Der RNV bestellt 80 neue Straßenbahnen. Es bestehen Zweifel an ihrer Rollstuhlgerechtigkeit
Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) hat im Oktober 2018 in Mannheim erstmals ein Modell neuer Straßenbahnen vorgestellt, die ab 2021 Passagiere transportieren sollen. Insgesamt 80 Niederflurstraßenbahnen im Wert von 250 Millionen Euro wurden beim Hersteller Škoda bestellt. Zwar gelten die neuen Straßenbahnen als leiser, schneller und effizienter, doch Kritiker bemängeln die Barrierefreiheit der Straßenbahnen, unter anderem die AG Barrierefreiheit Mannheim, die bis Redaktionsschluss auf eine Anfrage nicht zu erreichen war.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) soll bis zum 1. Januar 2022 barrierefrei sein. Ein gesetzlich festgeschriebenes Ziel ist das aber nicht. Laut dem Personenbeförderungsgesetz müssen die Bedenken von Menschen mit Behinderung lediglich in die ÖPNV-Planung einbezogen werden.
Felix Berschin, Vorstandssprecher des Verkehrsclubs Baden-Württemberg, behauptet, dass Barrierefreiheit für alle gar nicht möglich sei, da verschiedene Betroffene verschiedene Bedürfnisse haben. Dass zum Beispiel „ein Sehbehinderter für den Stock eine Kante [braucht], ein Rollifahrer eben glatten Boden“, schaffe „1000 Themen, wo es Zielkonflikte gibt und man abwägen muss.“
Bei einer Informationsveranstaltung am 15. Januar wurden in Mannheim einige Änderungen am ursprünglichen Modell veröffentlicht. Die Mehrzweckfläche für Rollstühle soll vergrößert werden, die Bauhöhe reduziert und über den Mitteldrehgestellen wird es beim RNV-Modell eine Rampe anstatt von Stufen geben. Zudem kritisiert Berschin die größere Rollstuhlfläche, da dort mehr Sitzplätze geschaffen werden könnten, die für ältere oder gehbehinderte Personen vorteilhaft wären. Ein Kompromiss ist zum derzeitigen Stand (26. Januar) nicht absehbar.
Von Hannah Steckelberg