Alligatoahs neues Album „Schlaftabletten, Rotwein V“ ist musikalisch meist gelungen, enttäuscht aber durch inhaltliche Beliebigkeit. Drei Jahre ist es her, dass Alligatoah alias Lukas Strobel mit seinem letzten Album „Musik ist keine Lösung“ endgültig die Nische verließ. Mit „Schlaftabletten, Rotwein V“ hat er nun sein fünftes Studioalbum veröffentlicht und erweitert sein musikalisches Repertoire mit funkigen und rockigen Anklängen („Terrorangst“). Das macht durchaus Spaß, kann die große Schwäche des Albums aber nicht ausgleichen: „Schlaftabletten, Rotwein V“ verzichtet anders als die vorherigen Alben auf eine inhaltliche Linie. Was kreativen Freiraum öffnen soll, macht hier mehr den Eindruck inhaltlicher Beliebigkeit. Die Texte wirken reichlich belanglos, verpacken abgelutschte Binsenweisheiten von „Alkohol ist schlecht“ bis „Wutbürger sind wütend“ in zugegebenermaßen hübsche Tonverpackungen. Die seltenen Momente aus gelungenem Text und Musik („Meinungsfrei“, „Freie Liebe“) vergrößern eher die Enttäuschung über das, was möglich gewesen wäre – schade drum.
Von Jakob Bauer