Er tritt auf den größten Bühnen auf, die die klassische Musikwelt zu bieten hat, und gibt per Youtube-Tutorial Geigenunterricht: Multitalent Ray Chen hat seine neue Platte „The Golden Age“ herausgebracht. So ganz begeisterte unseren Autor die Reminiszenz an Kreisler und Heifetz trotzdem nicht.
Kleiner ging es wohl nicht: Ray Chen, seines Zeichens international wie medial erfolgreicher Stargeiger, beruft sich mit seinem neuen Album „The Golden Age“ auf die ganz Großen seines Fachs. Bruchs erstes Violinkonzert umrahmt er mit Bearbeitungen von Fritz Kreisler und Jascha Heifetz, Ausnahmegeigern des letzten Jahrhunderts. Das Ergebnis überzeugt, was allerdings weniger am Rahmenprogramm liegt. Während die Bearbeitungen zwischen lustlos („Summertime“ aus Gershwins „Porgy and Bess“) und „ganz nett“ schwanken, zeigt Chen in Bruchs virtuosem Opus magnum seine ganze Klasse. Mit klaren Linien durchpflügt er die Emotionswogen des ersten Satzes, artikuliert die artistischen Griffbrettübungen Bruchs mit lupenreiner Klarheit. Schlichtweg bezaubernd schließlich die auf den Punkt vibrierten Linien des zweiten Satzes – Kreisler und Heifetz hätten ihre Freude gehabt. Für das restliche Album gilt das leider weniger.
Von Jakob Bauer