Der aktuelle Jahrgang irrt nun seit einem guten Monat durch die Universitätsstadt und macht vielen, höchstwahrscheinlich älteren Kommilitonen aus den höheren Semestern das Leben schwer.
Erstis seit 1386: Der aktuelle Jahrgang irrt seit einem guten Monat durch die Stadt und macht älteren Semestern das Leben schwer.
Ob sie einem den unaufhaltsamen Alterungsprozess vorhalten, die Aussicht auf ein neues WG-Zimmer trüben oder sich auf Partys nicht abschleppen lassen – so mancher Nerv wird stark gereizt. Radikale sagen dem Ersti sogar jegliche Daseinsberechtigung ab, fordern Erstiaufnahmezentren vor den Toren der Stadt und sehen die Streichung des ersten Semesters mit der Folge des Studienbeginns im zweiten Semester als einzigen Ausweg. Doch was bewegt uns, so zu denken?
Natürlich ist es anstrengend, ständig nach dem eigentlich offensichtlichen Weg zum Hörsaal gefragt zu werden. Oder sich mühsam einen Weg durch Erstgruppierungen bahnen zu müssen, weil sie sich zum gemeinsamen Betreten der Neuen Uni auf dem Uniplatz treffen. Und die Krönung bilden dauerhafte Überfüllung sowie spontane Menschenketten auf dem Pflaster der Unteren Straße. Hat sich der Alltag schließlich beruhigt, ist plötzlich Hausarbeitenzeit. Das heißt, die wenig gereiften Erstis bunkern gefühlt bis zu fünfzehn Bücher auf den begehrten Bibliotheksplätzen, um sie nach neun Stunden der Nichtbenutzung nicht ins Regal zurück oder auf den Rückgabewagen zu stellen. Stattdessen werden große Türme mit Büchern anstelle von Bauklötzen gestapelt. Der leidenschaftliche Hater findet Grund zur Aufregung. Es ist mittlerweile vielleicht schon keine Verallgemeinerung mehr, wenn behauptet wird, dass die meisten Studienanfänger direkt nach dem Abitur den Weg zur Uni beschreiten und bei der Kneipentour den Milchbart mit Bierschaum vermengen.
Natürlich lässt sich das altbekannte ermunternde Plädoyer auf die Notwendigkeit dieser aufregenden und prägenden Phase des Studienbeginns halten. Wir alle sind einmal Erstis gewesen und mussten in Haushaltsführung, Lernen an der Uni und studentischem Alkoholismus debütieren. Während viele viele Menschen in wenig wenig Zeit kennenzulernen waren.
Vielleicht sollten wir den Fachschaften mehr kritische Aufmerksamkeit schenken. Letztendlich sind sie es, die junge verschüchterte Jugendliche mit einem Megafon anschreien und zum Exen von bunten Jellyshots zwingen, oder auf nervtötende Schnitzeljagden und Sackhüpfrennen hetzen.
Am Ende heilt die Zeit alle Wunden und die Erstis von heute regen sich über die Erstis von übermorgen auf. Und die Neuen singen dann wieder: „Eins, zwei, drei, vier, Bier, Bier, Bier, Bier. Fünf, sechs, sieben, acht, Bier, Bier, Bier, Bier!“