„Silent Disco“ als Protest gegen frühere Altstadt-Sperrzeiten – Gemeinderat entscheidet im Juli
Viele empörte Tänzer haben sich an einem Freitagabend Mitte Juni auf der Alten Brücke zusammengefunden, um ein Zeichen gegen die drohende Verkürzung der Sperrzeiten zu setzen. Die Veranstalter finden, „dass die Sperrzeiten eine Einschränkung der Heidelberger Nacht- und Tanzkultur sind. Wir möchten, dass das städtische Leben auch in der Nacht floriert und wir den kulturellen Raum in Heidelberg erweitern.“ Ungewöhnlich für die Protestaktion ist die fast gespenstische Stille. Statt über Lautsprecher wird über mitgebrachte Kopfhörer Musik gehört.
Anfangs sind hier und da noch zögerlich tapsende Füße zu hören, dort ein geflüstertes „Und was hörst du?“ Nach etwa einer halben Stunde nimmt die Sache Fahrt auf. Jetzt ist die Brücke eine Disco – aber nur ausnahmsweise silent.
Dass die sonst übliche Lautstärke des altstädtischen Nachtlebens ein Problem für die Anwohner ist, ist auch den Veranstaltern bewusst: „Uns ist natürlich klar, dass die Situation schwierig ist. Mit der Silent Disco möchten wir ja auch signalisieren, dass leiseres Feiern genauso spaßig sein kann. Aber andererseits: Man zieht ja auch nicht in die Antarktis, um die Sonne zu genießen.“ Bereits im April hatte der Verwaltungsgerichtshof die bisherigen Sperrzeiten gekippt. Die damalige Regelung von zwei Uhr unter der Woche und vier Uhr in den Nächten auf Freitag, Samstag und Sonntag sei für die Anwohner nicht zumutbar. Bisher scheiterte eine Umsetzung der geforderten strengeren Sperrzeiten im Gemeinderat und wurde immer wieder vertagt, ein endgültiger Beschluss soll nun am 24. Juli gefasst werden. Wer Lust auf Tanzen und Nachtlebensrettung hat, der hat am Freitag, den 13. Juli um ein Uhr nachts auf der Alten Brücke die Gelegenheit, an einer weiteren „Silent Disco“ teilzunehmen.
Von Max Forster