Sie sind Segen und Fluch zugleich: Gute Vorsätze für das neue Jahr. So gut wie jeder nimmt sie sich vor, eingehalten werden sie jedoch selten. Wie es trotzdem klappen kann, den Schweinehund zu überwinden
Öfter joggen gehen, mehr aufs Geld achten und ab jetzt jede Vorlesung immer direkt im Anschluss zusammenfassen. Vorsätze, die unser Leben in naher Zukunft besser machen sollen, werden meistens zum Jahreswechsel hin beschlossen. Schließlich ist der Anfang eines neuen Jahres die ideale Gelegenheit, sein eigenes Leben mal so richtig umzukrempeln – oder?
Neujahrsvorsätze führen uns vor Augen, was wir an unserem Verhalten und unseren Gewohnheiten gerne ändern würden. Und indem wir den Beschluss fassen, in Zukunft alles besser zu machen, überzeugen wir uns davon, unser Leben im Griff und alles unter Kontrolle zu haben. Wahrscheinlich sind gute Vorsätze deswegen so beliebt. Doch so einfach und motivierend es sein mag, Pläne zu schmieden, so schwierig ist es, diese auch konsequent einzuhalten. Eine Studie der Jacobs University Bremen fand heraus, dass nur 30 Prozent aller Vorsätze eine Chance haben, auf längere Zeit zu überleben. Warum ist das so?
Das erste Problem liegt schon im Namen „Neujahrsvorsätze“: es sind eben nur Vorsätze. Locker und unverbindlich formuliert hört sich „sportlicher werden“ zwar ganz gut an, beinhaltet aber keinen konkreten Plan, wie das Ziel erreicht werden soll oder was das Ziel eigentlich ist. Deswegen ist nach ein, zwei Mal Joggen dann oft wieder Schluss mit dem Sport. Formuliert man sein Vorhaben jedoch präziser, zum Beispiel: „Jeden Donnerstag gehe ich nach der Vorlesung für eine Stunde zum Uni-Sport“, ist direkt ein Plan gemacht, der verfolgt werden kann. Wenn dazu noch ein genaues Ziel formuliert wird, wie: „Bis Juni werde ich einen Halbmarathon laufen können“, dann ist der Vorsatz auf bestem Wege, in die Tat umgesetzt zu werden.
Hilfreich kann dabei auch sein, anderen von seinen Zielen zu erzählen. Hält man seine Vorsätze geheim, wird es schwieriger, sie umzusetzen. Schließlich bekommt sonst niemand mit, wenn man mal wieder den ganzen Abend Netflix geschaut hat, statt Kram für die Uni zu erledigen, und es ist umso bequemer, den guten Vorsatz einfach links liegen zu lassen.
Ein weiterer Grund, weshalb wir Neujahrsvorsätze nicht einhalten, ist, dass wir meistens unrealistisch hohe Ansprüche an uns selbst stellen. Meist ist der Gedanke dabei, eine Veränderung, wenn es schon eine gibt, müsse natürlich auch entsprechend groß und bedeutend sein. Doch diese Denkweise führt schnell zum Scheitern. Wer sich als Schoko-Liebhaber vornimmt, im neuen Jahr kein einziges Stück der favorisierten Süßigkeit mehr zu essen, der wird sich an diese strenge Auflage vermutlich nicht so leicht halten können, wie wenn der Vorsatz lautet, sich von nun an nur noch einen Riegel pro Woche zu gönnen. Kleine Ziele sind also einfacher zu erreichen und gleichzeitig motivieren die ersten Erfolgsergebnisse dazu, weiterzumachen, wohingegen sich schnell Frust einstellen kann, wenn es mit dem einen großen Vorsatz nicht direkt klappt
Damit einher geht das Problem des „Ganz-oder-Gar-nicht“-Denkens. Oftmals meint man, man könne einen Vorsatz nur verfolgen, indem man ihn immer haargenau so ausführt, wie ursprünglich geplant. Wenn das einmal nicht genau so klappt, dann wird schnell der ganze Plan wieder verworfen. Doch darin liegt der springende Punkt: Etwas muss nicht immer entweder ganz oder gar nicht passieren. In vielen Situationen lassen sich Kompromisse finden, die am Ende doch zum Erreichen des persönlichen Ziels beitragen.
Letztendlich ist natürlich die eigene Willenskraft der ausschlaggebende Faktor, um einen guten Vorsatz einhalten zu können. Nur das eigene Gehirn kann uns dazu bringen, konsequent Handlungen auszuführen und uns neue Gewohnheiten anzueignen. Dazu gehören nicht nur ein ausreichend starker Wunsch, eine bestimmte Veränderung auch wirklich erreichen zu wollen, sondern auch Durchhaltevermögen und ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Wer diese Eigenschaft mitbringt, der kann sicherlich selbst die schwierigsten Vorsätze in Tat umsetzen – und das nicht nur zu Beginn des neuen Jahres.
Von Pauline Roßbach