Ernst Ulrich von Weizsäcker zu Gast im DAI
Im Rahmen des International Science Festival im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) präsentierte der Ehrenpräsident des Club of Rome, Ernst Ulrich von Weizsäcker, am 23. Oktober den letzten Bericht seiner Organisation. Der Club of Rome ist eine Organisation von Experten aus unterschiedlichen Disziplinen, die zusammen forschen, um die Zukunftsprobleme der Menschheit und der Erde zu identifizieren und im Voraus zu lösen.
Ihr letzter Bericht „Wir sind dran“ ist ein Alarmsignal, das versucht, dem Volk zu erklären, warum es dringend auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren müsse. Von Weizsäcker zeigte dies anhand der folgenden Statistik: Auf der Erde sind 97 Prozent der Wirbeltiere entweder Menschen oder Zucht- und Haustiere. Das heißt, dass nur 3 Prozent der Wirbeltiere wild sind. Die Überzahl der Menschen zerstört laut dem Bericht eindeutig die Natur.
Neben den immer häufigeren und stärkeren Naturkatastrophen sei selbst unsere Gesellschaft in Gefahr. Von Weizsäcker erklärte auf klare Weise, wie mit dem Ende des Kommunismus der Aufbau der Gesellschaft zur Selbstzerstörung führte. Das kapitalistische System, das zuvor noch für politisches Engagement gegen den Kommunismus diente, wurde nun von den Finanzmärkten genutzt, um den Staat mehr und mehr zu kontrollieren. Wieso sollte man wählen, wenn die wählbaren Politiker alle abhängig vom Markt sind? So ist laut von Weizsäcker eine „Krise der Demokratie“ entstanden.
Wir seien dabei, systematisch die Therapie zu wählen, welche die Krankheit schlimmer mache, ruft von Weizsäcker aufgebracht in dem Raum. Wer würde zu so einem Arzt gehen? Der Club of Rome ist der Meinung, dass die Menschheit eine neue Aufklärung braucht, deren Schlüsselbegriff die Balance werden soll. Eine nachhaltige Welt finde die Balance zwischen Mensch und Natur, Staat und Markt, Gerechtigkeit und Leistungsansatz. Um sie zu finden und eine Änderung herbeizuführen, sind nun alle Menschen gefragt – „Come on!“, fordert von Weizsäcker.
Für das Individuum scheint der Bericht aber nur wenig Relevanz zu haben: Wie kann ich als einzelne Person dabei helfen, wenn alle vorgeschlagenen Lösungen des Club of Rome immer nur auf Staatenebene auftauchen?
Von Céline Jacamon