Heidelberg. Zuvor war er, beginnend 2019, für die Ressorts Studentisches Leben, PR & Social Media und die Letzte zuständig, die Satireseite des ruprecht.