Ein Heidelberger Student kämpft mit seinem Podcast gegen Politikverdrossenheit und Populismus
Es waren die politischen Ereignisse im Jahr 2016, die den Heidelberger Politikstudenten Gregor Schwung, 23 Jahre, aufgewühlt haben. Der Populismus schien mit dem Brexit und der Wahl von US-Präsident Donald Trump kaum aufzuhalten und in Deutschland stand die Bundestagswahl bevor. „Was mich bei der medialen Berichterstattung oft gestört hatte, war, dass zu viel berichtet, aber zu wenig erklärt wurde.“ Das ließe Menschen ratlos zurück und mache sie anfällig für die einfachen Antworten der Populisten, so Gregor. Deshalb startete er seinen Podcast „6 Minuten Politik“, in dem er politische Zusammenhänge erklärt, sodass Leute besser verstehen, was in der Politik geschieht.
In dem wöchentlichen Hintergrundpodcast nähert sich Gregor entweder einem innen- oder außenpolitischen Thema, das die Woche über die Nachrichtenlandschaft bestimmt hat. Beim Erklären wählt er eine alltägliche Sprache, die es seinen Zuhörern und Zuhörerinnen ermöglicht, auch komplexe Themen besser zu verstehen. Hierbei steht nicht das Informieren im Vordergrund, was etablierte Medien aufgrund ihrer personellen und ressourcentechnischen Ausstattung besser können, sondern das Erklären von Hintergründen.
Jeder von uns hat heute alle Möglichkeiten, sich gut zu informieren und zu wissen, was auf der ganzen Welt passiert. Aber das allein reicht nicht. Man muss auch verstehen, warum bestimmte Dinge passieren. Bei dem Überfluss an Informationen besteht die Gefahr, dass man schnell den Überblick verliert.
Um dem entgegenzuwirken wählt Gregor bewusst Themen aus, die sich bereits ein Stück weit entwickelt haben, sodass man in Ruhe die Fakten analysieren kann. Sein Studium der Politikwissenschaft hilft ihm vor allem dabei, Dinge besser zu analysieren und einzuordnen. Am Anfang jeder Folge steht die Themenwahl. „Ich bin ein Nachrichtenjunkie, mir entgeht nichts. Politische Themen verfolge ich fast rund um die Uhr, wobei ich alle möglichen Nachrichtenquellen nutze.“ Über die Woche kristallisiert sich so ein dominantes Thema heraus. „Mein Anspruch ist, immer das Topthema der Woche zu nehmen, und das orientiert sich immer an den klassischen journalistischen Kriterien der Relevanz.“
Mit dem Recherchieren beginnt Gregor in der Regel am Mittwochabend und nutzt dabei alle verfügbaren und seriösen Quellen. Am Donnerstag schreibt er dann sein Skript. Die Folgen sind immer geskriptet, da er in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Informationen seinen Zuhörern und Zuhörerinnen vermitteln möchte, ohne unnötig vom Thema abzuschweifen. Im Laufe des Donnerstags kann es sein, dass sich Themen weiterentwickeln und der Inhalt angepasst werden muss. Erst gegen Abend wird dann die Folge aufgenommen. Man kann Gregors Arbeit in zwei Teile einstufen: zum einen der Produktionsprozess bis hin zur Aufnahme und zum anderen die Vermarktung auf Social Media danach.
Nach eineinhalb Jahren zeigen sich bereits die ersten Erfolge. Der Podcast wird monatlich von etwa 6000 bis 7000 Menschen gehört.
Auf Instagram erreicht Gregor fast fünftausend überwiegend junge Menschen im Alter zwischen 13 und 24 Jahren. „Oft bekomme ich Nachrichten von meinen Hörern und Hörerinnen, die mir schreiben, dass Politik eigentlich gar nicht ihr Ding war, mein Podcast und meine Instagram-Seite aber ihr Interesse dafür geweckt haben. Und das motiviert mich natürlich, weiter zu machen und das Politik-Erklären nicht den Populisten zu überlassen“.
Es bleibt abzuwarten, in wiefern sich das Medium Podcast weiter entwickeln wird. „6 Minuten Politik“ von Gregor Schwung leistet jedoch einen kleinen Beitrag dazu, der allgemeinen Politikverdrossenheit in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken.
Von Jean-Claude Jenowein