Gehört Musikstreaming die Zukunft?
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Pro
Die Zeiten sind endlich vorbei, in denen wir Disketten oder Kassetten lagern mussten, von Platten ganz zu schweigen. Mittels Streaming hören wir unsere Lieblingsmusik überall und jederzeit, zuhause und unterwegs. Allein die Auswahl überzeugt: Von Adam Angst bis Jay-Z ist alles dabei – fast alles: Bloß an einigen Klassikern wie den Beatles mangelt es noch, aber auch die werden nach und nach in digitale Bibliotheken eingepflegt. Das ist noch lange kein Grund, derart altmodische Technik zu nutzen, weil YouTube eine Fülle von Klassikern beherbergt. Logisch: Klassische Musik über Kopfhörer zu hören ist vielleicht stillos, aber erstens befinden sich Liebhaber der Klassik heutzutage in der Minderheit und zweitens interessieren sich Ewiggestrige sowieso nicht für die Vorzüge der Moderne. Schallplatten brauchen Plattenspieler – einen Koloss im Vergleich zu einem Smartphone. Wer Platten hat, muss sie pflegen und richtig lagern, damit sie sich nicht abnutzen; das kostet Zeit. Wer will schon Geld für einen Plattenspieler aus dem Fenster werfen, der nur in den eigenen vier Wänden nutzbar ist? Und was kann denn ein Plattenspieler, was ein Smartphone nicht kann? Darüber hinaus bietet Streaming bessere Chancen für Kleinkünstler, da es leichter geworden ist, an Bekanntheit zu gelangen. Für Newcomer ist es eben unkomplizierter, überhaupt entdeckt zu werden, geschweige denn, an Beliebtheit zu gewinnen. Sänger wie Ed Sheeran und James Bay sind mit dem Internet berühmt geworden. Streaming verdrängt sogar Internetpiraterie, die definitiv Schaden an anrichtet. Die Hemmschwelle, für Musik ein paar Euro pro Monat zu zahlen, ist natürlich viel geringer, als sich durch Plattenkisten in verstaubten Geschäften zu wühlen und zwischen zig Plattenspielern zu vergleichen, um den mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Kurz: Streaming ist einfach und günstig, praktisch und portabel.
Von Eduard Ebert
Contra
Im Jahr 2018 nicht Spotify oder einen ähnlichen Streamingdienst zu nutzen, mutet auf den ersten Blick völlig rückständig an. Kostenlos oder für wenig Geld im Monat hätte ich Zugriff auf fast alle Musik, die das Herz begehrt – doch warum tue ich das nicht? Zunächst einmal schlicht, weil ich das Geld, das die Premiumversionen solcher Dienste kosten (oder, zugegeben, alles in allem doch etwas mehr) lieber ganz altmodisch für physische CDs ausgebe. Das bedeutet nicht, dass ich mir Künstler nicht vorher auf YouTube und Co. anhöre und darüber auch neue Musik entdecke, sondern ganz im Gegenteil, dass ich mit meinem beschränkten Budget ganz bewusste Entscheidungen für Musik treffe, die mir am besten gefällt. Gerade kleinere oder regionale Musiker, und selbst solche mit größeren Labels, haben von einem CDKauf meist wesentlich mehr als von ein paar Klicks auf Spotify. Damit zeige ich also nicht nur deutlicher meine Unterstützung für Musik, die ich mag, sondern lasse dem künstlerischen Gesamtprodukt, das ein durchdachtes und gut produziertes Album nun einmal ist, auch eine angemessene Würdigung zukommen. Außerdem ist die Audioqualität einer CD immer noch unbestritten höher als die einer MP3-Datei, und hätte ich viel mehr Geld, wäre für mich eine Vinylsammlung mit entsprechend guter Stereoanlage in Sachen Qualität eigentlich der logische nächste Schritt. Auch wenn das noch viel antiquierter erscheinen mag. Dazu gibt es für mich nichts Schöneres, als mir ein Album bewusst ganz anzuhören, dabei die gedruckten Lyrics mitlesen zu können und ein passend gestaltetes Booklet in der Hand zu haben. Das gilt umso mehr, wenn Alben auch musikalisch als Einheit funktionieren: Konzeptalben vertragen sich mit der Shuffle-undSkip-Mentalität von Spotify und Co. einfach nicht. Denn Musik ist mehr als eine Ansammlung von Hitsingles in einer „Top 100“-Playlist.
Von Simon Koenigsdorff [/box]