Ein Teil des juristischen Seminars ist einsturzgefährdet und wird momentan von Pfeilern gehalten.
Den Studierenden stehen etwa fünf Jahre Baulärm bevor
[dropcap] D[/dropcap]er morgendliche Weg ins juristische Seminar kann nicht nur ziemlich trostlos, sondern auch gefährlich sein. Der Gang vorbei an Übungsraum drei und vier gilt seit 2012 als einsturzgefährdet. Sitzt man in der Bibliothek und lässt seinen Blick statt über seine Bücher aus dem Fenster schweifen, erkennt man Pfeiler, die den Gebäudeteil stützen. Nun sind diese sicher keine Dauerlösung, weshalb die Bauarbeiten, die einen Abriss dieses Gebäudeteils beinhalten, voraussichtlich Mitte 2019 beginnen. Statt des abgerissenen Flügels wird ein größeres Gebäudesegment entstehen. Der Hauptteil der Bibliothek wird sich zukünftig in diesem neuen Flügel befinden. Eine große Pforte ist in der Mitte zwischen der sich vorne befindenden Verwaltung, den Hörsälen und der Bibliothek geplant. Der Haupteingang soll auch an dieser Pforte liegen.
„Aufgrund der räumlichen Gliederung des Gebäudekomplexes kommt es derzeit oft zu Orientierungsschwierigkeiten. Diesen soll durch einen zentralen Eingangsbereich, gute optische Führung von dort aus zu den verschiedenen Einrichtungen und durch räumliche Zusammenführung der Bibliothek abgeholfen werden“, erklärt der Fakultätsreferent Doktor Keil. „Neben der Funktionalität kommt auch noch der ästhetische Aspekt – dann wird man hoffentlich sagen: Wow!“, erläutert der Dekan Lobinger. Wow sagt auch die Fachschaftsinitiative: „Wir sind überzeugt, dass versucht wird, für die Studierenden die beste Lösung zu finden“, meint Melissa, die im fünften Semester Jura studiert und Teil der Fachschaftsinitiative ist. Bevor dieser Ausruf der Begeisterung angebracht ist, werden sich die Jurastudierenden jedoch auf eine langwierige Bauphase einstellen müssen.
Während die Lehrstühle in das jetzige Institut für Sinologie und Japanologie in der Akademiestraße ziehen, wird die Bibliothek für die Bauphase in die Lehrstuhlräume verlegt. In dieser Phase werden weniger Übungsräume zur Verfügung stehen. „Auch für den Umgang mit dem Lärm während der Bauphase gibt es in diesem frühen Planungsstadium noch keine Lösung. Das Problem ist allen maßgeblichen Akteuren bewusst, aber eine Antwort haben wir noch nicht“, meint Keil. Alexander Matt, Leiter der Bauabteilung der Universität, geht davon aus, „dass viele Studierende auf die UB ausweichen können“. Es werde wie bei allen Maßnahmen im laufenden Betrieb zu Einschränkungen kommen, die leider nicht vermeidbar seien, erklärt er. Doch die Abteilung „erarbeitet unter Beteiligung der Fakultät sowohl vorübergehende Auslagerungen und Nutzungsszenarien für die Zeit der Sanierung.“ Die Gesamtbaukosten betragen 26 Millionen Euro.
Über Alternativmöglichkeiten zu einer Renovierung wurde deshalb in der Vergangenheit ebenfalls nachgedacht. „Eine riesige Geschichte wäre die Unterbringung der juristischen Fakultät im ehemaligen Gefängnis gewesen. Allerdings bietet das Gebäude nicht annähernd die Kapazitäten, die das jetzige Gebäude hat“, sagt Lobinger und ergänzt noch: „Auch ein Neubau im Neuenheimer Feld wäre keine Lösung gewesen. In Heidelberg gilt, dass die Buchwissenschaften in der Altstadt sind. Da gehören wir hin. Die juristische Fakultät zwischen den Naturwissenschaften, das wäre komisch gewesen, das geht nicht.“ Fraglich ist, warum zwischen Feststellung der Einsturzgefährdung und der tatsächlichen Planung der Renovierung derart viel Zeit vergangen ist. „Wir haben uns ganz oft schon wahnsinnig aufgeregt! Wenn man mal sieht, was im Feld alles passiert ist, dann könnte man fast den Verdacht bekommen, dass bestimmte Fächer oder generell Neubauten priorisiert werden.“ Lobinger kämpft schon seit Langem für die Renovierung des Seminars.
Keil betont die noch bestehende Ungewissheit bezüglich des Bauvorhabens: „Das Land muss die Mittel durch einen Nachtragshaushalt erst noch bewilligen, die Baurechtsbehörde das Vorhaben genehmigen. Wegen der Dringlichkeit des Vorhabens sind wir sehr zuversichtlich, dass beides geschehen wird.“ Auf Nachfrage ergänzt er: „Was geschähe, wenn wider Erwarten nicht positiv entschieden würde, ist aus unserer Sicht völlig unklar.“
Zu hoffen bleibt, dass die Jurastudierenden nicht länger ihre Zeit in einem durch Pfeiler vor dem Einstürzen bewahrten Gebäude verbringen müssen. „Der bauliche Zustand ist komplett inakzeptabel! Man kommt mit dem Rollstuhl noch nicht einmal ins Dekanat. Das wird sich natürlich ändern. Der beauftragte Architekt ist derjenige, der auch das Bundesverfassungsgericht saniert hat. Da wurde also erfreulicherweise hochkarätig angesetzt“, meint Lobinger. Doch auch falls die Baumaßnahmen wie geplant durchgeführt werden, steht eine laute Bauphase bevor. „Studierende können sich bei Problemen während dieser Zeit an uns wenden“, bietet die Fachschaftsinitiativen-Sprecherin Laura an. Vielleicht gibt es ja in der Kasse der Fachschaftsinitiative ein bisschen Geld für Oropax.
Von Lina Rees