Reykjavík macht es vor: Im öffentlichen Raum soll es nur noch Unisex-Toiletten geben. Die Regelung wird diesen Herbst eingeführt. Sollte sich die Universität Heidelberg ein Vorbild daran nehmen?
Gender bezeichnet das soziale Geschlecht und kann performativ verstanden werden, so ist zum Beispiel keine Frau aufgrund ihres Geschlechts dazu verpflichtet oder dazu bestimmt, lange Haare zu tragen. In diesem Verständnis ist Gender eine individuelle Interpretation des biologischen Geschlechts (Sex). Es obliegt der Freiheit des Einzelnen, wie er sein Geschlecht ausleben will. Gender kann aber auch das soziokulturell konstruierte Geschlecht bedeuten. Das heißt, dass biologische Unterschiede negiert werden und die Binarität von Mann und Frau durch alltägliche Interaktionen erst entstehen würde. Dies ist aus biologischer Sicht schlicht falsch. Grundsätzlich ist der Mann die Person, die zum Befruchten bestimmt ist, während die Frau den Part der zu befruchtenden Person einnimmt, auch wenn dies die Performanz nicht komplett determinieren muss. Gender ist somit, je nach Nutzung des Begriffs, entweder keine (hochschul-)politisch relevante Kategorie, da Privatsache oder eine nicht haltbare Behauptung, die im politischen Diskurs aufgrund mangelhafter Faktenlage nichts verloren hat.
These 1: Genderneutrale Toiletten sind ein Luxusproblem.
Gender ist erstens, performativ begriffen, Teil des Privaten, das außerhalb des (hochschul-)politischen Kompetenzrahmens liegt und zweitens eine nicht referenzielle, da höchst subjektive Kategorie. Gender im Sinne des soziokulturell konstruierten Geschlechts lehnen wir als ideologisch ab. Verkürzt gesagt halten wir diese Denkweise für ideologisch, weil sie von Grund auf das nötige Maß an Interdisziplinarität vermissen lässt und den wissenschaftlichen Ansprüchen von intersubjektiver Überprüfbarkeit und Objektivität nicht ausreichend genügt. Da unserer Auffassung nach die Universität ein weltanschaulich neutraler Raum sein sollte, orientieren wir uns in dieser Frage an den Fakten, also der Realität von Mann und Frau. Gender als rein subjektives und privates Konzept ist für uns keine politisch relevante Kategorie. Genderneutrale Toiletten sind unter anderem deshalb ein Luxusproblem.
These 2: Geschlechtsgetrennte Toiletten können ein Problem für Menschen sein, die sich nicht in die traditionelle Geschlechtsordnung einordnen lassen.
Laut dem Biologen Axel Meyer ist das Ziel der Geschlechtsumwandlung von Transpersonen meistens der Wechsel im binären System, also beispielsweise von männlich zu weiblich. Intersexuelle sollten eine Toilette ihrer Wahl aufsuchen können, ohne dass ihnen ein negatives Gefühl vermittelt wird. Orientieren könnten sie sich an der Tendenz ihrer geschlechtlichen Performanz. Darüber hinaus ist es weder die Verantwortung der Politik, individuelle Lebensentwürfe und Selbstverwirklichungen zu kritisieren, noch ist es die Aufgabe, diese zu propagieren. Unser Staats- und Politikverständnis geht von einem Staat aus, der einen sicheren Rahmen bietet, in dem sich die Staatsbürger frei ausleben können. Orientieren muss sich dieser Rahmen jedoch an den Fakten, nicht an Ideologien.
These 3: Frauentoiletten bieten Frauen einen Rückzugs- oder Schutzraum.
Toiletten sind aufgrund ihrer Funktion ein sehr intimer Raum. In diesem Raum sollten Frauen geschützt vor jeder Art von Belästigung sein. Opfer sexueller Gewalt sind weit überwiegend Frauen und Männer die Täter. Daher halten wir es für angebracht, die Frauentoiletten als einen Ort zu verstehen, der tatsächlich als eine Art Rückzugs- oder Schutzraum dienen kann. Das heißt konkret, dass eine Frauentoilette auch Frauen vorbehalten bleibt. In Bezug auf die vorhergegangenen Fragestellungen, beziehungsweise die entsprechenden Antworten, wird auch deutlich wie unkonkret die Definitionen der „Gender“ sind, und somit die Frauentoilette informell zu einer „All-Gender-Toilette“ werden würde. Bei einer offiziellen und kompletten Abschaffung von Männer- und Frauentoiletten wäre die Toilette endgültig für niemanden mehr ein Schutzraum.