Land, Stadt und Uni stellten im vergangenen Jahr die Weichen für den „Masterplan Neuenheimer Feld“. Nun sollen sich die Bürger beteiligen
„Es ist letztendlich die Existenzgrundlage der gesamten Stadt“, erklärte der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner im März 2018. Was er meint, ist das Neuenheimer Feld, in dem für Heidelberg als Wissenschaftsstadt wertvolle Ressourcen liegen. Unter anderem, weil dort auf engem Raum sehr viele Akteure aufeinandertreffen, die die Stadt wesentlich antreiben. Darunter die Universität, das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Pädagogische Hochschule, das Universitätsklinikum, der Olympiastützpunkt und der Heidelberger Zoo, um nur wenige zu nennen.
Nun ist seit geraumer Zeit der Bebauungsplan erschöpft und die Vorhaben zur weiteren Erschließung des Gebiets bislang gescheitert. Die Stadt, aber auch das Land, befürchten den Stillstand von Heidelbergs Entwicklung, sollten diese Probleme nicht bald gelöst werden. Die Universität Heidelberg, die Stadt Heidelberg und das Land Baden-Württemberg schlossen deshalb im Oktober 2017 eine Rahmenvereinbarung zum „Masterplan Neuenheimer Feld“. Laut Unirektor Bernhard Eitel geht es darum, „mit der Stadtgesellschaft gemeinsam Perspektiven zu entwickeln für das Neuenheimer Feld und die darin befindlichen Einrichtungen, selbstverständlich unter Abwägung der Interessenlagen.“ Denn bei der Erschließung des Feldes treffen viele Interessen aufeinander, die es zu vereinen gilt.
Um diese zu koordinieren, startete ein zweigliedriges Bürgerbeteiligungsverfahren. Das besteht aus einem Onlineportal für alle Bürger, in dem zu den Gesichtspunkten städtebauliches Konzept, Mobilitätskonzept, Freiraumkonzept und Infrastruktur jeder Anregungen sowie Befürchtungen einbringen kann. Hinzu kommt ein Forum, in dem sich 80 feste Mitglieder aus Einrichtungen, Institutionen und Gruppen, die der „Masterplan Neuenheimer Feld“ betrifft, zusammenfinden. Ihre Wünsche für das Masterplanverfahren stellten sie bereits bei der Auftaktveranstaltung im April vor, die so zahlreich waren wie die jeweiligen Interessensgruppen. Dabei kritisierte den Prozess der Bürgerbeteiligung an sich der Verein der Gartenfreunde Handschuhsheim, die eine Pseudo-Bürgerbeteiligung befürchten, da diese bislang nur in der Vorphase, jedoch nicht in der konkreten Planung definiert ist. Während der Bezirksbeirat Wieblingen eine Einkesselung des Stadtteils durch stark frequentierte Zufahrtswege auf allen Seiten befürchtet, wie es eine neue Neckarquerung oder Autobahnauffahrt mit sich brächten, sieht die Interessensgemeinschaft Handschuhsheim dazu eine ausreichende Verkehrsanbindung in einem sinnvollen Paket aus Job-Ticket, Parkraumbewirtschaftung und ÖPNV. Der Verkehrsclub Deutschland schlägt sogar vor, das Feld mittels einer Gondel- oder Seilbahn vom Hauptbahnhof aus zu erschließen. Diese Lösung erhält im Prozess zunehmend Unterstützer, darunter auch der Arbeitskreis „Masterplan“ des Studierendenrats. „Der Bau und Betrieb einer urbanen Seilbahn ist kostengünstiger als bei einer Straßenbahn. Zudem kann sie eine barrierefreie Beförderung ermöglichen“, meint André Müller.
In den kommenden Wochen soll in den Sitzungen des Forums der Entwurfstext der Aufgabenstellung mit Fragen an die Planungsteams kommentiert und Vorschläge für ergänzende Fragen formuliert werden. Zusammen mit den Meinungen aus der Onlinebeteiligung sollen sich Land, Stadt und Universität daraufhin auf eine Aufgabenstellung für das Planungsteam einigen und diese dem Gemeinderat zum Beschluss am 27. Juli vorlegen. Weitere zeitliche Abläufe des Projekts sind derzeit nicht bekannt.
Die Onlinebeteiligung ist bis zum 21.Mai 2018 möglich: masterplan-neuenheimer-feld.de
Von Maren Kaps