Leserbrief zu Mehrwegbechern des Studierendenwerks (Artikel dazu auch in ru173)
Die WM, die WM – ein Spektakel, auf das sich die ganze Welt freut. Und sie darf
sich auch freuen, denn die Weltmeisterschaft bringt die Menschen zusammen.
Alle Feinde werden zu Freunden, oder wenigstens zu freundlichen Feinden. Auch
wenn Deutschland nicht mehr viel zu jubeln hat, so können auch wir glücklich
dabei zusehen, wie Vorurteile und Prinzipien vergessen werden. Prinzipen
gehören nicht in solch einen Wettbewerb, denn es genügt wenn man sich von
Montag bis Freitag nach ihnen richtet, das Wochenende möchte man schließlich
frei haben. Dann setzten sich die Studierenden auf die Marstallwiese und
genießen ein frischgezapftes Bier aus dem Plastik- oder einen erfrischenden
Geeisten aus dem Pappbecher. Alles Einweg, das versteht sich von selbst, denn
das grüne Label der Studierendenwerke steht natürlich nicht automatisch für
Umweltfreundlichkeit. Wem das nicht passt, der kann sich natürlich sein Getränk
auch im so hoch beworbenen Mehrwegbecher ausschenken lassen, mit billigen
fünf Euro Pfand. Wie gut das klappt, ist an den Plastikmüllbergen in den
Mülltonnen zu erkennen. So viele Akademiker auf einem Haufen und trotzdem zu
blöd, um etwas für die Umwelt zu tun. Mehrweg gibt es für das schlechte
Gewissen und Einweg schmeißen wir einfach in den Neckar wo es keiner mehr
sieht.
Dies alles dient natürlich der Sicherheit der Zuschauer. Zerbrochene Glasflaschen
und Gläser sind ein Risiko und wenn ein wütender Fan mit einem Plastikbecher
wirft, nehmen die Umstehenden verständlicher Weise weniger Schaden. Und da
wir Studierenden, die in der Mensa Fußball schauen, als grobschlächtige, brutale
und rücksichtslose Fans bekannt sind, ist solch eine Vorsichtsmaßnahme
vielleicht wirklich unabdingbar.
Mehrweg statt Einweg, ein Konsens der niemandem wiederstrebt und es liegt bei
den Veranstaltern, dies durchzusetzen, nicht an den Kunden. Aber das wäre ein
zu grüner Gedanke nehme ich an und die Studierendenwerke sind wohl eher
dunkel-grün. Aber so ist das nun einmal hier in BW.
Von Marcel Kückelhaus