In drei Staffeln zum Lernerfolg: Für viele Studierende ist das Sprachenlernen mit Serien in Originalsprache eine entspannte Alternative. Unser Autor hat seine Kenntnisse beim Binge-Watching verfeinert
Serien in der Originalsprache zu schauen, ist zumindest für das Englische schon lange bei vielen zur Normalität geworden. Neben der zweifelhaften deutschen Synchronisation steht dabei häufig vor allem der Lerngedanke im Vordergrund. Die Idee: entspannt auf der Couch eine Serie genießen und nebenbei noch sein Vokabular und Sprachverständnis verbessern. Aber wie sieht das aus, wenn man seinen Horizont über Hollywood hinaus erweitern möchte? Por ejemplo en español.
Auf eine kurze Suchanfrage nach spanischsprachigen Fernsehprogrammen spuckt mir Netflix eine ganze Reihe an Serien aus, davon allein neun Netflix-Originalproduktionen. Grundsätzlich fällt auf, dass der Strea-mingriese sein Serienkontingent in den letzten Jahren stark international aufgestockt hat. Insgesamt dreißig eigene Produktionen aus aller Welt – von Frankreich bis Indien – lassen sich auf der Streamingplattform finden. Ich entschließe mich, zunächst mehreren Serien eine Chance zu geben und mich dann auf eine festzulegen.
Als erstes fällt mir „La casa de papel“ (Deutscher Titel: „Haus des Geldes“) ins Auge, von dessen Suchtfaktor mir schon zahlreiche Freunde berichtet hatten. Auf den ersten Versuch folgt dann aber zunächst Ernüchterung. Die Figuren reden nicht wie Sprachlehrer, sondern mit einem atemraubenden Tempo und verschlucken dabei noch jede zweite Silbe, sodass ich mit meinem A2-Niveau kaum etwas verstehe. Beim zweiten Versuch mit eingeschalteten spanischen Untertiteln klappt es dann schon besser. Die Serie handelt von einem Raubüberfall auf eine Banknotendruckerei in Madrid, erzählt aus der Sicht der Verbrecher. Nach und nach kommen dabei die Kniffe, mit denen die Verbrecher die Ermittler hinters Licht führen wollen, ans Licht. Von Sekunde Eins an spannend und mit zahlreichen Wendungen des Schicksals ist die Serie sehr sehenswert!
Daneben versuche ich mich auch noch an den Serien „Élite“ (mörderische Teenie-Serie) und „Ingobernable“ (mexikanisches Polit-Drama – Achtung, melodramatisch!). Da mich diese aber nicht wirklich packen, verbleibe ich bei meiner ersten Wahl.
Seit Beginn des Versuches sind meine neuen besten Freunde: Leo und Linguee. Spätestens bei jedem dritten Satz stoße ich auf ein Wort, ohne dessen Bedeutung mir der Sinn des Satzes schleierhaft bleibt. Doch so manche rätselhafte Redewendung kann ich selbst mit dieser Hilfe nicht lösen. Insgesamt fallen so zu jeder Folge zu Beginn 30 im Anschluss 15 bis 20 Minuten zusätzlich an, die ich mit Online-Wörterbüchern verbringe. Ein Umstand, die Sucht- und Entspannungswert der Serie um einiges drücken.
Sollte euch das zu anstrengend sein, hier noch ein weiterer Tipp: die amerikanische Serie „Narcos“, welche die Geschichte des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar dramatisiert nacherzählt. Hier wird zur Hälfte Spanisch und Englisch gesprochen, sodass das Anschauen flüssiger vorangeht und weniger an Vokabellernen erinnert.Schlussendlich lässt sich sagen, dass sich auch Spanischkenntnisse dank einer großen Auswahl an Serien mit Netflix gut verbessern lassen. Ein Sprachniveau von zumindest B1 wäre zwar von Vorteil gewesen, aber auch ich nehme aus dem Versuch viele neue Vokabeln und ein authentischeres Sprachgefühl mit. Viel förderlicher war jedoch die gesteigerte Präsenz der Sprache in meinem Leben, sodass ich auch im Spanischkurs mehr Spaß am Lernen hatte.
Sprachen lernen mit Netflix – auf meinem Level also ein guter Zusatz zum Sprachkurs. Ganz ohne geht es dann aber doch nicht.
Von Lukas Schwaab