Heidelberg hat viel Geld und viel vor. In den Bereichen Kultur und Freizeitgestaltung verfolgt der Gemeinderat eine lange Liste an Vorhaben
Es gibt wohl kaum gemütlichere Wege, den Abend zu verbringen, als bei einem entspannten Bier auf der Wiese den vorbeischippernden Booten und dümpelnden Enten zuzusehen. Dies soll im Sommer auch auf der anderen Seite des Neckars möglich werden. Das Projekt „Stadt an den Fluss“ unter Leitung des Ersten Bürgermeisters plant eine Neugestaltung des Neckarlauers auf Höhe der Stadthalle. Das wesentliche Ziel hierbei sei, „die Aufenthaltsqualität für die Besucherinnen und Besucher zu verbessern“, erklärt Alexander Krohn von der Stabsstelle der Initiative. Deswegen soll der Promenadenabschnitt möglichst barrierearm werden. „Künftig werden Beleuchtungselemente für ein angenehmes Ambiente sorgen.“ Zudem wird es neue Sitz- und Verweilmöglichkeiten geben – „unabhängig von gastronomischen Angeboten“, führt Krohn aus. Doch der umstrittene Neckartunnel, der anstelle der Bundesstraße entlang des Ufers geplant war und für den Oberbürgermeister Eckart Würzner seit Beginn seiner Amtszeit plädierte, wird in absehbarer Zeit nicht entstehen. Stattdessen sollen Fußgänger und Radwege mehr ausgebaut werden. In Bezug auf Hochwasser ist die Stabsstelle zuversichtlich. Es erfordere zwar „enorm viel Flexibilität im Bauablauf und in der Planung“, doch die Maßnahmen eröffneten auch neue Chancen für Schutzmaßnahmen.
Nur einen Steinwurf entfernt gehen die Baumaßnahmen weiter. Das Innere der Stadthalle soll zwei Jahre lang, beginnend Ende Juli, saniert werden. Mit einer optischen Annäherung an den Originalzustand, flexiblen Hubböden und einer verfeinerten Akustik solle eine „erheblich verbesserte Konzertsituation für Publikum und Künstler entstehen“, verkündet die Stadt in einer Pressemitteilung. Die Finanzierung sei durch mehrere Großspender gesichert. Für Veranstaltungen wie den Heidelberger Frühling und Stadthallenkonzerte des Universitätsorchesters bedeutet der Umbau zunächst eine Suche nach alternativen Aufführungsorten. Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing, versichert hierbei, dass dies alles in enger Rücksprache mit den Künstlern geschehe.
Im Zuge der Modernisierung werden Tagungen und Kongresse dauerhaft von der Stadthalle in die Bahnstadt umziehen. Dort ist ein repräsentatives neues Konferenzzentrum geplant. Der Bewegung von der Altstadt in südlichere Stadtteile folgt auch das Kulturzentrum Karlstorbahnhof. Eine entgültige Entscheidung über die Weiternutzung des jetzigen Gebäudes steht noch nicht fest, nur dass aufgrund des Denkmalschutzes keine Abriss- oder Umbauarbeiten erfolgen werden. Dies sei, neben verstärkten gesetzlichen Sicherheitsanforderungen, einer der Gründe für den Standortwechsel, erklärt Tobias Breier, Teil des Öffentlichkeits-Teams des Karlstor. „Sonst hätte man das alte Gebäude einfach den heutigen Anforderungen angepasst.“
Bis zur Neueröffnung soll das Programm dort weitergeführt werden, während der Übergangszeit sind Veranstaltungen unter dem Motto „Ab in den Süden“ an wechselnden Gast-Locations geplant. Christina Euler vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt erklärt zum Umzug in die Campbell Barracks, dass dieser „von zentraler Bedeutung für die Ausprägung einer neuen kulturellen Identität des Konversionsgebiets“ sei. Auch der Stadtteilverein Südstadt äußerte den Wunsch nach einer Einrichtung mit „gesamtstädtischer Relevanz“. Und obwohl der Karlstorbahnhof zunächst nur „schweren Herzens“ auf das Angebot einging, so gibt Breier zu, freue man sich nun, als „kultureller Motor an der Belebung eines neuen Standorts mitzuwirken.“
Von Nele Bianga