Die Urabstimmung zum landesweiten Semesterticket sollte eigentlich verschoben werden. An Uni und PH wird schon frühzeitig abgestimmt.
Bei der geplanten Urabstimmung über ein landesweites Semesterticket für Baden-Württemberg kommt es zu Unstimmigkeiten. Wie Niklas Anner vom zuständigen Arbeitskreis der Landes-AStenKonferenz (LAK) bestätigte, sollten die Studierenden eigentlich statt in diesem Sommer frühestens im kommenden Wintersemester über die Ticketreform abstimmen können. Grund dafür seien Verzögerungen bei der Auswertung der Online-Umfrage, bei der im April und Mai rund 37 000 Studierende aus dem ganzen Bundesland ihre Meinung zu einem landesweiten Semesterticket und generell zu ihrer Nahverkehrsnutzung abgegeben hatten.
Die Auswertung der Umfrage durch Experten der Hochschule Heilbronn soll nun erst in der nächsten Sitzung der LAK am 22. Juli diskutiert werden. Dann fällen die Vertreter der Studierendenschaften auch eine Entscheidung über die Urabstimmung, wobei der Arbeitskreis es als erklärtes Ziel bezeichnet, diese nun definitiv im Wintersemester anzusetzen.
Der Studierendenrat der Uni Heidelberg lehnte jedoch eine Woche vor dem ursprünglich angesetzten Wahltermin einen Antrag ab, die Abstimmung auf Bitten des Arbeitskreises zu verschieben. Die Abstimmung sei bereits vorbereitet und eine zweite bringe nur zusätzlichen Aufwand und Kosten mit sich, so der Tenor der Delegierten. Damit findet die Urabstimmung nun wie geplant zusammen mit der StuRa-Wahl und der Nextbike-Urabstimmung vom 10. bis zum 12. Juli statt.
An der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg hat die Urabstimmung bereits Ende Juni stattgefunden. Es sei „bei der Kommunikation zwischen dem Arbeitskreis und den Akteuren vor Ort zu Missverständnissen“ gekommen, so Anner. So stimmten die Studierenden der PH nicht nur über ihr Studierendenparlament und die lokale Nextbike-Kooperation, sondern auch über das landesweite Semesterticket ab. Man habe sich aber darauf geeinigt, das Ergebnis gelten zu lassen. Somit fließt es trotzdem in die Endabstimmung mit ein. Laut dem offiziellen Wahlergebnis fiel die Abstimmung mit 380 zu 365 Stimmen denkbar knapp gegen das landesweite Semesterticket aus, während die Nextbike-Kooperation mit deutlicher Mehrheit angenommen wurde. Auch ersten vorläufigen Ergebnissen der Online-Umfrage zufolge, die dem ruprecht vorliegen, sprach sich im gesamten Bundesland eine knappe Mehrheit von 51,5 Prozent gegen die Einführung des landesweiten Semestertickets aus.
Das Modell, das der Arbeitskreis der LAK nach mehrjährigen Verhandlungen mit den verschiedenen Verkehrsunternehmen und der Deutschen Bahn zur Abstimmung stellen möchte, sieht eine Erhöhung des Solidarbeitrags um etwa 71 Euro vor, die alle Studierenden pro Semester zusätzlich bezahlen müssten. Dafür würde die in Heidelberg bereits existierende Feierabend- und Wochenendregelung auf ganz Baden-Württemberg ausgedehnt werden und statt ab 19 Uhr bereits ab 18 Uhr gelten. Zusätzlich gäbe es weiterhin das regionale Semesterticket für das VRN-Gebiet zum normalen Preis zu kaufen. Für weitere rund 198 Euro könnte dieses Ticket optional noch einmal aufgestockt werden, um rund um die Uhr in ganz Baden-Württemberg fahren zu können.
Von Simon Koenigsdorff