Ist „71-Stunden-Ahmed“ ein ungewöhnlicher Name?
Keineswegs, so der Prinz des heißen Wüstenreichs. In seiner Heimat gebe es viele Menschen namens Ahmed.
Terry Pratchett, seines Zeichens Schöpfer der Scheibenwelt und Großmeister der komischen Literatur, nimmt in „Fliegende Fetzen“ allerlei an Klischees, Demagogie und Nationalismus aufs Korn. Das grelle Fantasy-Szenario dient dabei vor allem als reichhaltiger Fundus an ostentativ skurrilem Material, dem der Autor in beglückender Regelmäßigkeit einen sprühenden, oft auch beißenden Witz entlockt.
Die Geschichte ist angemessen verworren, auch wenn die Grundlinien schnell erzählt sind. Urplötzlich taucht eine versunkene Insel aus dem Meer auf und wird sogleich zum Zankapfel zwischen zwei rivalisierenden Nationen. Im umtriebigen Stadtstaat Ankh-Morpork, der stark an das frühindustrielle England erinnert, wird in Richtung des Arabien-Verschnitts Klatsch zünftig mit den Säbeln gerasselt. Als der klatschianische Prinz bei einem Besuch in Ankh-Morpork beinahe von einem Attentäter umgebracht wird, ist Sam Mumm, der kernige Kommandeur der Stadtwache, gefordert. Während die Hitzköpfe der ankhischen High Society einen Krieg mit dem Nachbarland anzetteln, folgt Mumm dem geheimnisvollen 71-Stunden-Ahmed in dessen Heimat.
Wer „Fliegende Fetzen“ liest, versteht, warum jeder achte Deutsche einen Pratchett sein Eigen nennt. Der Roman ist vor allem eine scharfe Beobachtung menschlicher Abgründe, Affekte und Absurditäten.
Von Lukas Jung
Lukas Jung studiert Philosophie und Politikwissenschaft. Er schreibt seit SoSe 2018 für den ruprecht – vor allem über Wissenschaft, Investigatives und Stadtentwicklung. Seit SoSe 2019 leitet er das Ressort Wissenschaft. ruprecht-Urgestein.