Ein kaputtes Fahrrad macht keinen Spaß. Wir verraten euch, wie ihr euer Rad gesund und munter durch die kalte Jahreszeit bringt
Mit laut quietschenden Bremsen dem Gegenverkehr in der Plöck ausweichen, zu spät zur Vorlesung kommen, weil das Rad mal wieder einen Plattfuß hat oder sich auf dem Heimweg von der Halle ängstlich nach Polizeiautos umsehen, da das Rücklicht ja nie richtig funktioniert: Wir kennen ihn alle, diesen nervenaufreibenden Ärger mit dem Fahrrad. Und bricht erst der Winter ins Haus, scheinen sich die Fahrrad-Wehwehchen erst recht zu häufen. Wir wollen euren kalten Hintern und lädierten Drahteseln unter die Arme greifen: Wo gibt es günstige Reparaturen und worauf muss besonders im Winter geachtet werden?
Lehramtsstudentin Lara setzt beim Radfahren auf den Zwiebellook: Wenn man es eilig hat und nach einer rasanten Fahrt in den beheizten Hörsaal kommt, fängt man oft sofort an zu schwitzen. Deshalb lautet ihr Tipp: Immer mehrlagig anziehen! Politikstudent Marius rät dazu, warme Handschuhe dabei zu haben und am besten eine längere Jacke, die gut vor kaltem Fahrtwind schützt. Da er im Studentenwohnheim in Rohrbach wohnt, das eine eigene Station zum Selbstreparieren hat, kann er dies immer eigenhändig erledigen.
Und wenn der Schaden doch zu groß ist oder sogar ein neues Rad her muss? Beruhigende Nachrichten: Fahrradgeschäfte scheinen in Heidelberg aus dem Boden zu sprießen. In jedem Stadtteil wird man fündig. Als wahres Fahrrad-Paradies hat sich, mit sechs Geschäften, Bergheim entpuppt. Glückwunsch also, wer dort einen Platten hat!
Aber auch der in Altstadt gibt es Hilfe, nämlich bei Zweirad Kirch neben dem Sprachlabor in der Plöck. Der kleine Laden hat leider keine hohen Kapazitäten und muss deshalb oft Kunden, die spontan vorbeikommen, vertrösten. Wenn man sein Fahrrad abgeben kann, ist es dafür meistens noch am gleichen Tag fertig. Für einen Platten zahlt man am Vorderreifen 10, am Hinterreifen 12 Euro.
Ruprecht Rides in der Bahnstadt kann wohl als das hippste Fahrradgeschäft in Heidelberg bezeichnet werden. Verkauft werden dort zum größten Teil neue Fahrräder, teilweise aber auch gebrauchte. Die Preise sind für den modernen Laden überraschend günstig: Ein Platten wird für 17 Euro geflickt, eine Rundum-Inspektion liegt bei 25 Euro. Besonders Praktisch: Das Fahrradsortiment kann man sich auf der Homepage anschauen. Das häufigste „Studentenproblem“ ist laut Sara von Ruprecht Rides, dass die meisten Studis viel zu lange mit einem lädierten Fahrrad herumfahren, anstatt es direkt zur Reparatur zu bringen. Dabei wäre es oft viel billiger, einen kleinen Schaden schnell zu beheben, als wenn mit der Zeit nur noch mehr kaputt geht. Ungefähr die gleichen Preise wie Ruprecht Rides bietet Der Rad Raum in Bergheim. Gegen Vorzeigen des Studentenausweises gibt es hier allerdings 10 Prozent Rabatt! Verkauft werden fast ausschließlich neue Fahrräder, oft in individuellem Farbdesign.
Wer etwas mehr Geld in die Hand nehmen möchte, sucht den Fahrradservice Baber in der Weststadt auf. Im Schaufenster kann man hier schon von außen die schicken Rennräder erspähen. Für ein Fahrrad zahlt man um die 650 Euro, natürlich in entsprechender Qualität. Eine Inspektion kostet 35 Euro, wenn nur der Ständer nachgezogen werden soll, macht Robert das allerdings auch gratis. Sein Tipp für den schmalen Studentengeldbeutel: „Wer weniger bezahlen will, muss einfach ein bisschen mehr ölen.“ So einfach kann es sein. Günstige Gebrauchträder gibt es auch beim Radhof in Bergheim, der sich gleichzeitig als soziales Unternehmen versteht und unter anderem Langzeitarbeitslosen und Geflüchteten Jobs ermöglicht. Die Reparatur eines Plattens kostet am Vorderreifen 10, hinten 15 Euro. Eine Inspektion gibt es umsonst. Nicht ohne Grund sind die Hauptkundschaft dort Studenten. Beim Radhof gibt es auch die Möglichkeit, Räder für längere Zeit „auszuleihen“: Internationale Studierende beispielsweise können ein Fahrrad kaufen und bekommen bei Rückgabe nach einigen Monaten bis zur Hälfte des Kaufpreises wieder. Tipps für den Winter gibt es auch: Es müsse unbedingt auf saubere Reflektoren und Felgen geachtet werden. Bei Heidel-bike in der Weststadt gibt es für Studenten leider kaum Rabatte. Radexperte Herr Bergau gibt allerdings einen wichtigen Tipp: Das Fahrrad unbedingt im Trockenen zu lagern. „Räder, die draußen stehen, sind eigentlich nach einem Jahr verwittert“, informiert er. Falls kein Unterstellplatz vorhanden sei, täte es auch eine einfache Plane zum Abdecken. Vintage-Liebhaber sollten bei Madame Vélo in Bergheim vorbeischauen. Dort gibt es hochwertig hergerichtete Gebrauchträder, die ihren „Oldie-Look“ trotz der Überarbeitung nicht verloren haben. Wer eines möchte, muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen: 200 bis 300 Euro sind hier Standard. Vor den Fahrradversteigerungen im Bahnhof warnt Tom von Madame Vélo. Die Preise für die Schrotträder würden sich unverhältnismäßig hoch steigern, und am Ende müsse noch viel Geld für eine anständige Ausstattung an Teilen ausgegeben werden, da die Räder in den meisten Fällen nicht funktionstüchtig seien.
Für den Winter empfiehlt Tom gute Reifen mit Grip, damit es auf dem glatten Kopfsteinpflaster nicht zu rutschig wird. Sind einzelne Teile des Fahrrads eingefroren, dürfe man auf keinen Fall zerren und ziehen. Auch auf Enteiser solle man verzichten. Stattdessen das Fahrrad einfach stehen lassen und warten, bis es auftaut. In diesem Fall kann wohl wirklich mal in ein Bahnticket investiert werden.
Von Pauline Roßbach