Bürgerschaft im Dialog – die Veranstaltungsreihe „Wie reden wir im Jahr 2018 miteinander?“ lotet die Konfliktlinien unserer heutigen Gesellschaft aus.
„Wie reden wir im Jahr 2018 miteinander?“ – Workshops, Vorträge und Diskussionen zu dieser Fragestellung sollen die Heidelberger Bürgerschaft zusammenbringen. Dabei werden unter anderem Verwerfungslinien zwischen Jung und Alt, Offline und Online, Frau und Mann oder Bürger und Staat in den Blick genommen. Engagierte Menschen aus Politik und Wissenschaft erhalten so eine Plattform für das gemeinsame Gespräch. Anne-Marie Parth, Dozentin in Heidelberg, organisiert gemeinsam mit dem Institut für Politische Wissenschaft Heidelberg, dem Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg und dem Arbeitskreis „Lehre Vervielfalten“ die Veranstaltungen. „Real Life Economics“, der Studierendenrat, die Junge Universität und die Stadt unterstützen sie.
Wie nimmst du unsere derzeitige Kommunikation wahr?
Anne-Marie Parth: Ich persönlich habe den Eindruck, dass sich immer mehr exklusive Subgruppen in unserer Gesellschaft herausbilden, die kaum mehr miteinander kommunizieren und eine relativ abwertende Sprache gegenüber anderen Gruppen wählen; egal auf welche Debatte man schaut. Es gibt immer mehr gesellschaftliche Spaltungen, die sich vor allem in der Sprache niederschlagen.
Mit welcher Motivation habt ihr die Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen ?
Initiiert wurde sie nach der Bundestagswahl. Wir haben festgestellt, dass die Art des Wahlkampfes nicht unserem Kommunikationsideal entspricht. Aus einem privaten Gespräch ist dann die Idee entstanden, eine Veranstaltungsreihe zu Kommunikation zu organisieren. Wir denken, dass Kommunikation eine Voraussetzung ist, um politische Konflikte zu lösen.
Also steckt hinter „Reden 2018“ auch eine gewisse politische Motivation?
Die meisten Konfliktlinien sind politischer Natur. Wir versuchen aber, normativ und politisch neutral zu sein. Was natürlich manchmal auch schwierig ist. Die politische Motivation ist aber eher ein demokratisches Ideal: mehrere Meinungen zulassen, sowohl vom konservativen als auch vom linken Flügel. Wir wollen nicht aus einer universitären Perspektive heraus belehren.
Wonach habt ihr eure Themen und Referierenden ausgesucht?
Die Themenauswahl geschah nach der Wichtigkeit der Konfliktlinien, ist damit aber noch nicht beendet. In Bezug auf die Referierenden wollten wir eine möglichst große Vielfalt erzielen. Dabei war uns wichtig, nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu haben, sondern auch Journalistinnen und Journalisten, Politikerinnen und Politiker und Personen, die in NGOs oder Instituten organisiert sind oder aber andere Personen, die öffentlichkeitswirksam arbeiten. Ausgewählt wurden sie je nach dem, wie spannend sie uns vorkamen. Wir haben immer versucht, Referierende zu wählen, die relativ aktuell forschen, also neue Erkenntnisse hervorgebracht haben oder eben ein Argument machen, das untypisch, irgendwie spannend oder neu ist.
Was macht eure Veranstaltungen besonders?
Ich denke, viele Organisatoren haben nicht diese Output-Orientierung. Die meisten Veranstaltungsreihen finden in der Regel im Uni-Kontext statt. Wir hingegen gehen in die Heidelberger Stadtteile und machen dort unsere Veranstaltungen. So versuchen wir, Heidelberger Bürgerinnen und Bürger zu erreichen und nicht nur Studierende.
Was ist der Raumfänger?
Der Raumfänger wurde 2016 vom DAI gemeinsam mit Geflüchteten gebaut und ist wie ein Zelt aus Gewächshausfolie. Er sieht aus wie eine riesige Blase. Den nutzen wir für unsere Veranstaltungen. Es ist ein mobiler Ort, den man mit sich tragen kann, den jeder sieht und durch sein untypisches Aussehen viel Aufmerksamkeit bekommt.
Was erhoffst du dir persönlich von der Veranstaltungsreihe?
Ich hoffe, dass ich in Gespräche komme, die ich so davor nicht geführt hätte. Meistens läuft es darauf hinaus, dass wir Unterhaltungen mit Menschen führen, die dieselbe Meinung haben oder sich in einer ähnlichen Blase befinden. Ich finde es spannend, damit zu brechen und zu lernen, wie man Gespräche bewusst führt und reflektierter kommuniziert.
Das Gespräch führten Eylül Tufan und Philip Hiller.