Der Master of Education beginnt im nächsten Semester in Heidelberg. Doch der Lehramtsstudiengang kämpft mit Startschwierigkeiten.
Gesprochen wird über die Umstellung der Lehrerausbildung vom alten Staatsexamen auf das Bologna-System von Bachelor und Master schon lange – und die Planung dafür läuft auch schon seit vielen Jahren. Im kommenden Semester soll deshalb in Heidelberg nun mit dem Master of Education ein völlig neuer Studiengang mit eigenem Abschluss eingeführt werden. Dabei hatten sich die Hochschulen an einer Rahmenverordnung des Kultusministeriums zu orientieren.
Bereits seit dem Wintersemester 2015/16 ist es in Heidelberg möglich, einen sogenannten polyvalenten 50/50-Fachbachelor mit Lehramtsoption zu studieren. Die Lehramtsoption besteht dabei darin, dass in den Übergreifenden Kompetenzen Leistungen in den Bereichen Fachdidaktik und Bildungswissenschaft im Umfang von 14 Punkten erbracht werden und zwei kurze Praktika zu absolvieren sind. Mit der Einführung des darauf aufbauenden Masters soll die Reform nun abgeschlossen werden.
Die Bewerbungsphase für den neuen Master of Education ist schon abgeschlossen. Sie verlief mit 62 Anmeldungen jedoch eher mau, weshalb die ersten Studierenden des Studienganges beim Aufbau ihres Studiums wohl etwas improvisieren müssen, da es Probleme geben wird, für gewisse Veranstaltungen genug Teilnehmer zu finden. Ob der polyvalente Bachelorstudiengang überhaupt problemlos in sechs Semestern studierbar ist, muss man sich angesichts solcher Zahlen durchaus fragen.
Organisiert wird der Master of Education in Zusammenarbeit zwischen der Universität, der Pädagogischen Hochschule (PH) und der Heidelberg School of Education (HSE). An welcher Institution man vornehmlich studiert, hängt davon ab, ob man sich im Master für die Profillinie Gymnasium (Uni) oder Sekundarstufe I (PH) entscheidet. Es sollen jedoch auch hochschulübergreifende Veranstaltungen stattfinden. Die HSE dient vor allem als Verwaltungseinheit, die die Koordination des Studienganges übernimmt. Im Master soll der Fokus nun auf fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Veranstaltungen sowie auf einem Schulpraxissemester (SPS) liegen. Dies liegt vor allem daran, dass dieser Bereich im polyvalenten Bachelor eher klein gehalten ist.
So sind im Master nur je 18 Leistungspunkte für die beiden gewählten Fächer im Bereich „Fachwissenschaft“ vorgesehen. „Durch die vom Kultusministerium vorgegebene Platzierung des Schulpraxissemesters im Masterstudium steht im SPS die Professionalisierung im Vordergrund, die seitens der Universität durch rahmende Lehrveranstaltungen in den Fachdidaktiken und den Bildungswissenschaften unterstützt wird“, teilt Christiane Wienand, Geschäftsführerin der HSE, in diesem Kontext mit. Vonseiten des Arbeitskreises Lehramt der Verfassten Studierendenschaft wird diese Anordnung jedoch kritisiert, da Studierende deshalb gerade in den Jahren vor der Abschlussprüfung zu wenige Veranstaltungen in ihrem Fach belegen.
Der AK Lehramt kritisiert auch, dass die meisten Drittfächer erst sehr spät, nämlich ab Ende 2019 angeboten werden. Außerdem sei das SPS im dritten Regelsemester des Masters sehr weit nach hinten gerutscht, was für eine ausführliche Praxiserfahrung oder gar ein Überdenken der Berufswahl doch sehr spät sei. Wienand verweist jedoch auf die Praktika im Bachelor und die Möglichkeit, auch mit einem Master of Education in andere Bereiche – insbesondere im Bildungssektor – einzusteigen.
Wird es nun durch den neuen Master also leichter, Lehrer zu werden? Nein, denn dies war auch nicht das Ziel der Reform. Man muss sich nun zwar nicht schon bei Studienbeginn für den Lehrerberuf entscheiden, sollte dies aber dennoch schon vor dem Bachelorabschluss tun, da es ansonsten kompliziert wird, diesen Weg noch einzuschlagen. Es ging vor allem darum, Studierende besser auf den späteren Lehrerberuf vorzubereiten, indem die Fachdidaktik und die Bildung der Lehrerpersönlichkeit stärker in den Blick genommen werden. Ob dies gelungen ist, wird sich zeigen.
Von Cornelius Goop