Als Deutscher muss man sich einiges anhören – zu Recht? Internationale Studierende prüfen Heidelberger auf Klischees
Heidelberg gilt als Inbegriff einer romantischen deutschen Stadt. Doch wie deutsch sind wir eigentlich? Das können am besten Austausch- und sonstige internationale Studierende beantworten. Einige von ihnen plaudern über unsere typischen Eigenheiten, Macken und Vorurteile und welchen Klischees wir in Heidelberg eigentlich gerecht werden.
Deutschlands Wetter lässt zu wünschen übrig. Es ist immer nass und kalt, an gefühlt 300 Tagen im Jahr bewölkt und das Wort „Übergangsjacke“ findet in keinem anderen Land so viele Suchtreffer auf Zalando. Einzig und allein die Kollegen von den britischen Inseln können uns in Puncto schlechtes Wetter übertreffen. Bestätigt wird uns dies von Esther, 24, aus Spanien, die das Wetter hier in Heidelberg als „typisch deutsch“ bezeichnet. „Am meisten fehlt mir das warme Wetter, da ich den deutschen Winter hasse“, meint Sofia, 21, ebenfalls aus Spanien.
Die Suche nach Eigenschaften, die deutscher sind als eine Rom-Com mit Matthias Schweighöfer, führt uns schnell zur Esskultur. In Deutschland kann man quasi aus allem einen Salat machen, wenn Mayo drauf ist. Das Einzige, das mehr verehrt wird als das deutsche Brot, ist Jesus, und einer Mahlzeit mit Wurst, serviert mit Bier oder Wein, kann man quasi nicht entkommen. Zumindest bei Letzterem hat sich für Monica, 24, aus Kanada, dieser Eindruck bestätigt: Typisch deutsch seien „das Essen, insbesondere Wurst, Wein und Bier“.
Wer jetzt Esskultur für ein zu abgedroschenes Kriterium hält und sich fragt, ob es etwas deutscheres gibt, als mit 220 Stundenkilometern über die Autobahn zu düsen, sollte sich mal die typischen Eigenschaften unseres Prototyps anschauen. Klar denkt man sofort an die Familienvätern beliebte Sandalen-Sportsocken-Kombination. Aber auch das anständige Benehmen und Regeln wie das Respektieren roter Ampeln selbst nachts um drei, pedantische Ordentlichkeit, Pünktlichkeit, Effizienz und dass alle Deutschen Lederhosen tragen, sind unter den Top 10. Einige lassen sich schnell entkräften: Nur unterhalb des Weißwurst-Äquators sieht man auch jenseits der Oktoberfest-Saison Tracht, und was Pünktlichkeit angeht, braucht man nur mal Richtung Deutsche Bahn schauen. Was Effizienz betrifft, so scheint Angelica, 24, aus Italien ein gutes Bild von uns zu haben: „Typisch deutsch ist die gute Organisation und, dass die Deutschen zuerst zurückhaltend, dann nett sind.“ Zuzanna, 21, aus Polen, fügt dem hinzu: „Typisch deutsch sind auch die alten, historischen Häuser.“
Zusammenfassend kann man festhalten, dass wir – zumindest nach Ansicht der befragten Studierenden – in jeder Kategorie eines der aufgezählten Klischees erfüllen. Da diese allerdings bis auf das Wetter recht positiv ausfallen, können wir uns seelenruhig zurücklehnen, das Best-Of-Album von David Hasselhoff laufen lassen und auf die Wurst zum Abendessen freuen.
Von Stefanie Haas