Ein Blick hinter die Kulissen des Heidelberger Weihnachtsmarktes
Die letzte Weihnacht ist ein Jahr her…“, dudelt es aus den Lautsprechern am Uniplatz. Es nieselt, eine Glühweinverkäuferin tippt gelangweilt auf ihrem Handy herum, während die deutsche Version von Whams Welthit den fast menschenleeren Weihnachtsmarkt beschallt. Ja, der Weihnachtsmarkt. Für die Leute, die dort arbeiten, bedeutet er vor allem Stress. Insgesamt stehen auf sechs Heidelberger Plätzen 136 Stände, dazu kommen ein Karussell, eine Eislaufbahn und der „Winterwald“ auf dem Kornmarkt, wo sich eine kleine Bimmelbahn für Kinder durch die erleuchteten Tannenbäume schlängelt.
Nur ein Viertel der Stände haben dabei ein rein gastronomisches Konzept, noch weniger verkaufen nur Glühwein. Der Weihnachtsmarkt bietet ein sehr breit gefächertes Angebot an Kunsthandwerk, das von selbstgeschnitzten Holzschalen über Lammfellpantoffeln und Strickmützen bis hin zum gläsernen Baumschmuck reicht, den es sowohl in klassisch als auch in kitschig-schräg gibt. „Die Hälfte der Standbetreiber ist aus Heidelberg und der näheren Umgebung“, erklärt Constantin Weber von Heidelberg Marketing, das den Weihnachtsmarkt organisiert.
Standbetreiber müssen ihre eigenen Hütten und Deko stellen. Es gibt lediglich einige wenige Richtlinien, wie diese auszusehen haben. Bunte und blinkende Lichterketten sind zum Beispiel nicht erlaubt. Die Mietkosten für einen Stand verrät Weber nicht, nur, dass der Preis pro Quadratmeter gezahlt wird und von Sortiment und Standort abhängig ist: „Ein Kunsthandwerker am Universitätsplatz zahlt mehr als ein Kunsthandwerker am Bismarckplatz. Ein Kunsthandwerker zahlt mehr als ein Gastronom. Ein reiner Glühweinhändler zahlt mehr als ein Gastronom mit Speisen“, so Weber.
Aber der Weihnachtsmarkt hat auch eine soziale Komponente, die an das Fest der Nächstenliebe zurückdenken lässt: Gemeinnützige Organisationen können kostenlos in der Bürgerhütte auf dem Marktplatz auf sich aufmerksam machen. Letztes Jahr informierten unter anderem Tierschutzverbände und Menschenrechtsorganisationen über ihre Aktionen. Die Hütte darf eine Organisation dabei bis zu drei Tage am Stück mieten.
Zum Umsatz schweigt man bei Heidelberg Marketing: „Beim Heidelberger Weihnachtsmarkt ist es uns besonders wichtig, dass sich die Besucher wohlfühlen und eine schöne Zeit verbringen. Er wird nicht wegen der Gewinne veranstaltet, sondern weil er bei den Heidelbergern und unseren Gästen besonders beliebt ist.“ Weber lässt aber durchblicken, dass der Weihnachtsmarkt Gewinn macht. Mit dem eingenommenen Geld finanziert man andere Aktionen, wie etwa die Touristeninformation auf dem Neckarmünzplatz.
Zur Müllmenge, die tagein tagaus anfällt, kennt Weber keine genauen Zahlen. 55 zusätzliche kleine Partytonnen sowie mehrere große Container für Papier und Glas werden auf dem Weihnachtsmarkt aufgestellt, die Gesamtmenge Müll wird aber nicht gewogen. Ein Mitarbeier des Amts für Abfallwirtschaft erklärt, dass für sie durch den Markt keine zusätzliche Belastung anfällt.
Für Sicherheit werde natürlich auch gesorgt. Neben taktischen Terrormaßnahmen, die Michael Klump vom Polizeipräsidium Mannheim nicht weiter erläutern möchte, gibt es Betonhindernisse. Außerdem, so erklärt Klump, seien jeden Tag drei Streifen sowie einige Zivilstreifen am Wochenende unterwegs, um die Taschendieben das Handwerk zu legen.
Auch das Securitypersonal, das den Markt jede Nacht von 22 Uhr bis 7 Uhr bewacht, ist angehalten, bei verdächtigen Vorkommnissen die Polizei zu informieren. Schwere Zwischenfälle aus den letzten Jahren sind der Polizei aber nicht bekannt.
Allen Sicherheitsbemühungen zum Trotz: Seit Beginn des Weihnachtsmarktes wurde bereits drei Mal eingebrochen, bei einem der Einbrüche entstand ein Schaden von über 2000 Euro. Ein weiterer Einbruch brachte die Security zum Schmunzeln: Ein betrunkener Mann verschaffte sich Zugriff zu einer Hütte, weil er im Warmen pinkeln wollte. Allerdings stahl er auch noch ein paar letzte Münzen, bevor er von der Security festgenommen wurde.
Von Hannah Steckelberg