Alternativen zum Supermarkt? Der ruprecht testet für euch die Wochenmärkte der Stadt
In Heidelberg findet sich an fast allen Tagen der Woche ein buntes Angebot an Wochenmärkten. Jeder Markt hat seinen individuellen Charme und seine eigenen Besonderheiten. Sechs dieser Märkte haben wir für euch beschlendert:
Altstadt
Brie aus Frankreich, Oliven aus Griechenland, Gnocchi aus Italien und Honig aus Heidelberg – am Wochenmarkt auf dem Friedrich-Ebert-Platz gibt es alles, was das Herz begehrt. Elf Stände bieten dem Kunden Käse, Fisch, Fleisch und Wurst, Brot, Kaffee und Kuchen, Marmeladen und Honig, internationale Spezialitäten, sowie selbstverständlich auch Obst und Gemüse aus der Region. Tatsächlich könnte man, wenn man seinen gesamten Einkauf hier erledigen sollte, wohl auf Rewe, Aldi und Co. verzichten. Einzig die Preise sind dabei ein Hindernis: während sechs Paprika noch 1,75 Euro kosten, sind die Nudeln deutlich teurer: 1,50 Euro für 100 Gramm Spaghetti ist für Studierende unerschwinglich, aber Qualität hat schließlich ihren Preis.
An diesem Donnerstagnachmittag herrscht ein geschäftiges Treiben: Rentner treffen sich hier zum Quatschen mit Freunden, junge Familien erledigen mit ihren Kindern Einkäufe, Studenten holen sich vor dem nächsten Kurs noch schnell ein belegtes Brötchen oder eine frische, heiße Empanada. Der Wochenmarkt donnerstags und freitags auf dem Friedrich-Ebert-Platz ist allein wegen der großen Auswahl an frischen Lebensmitteln und des netten Ambientes einen Besuch wert.
Von Hannah Steckelberg
Weststadt
Wer früh aufsteht, findet auf dem Wochenmarkt krumm gewachsene Karotten, authentisch erdige Kartoffeln oder regionale Erdbeeren auf den Auslagen in der Morgensonne. In der Weststadt, vor der Kulisse der St. Bonifatius Kirche in der Blumenstraße, findet sich montags und donnerstags all dies, dennoch lässt sich viel lebendiges Treiben vermissen. Beim Schlendern über den Markt erstreckt sich eine Auswahl von genau zwei Ständen: Obst und Gemüse und gegenüber werden Truthahn-Fleischerzeugnisse angeboten. Halb neun an einem Donnerstag ist gewiss keine studentische Zeit, was auch eine der Standbetreiberinnen bestätigt, während sie Blaubeeren wiegt und verpackt. Vor allem jüngere Familien, die in der Weststadt wohnen, scheinen das Angebot zu nutzen. So bietet sich eine noch ökologischere Alternative zu Alnatura und dem neu eröffneten Nahkauf für den wöchentlichen Einkauf, auf den auch gerne vierzig Euro verwendet werden. Derartige Preise können zunächst abschrecken, dennoch gibt man auf diese Weise nicht nur Geld für ein garantiert frisches Produkt aus, sondern unterstützt zudem regionale landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe. Ein Geheimtipp sind die beinahe noch warmen, duftenden Brezeln, die man für einen Euro beim Obststand kaufen kann.
Von Nele Bianga
Neuenheim
Wer den Marktplatz in Neuenheim kennt, denkt an den alten Turm der Johanniskirche, die Geschäfte, die kleinen Cafés und die engen Gassen. Jeden Mittwoch und Samstag bauen die Händler hier von 7 Uhr bis 13 Uhr für den Wochenmarkt ihre Stände auf. Wenn man an den Verkaufstischen vorbeischlendert und den Duft des frischen Obstes, der verschiedenen Käsesorten und der Blumen riecht, fühlt man sich unter dem Dach der aneinandergereihten Schirme fast wie in einer Markthalle. Dafür, dass dieser Platz einst ein Friedhof gewesen ist, herrscht hier eine sehr lebendige und fröhliche Stimmung. Über die Jahre ist eine Gemeinschaft entstanden, die zum Teil schon in der vierten Generation besteht.
Es gibt einen Bäcker, einen Honigstand, ein großes Wurst- und Fleischangebot und das „espresso bike“, das den Coffee to go anbietet. „Ich freue mich jedes Mal meine Stammkunden zu begrüßen, deren Kaffeegewohnheiten ich inzwischen schon kenne“, erzählt Philipp mit seinem Bike. Auch für morgenmuffelige Studenten lohnt sich der Marktbesuch. Wie bei jedem Lidl oder Aldi können frische Zutaten für die Woche besorgt werden; und das auch noch mit einem frischen Kaffee in der Hand, auch wenn man dafür ein klein wenig tiefer in die Tasche greifen muss.
Von Selina Demtröder
Rohrbach
In einer kleinen Gasse der Rathausstraße liegen die fünf Stände des Rohrbacher Marktes. Samstags zwischen 7 Uhr und 13 Uhr können hier Blumen, Käse, Wurst, Kaffee, Gemüse, Eier, Joghurt, Milch, Säfte, Gemüse und Obst erworben werden. An der Gemüsetheke lachen einen regional-saisonales Obst und Gemüse, aber auch Bananen aus Ecuador und Aprikosen aus Italien an.
„Am meisten werden die eigenen Äpfel gekauft, die Leute fragen häufig nach Produkten aus eigenem Anbau“, meint Nina, eine PH-Studentin, die als Nebenjob auf dem Rohrbacher Markt arbeitet. Aber ihr Chef wolle den Kunden ein komplettes Sortiment anbieten, sodass Obst und Gemüse, das in Deutschland nicht angebaut werden kann, dazugekauft werde. Julia mag ihren Job auf dem Markt, weil „die Atmosphäre herzlich und gemütlich ist“ und sie viel mit Menschen zu tun habe. Auch sie ist Studentin der PH. In dem Moment ruft eine Frau von hinten: „Heute braucht ihr wohl keinen heißen Kakao. Vielleicht lieber einen Ventilator?“ Julia erzählt, dass manche Kunden immer wieder kommen und sie inzwischen kennen. Sie würden nach ihrem Studium fragen oder eigene Geschichten erzählen.
Der Rohrbacher Markt bietet eine dörfliche und urige Atmosphäre. Die meisten Kunden hier scheinen sich zu kennen, an dem Kaffeestand genießen einige den Samstagmorgen mit einem nachbarschaftlichen Kaffeeklatsch. Das Obst und Gemüse sieht sensationell aus und die Käsetheke ist bis auf den letzten Zentimeter gefüllt. Der Markt eignet sich hervorragend, um Nachbarn kennen zu lernen und nebenbei den Wocheneinkauf zu erledigen.
Von Lina Rees
Handschuhsheim
Jeden Samstag findet von 7 Uhr bis 13 Uhr vor der Kulisse der Tiefburg der Handschuhsheimer Wochenmarkt statt. Neben den Klassikern wie regionalem Obst und Gemüse, Fleisch, Milchprodukten und Blumen gibt es einige hausgemachte Spezialitäten zu entdecken: preisgünstige Fruchtsäfte, Marmeladen, Nudeln und frische Maultaschen. Der Markt hat aber auch einige exotischere Speisen zu bieten, wie vielerlei Gewürze, außergewöhnliche Teesorten, Datteln und eingelegte Oliven, die man gleich vor Ort probieren kann. Und für diejenigen, die im Sommer eine kleine Abkühlung brauchen, gibt es an einem kleinen Stand Eis zu kaufen. Ein Verkaufstisch mit regionalem Wein vervollständigt das Angebot. Der Markt ist gut besucht, dennoch herrscht eine entspannte und freundliche Atmosphäre, für die es sich lohnt, auch an einem Samstagmorgen mal früher aus dem Haus zu gehen.
Von Svenja Rogg
Kirchheim
Der Wochenmarkt in Kirchheim, wenn man hier überhaupt von einem Wochenmarkt sprechen kann, ist leider eine milde bis starke Enttäuschung. Dabei wären die Bedingungen für ein fröhliches Markttreiben so gut gewesen: Der Kerweplatz direkt neben dem Bürgeramt in Kirchheim bietet perfekte räumliche Verhältnisse und auch die Öffnungszeiten passen sehr gut. Freitags von 7 bis 13 Uhr, eigentlich ideal für viele Studierende. Doch gerade einmal zwei Stände bilden den Markt, und wenn man zu schnell vorbeiläuft, hat man ihn auch schon wieder verpasst. Obwohl es platztechnisch noch ausreichend Puffer für mehr Anbieter gibt, heißt es auf Anfrage, dass hier auch sonst nicht mehr los sei. Mit zwei Ständen lässt natürlich auch das Angebot zu wünschen übrig: Lediglich importierte Früchten aus Spanien und Italien, Gemüse aus der Pfalz und Forellen aus der Region sind wöchentlich vor Ort. Die Klientel scheint aus älteren Menschen zu bestehen.
Der Besuch des Kichheimer Wochenmarkts lohnt sich deshalb nicht, wenn man nicht in unmittelbarer Umgebung wohnt.
Von Julia Edelmann